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Danke für die Blumen … Ein Kommentar von Sibylle Dorndorf

10. Februar 2021, 0:00

Jetzt ist es raus: Die First Ladies in Bayern bekommen am Sonntag Blumen, schöne Sträuße und nicht das halb vergammelte einfallslos zusammengewurstelte Kraut, das man bei real, Edeka, Aldi und Lidl in den langen Wochen des Lockdown erwerben konnte.

Wie das, werden Sie fragen. Nicht gewußt? Es ist Valentinstag! Am 14. Februar – und nur dann! – werden in Bayern schnell mal alle Lockdownverordnungen ausser Kraft gesetzt, nach dem Motto: Wenn die Damen schon nicht zum Friseur gehen dürfen, dann sollen sie wenigstens Blumen haben.

Da hat sich das Bayrische Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales aber weit aus dem Fenster gelehnt. Man sehe ein „erheblich gesteigertes und bayernweites Versorgungsbedürfnis hinsichtlich Blumen“. Flugs hebelt man nicht nur das Ladenschlussgesetz aus, nein, man sorgt bei der genervten Bevölkerung für „Brot und Spiele“ und überreicht Blumen. Nett.

Mit dieser Ausnahme will das Sozialministerium aber nicht nur die am Valentinstag offensichtlich systemrelevante Versorgung mit Blumen gewährleisten, nein, man spürt quasi eine Art gesellschaftlichen Auftrag: „So kann trotz aller Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie an diesem Tag ein bisschen Normalität einkehren. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist es wichtig, dem Partner oder der Partnerin seine Wertschätzung zu zeigen und ihn oder sie zu verwöhnen“, lehnt sich Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner aus dem Fenster. Aha, schwant der Dame, dass nach und mit Corona nicht nur die Pleiten, sondern auch die Scheidungsraten in die Höhe schnellen werden? Plötzlich wird man erfinderisch und besinnt sich auf technische Neuerungen wie beispielsweise das Click oder Call & Collect. Das heisst, die gewünschten Blumen müssen vorher online oder per Telefon bestellt werden. Die Abholung bitte mit FFP2-Maske nach zugewiesenem Zeitfenster. Geht doch! Warum allerdings nur am Valentinstag, diese Frage müsste mir dann noch beantwortet werden. Der Bayrische Industrie- und Handelskammertag, nicht faul, wittert sofort Morgenluft und weist in diesem Zusammenhang visionär auf den Muttertag hin. Ja, Kaufanlässe muss man schaffen, liebe Händler, aber wenn die Lobby fehlt, dann hilft auch das nicht viel.

Sibylle Dorndorf