Mytoys schließt stationäre Geschäfte

7. März 2023, 10:42

Der Spielwarenhändler Mytoys stellt den Betrieb für seine Ladengeschäfte ein. Auch die Verwaltungszentrale in Berlin wird abgebaut. Rund 800 Mitarbeitende werden entlassen.

Die Otto Group hat entschieden, den Geschäftsbetrieb der Tochter Mytoys einzustellen. Die 19 stationären Geschäfte des Spielzeughändlers werden geschlossen. Ebenfalls aufgegeben wird die Mytoys-Verwaltung in Berlin. Die Maßnahmen sollen bis spätestens Februar 2024 umgesetzt sein. Sebastian Klauke, im Konzernvorstand der Otto Group für den E-Commerce verantwortlich, sagte, dem Unternehmen sei diese Entscheidung äußerst schwergefallen. „Mit Blick auf das über Jahre defizitäre Geschäftsmodell blieb uns jedoch auch nach intensiver Prüfung keine andere Alternative“, erklärte er. Betroffen von den Standortschließungen sind rund 800 Mitarbeiter. Die Geschäftsführung werde gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Interessenausgleich und einen Sozialplan verhandeln, um die Folgen der Entscheidung für die Mitarbeitenden abzumildern, teilte das Unternehmen mit.

Das Geschäft von Mytoys lief schon seit Jahren schlecht. Die beiden Boomjahre für den Onlinehandel in der Coronpandemie hatten das aber zeitweise übertüncht. Im vergangenen Jahr jedoch fiel der Umsatz im gesamten deutschen Onlinehandel nach Angaben des BEVH um 8,8 Prozent.

Das hat offenbar auch die Situation bei Mytoys eskalieren lassen. Zumal nach den Zahlen des BEVH inebsondere Familien mit Kindern wegen der steigenenden Belastungen im vergangenen Jahr ihre Ausgaben im E-Commerce zusammengestrichen haben. So gingen die Ausgaben für Onlinekäufe gerade in den mittleren Altersgruppen zweistellig zurück.

Genaue Zahlen zu Mytoys nennt die Otto Group nicht. Sie teilte jedoch mit, dass das Unternehmen „trotz mehrfacher strategischer Neuausrichtungen und hoher Investitionen“ keine solide wirtschaftliche Performance und nicht die erforderliche, nachhaltige Rentabilität erreicht habe.

Der Erfolg eines unbedingt erforderlichen Turnarounds, verbunden mit weiteren hohen Investitionen und steigenden Kosten- und Marktdruck, ist vor diesem Hintergrund weder seriös noch realistisch, heißt es bei Otto.

Die Mytoys-Gruppe hatte im Geschäftsjahr 2021/22 einen Umsatz von 905 Millionen Euro ausgewiesen, der damit nur 1,2 Prozent über dem Umsatz des Vorjahres gelegen hatte. In diesem Umsatz ist aber auch der Shoppingclub Limango eingeschlossen, der von der Einstellung nicht betroffen ist.

Limago war im gleiche Zeitraum um 13 Prozent gewachsen und hat damit die Schwelle von 400 Millionen Euro überschritten. Das bedeutet, dass Mytoys wohl schon damals Umsatz verloren hat und wieder unter die Marke von 500 Millionen Euro gefallen ist. Dieser Trend dürfte sich im aktuelle Geschäftsjahr verschärft haben.

Die Marke Mytoys will die Otto Group jedoch weiterführen. Unter ihr sollen Spielwaren auf der Plattform otto.de angeboten werden. „Die Transformation von otto.de zur Plattform schreitet zügig voran“, sagte Otto-Vorstand Klauke. „Wir wollen den Erfolg des Marktplatzmodells nutzen, um der Bedeutung des wachstumsstarken, aber eben auch wettbewerbsintensiven Segments Spielwaren künftig noch stärker Rechnung tragen. „

(Quelle: Handelsblatt)