Alvi setzt auf Eigenverwaltung zur Zukunftssicherung
5. Juni 2025, 8:00
Alvi hat am 17. März 2025 ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beim zuständigen Amtsgericht beantragt. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. Juni 2025 eröffnet. Ziel des Verfahrens ist eine umfassende Restrukturierung des Unternehmens, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Marktposition nachhaltig zu stärken.
Die Eigenverwaltung hat das Gericht angeordnet. Damit bleibt die Geschäftsführung unter Aufsicht einer gerichtlich bestellten Sachwalterin handlungsfähig. Zur Sachwalterin ist die Rechtsanwältin Kristin Brocker bestellt. Die Geschäftsleitung wird im Rahmen des Verfahrens von Rechtsanwalt Henning Kölsch, Partner bei Reimer Rechtsanwälte in Hamburg, als Generalbevollmächtigtem begleitet. Kölsch ist ein erfahrener Sanierungsexperte und wird die Restrukturierung maßgeblich unterstützen.
Herausforderungen durch Konzernausfall und Marktveränderungen
Die Notwendigkeit der Sanierung ergibt sich insbesondere aus der Insolvenz der niederländischen Konzernmutter Nine & Co. im Juni 2024, die zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei Alvi führte. Hinzu kommt eine spürbare Kaufzurückhaltung der Kunden, die gesamtwirtschaftliche Eintrübung sowie massiv gestiegene Produktionskosten an dem Produktionsstandort in Polen. Auch der Rückgang der Geburtenraten im Kernmarkt Deutschland belastet das Geschäft erheblich.
Sanierungskonzept in Arbeit
„Die Geschäftsführung von Alvi holte uns frühzeitig an Bord. Das verschafft uns wichtigen Handlungsspielraum bei der Entwicklung möglicher Sanierungslösungen“, erklärt Henning Kölsch. Er zeigt sich zuversichtlich, dass das Verfahren in Eigenverwaltung eine tragfähige Zukunftsperspektive für das Unternehmen ermöglicht. Gemeinsam mit der Geschäftsführung wird aktuell ein Sanierungskonzept erarbeitet, das dem Gericht sowie den Gläubigern zur Entscheidung vorgelegt wird.
Investorenprozess läuft – Betrieb geht weiter
Die Gespräche mit potenziellen Investoren befinden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Eine renommierte M&A-Beratung begleitet den Investorenprozess. Es wird erwartet, dass bereits Anfang Juli eine Lösung zur Fortführung des Unternehmens präsentiert werden kann. Die weitere Entwicklung des Standorts Höxter, an dem derzeit 35 Mitarbeitende beschäftigt sind (davon 29 in Vollzeit), hängt von den Konzepten der möglichen Erwerber ab. Alvi, gegründet im Jahr 1961, zählt zu den führenden Marken im Bereich Babyschlafsäcke und textile Baby-Home-&-Sleep-Produkte in Deutschland. Der Geschäftsbetrieb am Standort Höxter sowie der Online-Handel laufen uneingeschränkt weiter.