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Wehret den Anfängen – Kommentar und Stellungnahme zur ARD-Sendung Monitor am 03.12.2020

7. Dezember 2020, 11:00

Wer am 03.12.2020 in der ARD die Sendung Monitor verfolgt hat, der konnte und wollte seinen Augen nicht trauen. Drehort und Schauplatz unglaublichen Geschehens war Bautzen, nicht nur Corona-Hot Spot, sondern offenbar auch Dreh- und Angelpunkt von Corona-Leugnern, Verschwörungsideologen, Rechtsradikalen und Jüngern fraglicher religiöser Zusammenschlüsse.

Nun mag man sagen: Das ist nicht neu. Denn die scheinbar beschauliche große Kreisstadt in Sachsen zeigt bereits seit geraumer Zeit ein recht hässliches Gesicht. „Immer wieder Bautzen“ titelte der Spiegel bereits im Jahr 2016, als eine Gruppe minderjähriger Flüchtlinge durch die Stadt gehetzt wurde.

Spätestens da hätte jedem klar sein müssen: Bautzen hat ein Problem. Ein Problem, das aus heutiger Sicht viel schlimmer ist als Corona. Im Zentrum des Geschehens ein Spielwarenladen. Der „Holzwurm“, geführt von Veit Gähler. An der Eingangstür zu seinem Geschäft hängt ein nicht zu übersehendes Schild „Ohne Maske willkommen!“. Im Geschäft heile Spielwarenwelten. Im Schaufenster unter anderen fragwürdigen Titeln ein Buch aus dem Programm des extrem rechten Kopp Verlages. Der Titel: „Staats-Antifa“. Auf dem Buch hat Gähler eine Spielzeugwaffe dekoriert.

In Bautzen scheint sich niemand groß darüber zu wundern. Warum auch?  „spiel und zeug“ führt Veit Gähler nach eigenen Angaben auf seiner Homepage. Was der Unternehmer unter „Zeug“ versteht, muss sich nach der Monitor-Sendung nicht nur der Arbeitskreis für Richtiges Spielzeug, ARS, fragen lassen, dem Veit Gähler angeschlossen ist. Im ARS-Gremium zeige man sich verwundert über den Bericht, ist der Stellungnahme vom 04.12.2020 zu entnehmen. Man verweist unter anderem auf die Meinung des Einzelnen in unserer Gesellschaft, die man zulassen müsse. Zwischen Meinungsfreiheit und dem, was in Bautzen geschehen ist und geschieht, liegen um es vorsichtig zu formulieren, Welten.Veit Gähler und seine Frau scheinen seit 2015 tragende Rollen in einem Geflecht zu spielen, das mittlerweile Dimensionen angenommen hat, die dem ARS, will er nicht selbst Schaden nehmen, sicher mehr abverlangen wird als das, was bis jetzt offiziell verlautbart wurde. Wie auch immer die Konsequenzen aussehen, die man nach Anhörung von Veit Gähler und Beratungen im Vorstand und Aufsichtsrat möglicherweise ziehen wird: Es wird nicht einfach sein, zu belegen, dass man von nichts gewusst habe. 

In Bautzen und Umgebung ist Veit Gähler kein Unbekannter. Die Medienrecherche liefert zahlreiche Beispiele für sein „Engagement“, die Sächsische Zeitung berichtet regelmäßig. Gähler ist auf Corona-Demos zu sehen, er bewegt sich im Kreis einer Stadtgesellschaft, die in Bautzen offensichtlich viel zu sagen hat. Die Botschaft ist eindeutig. Missverständnisse sind ausgeschlossen. 

Wehret den Anfängen. Auf der Homepage des ARS arseg.de steht zu lesen: „Wir sind nicht nur Händler, sondern Enthusiasten. Dem Arbeitskreis für Richtiges Spielzeug gehören die besonderen Spielwarenhändler an; mit einem Blick für Ästhetik und dem Fokus auf Qualität und Materialien …“ 

Möge das so bleiben. Einen friedvollen Advent wünscht 

Sibylle Dorndorf 

 

Stellungnahme
Die ARS-Geschäftsstelle in Fürth nahm am 04.12.2020 wie folgt Stellung:  

„Liebe Mitglieder des ARS,

im Namen des Aufsichtsrates möchte ich eine kurze Stellungnahme abgeben.

Mit großer Verwunderung haben wir den gestrigen Fernsehbeitrag in der Sendung Monitor (ARD) gesehen. Unser langjähriges Mitglied und ehemaliger Vorstand Veit Gähler – Holzwurm Bautzen wird in dem Bericht, speziell als Spielwarenhändler, mit den Corona-Maßnahmen und seinem Umgang damit kritisch betrachtet. Weiterhin wird in dem Beitrag darauf hingewiesen und in Bildern gezeigt, dass in besagtem Spielwarengeschäft politische Schriften und Bücher vertrieben und beworben werden, welche klar dem rechten Spektrum zuzuordnen sind.

Um erst einmal klarzustellen, wir dürfen die Meinung der Einzelnen in unserer Gesellschaft zulassen und können uns damit kritisch auseinandersetzen. Wir jedoch, als Gremium des Spielwarenverbandes ARS, sind der Meinung, dass dies keinesfalls die Position und Denkweise unserer Mitglieder darstellt. Wir distanzieren uns daher deutlich von derartigen Aussagen und politischen Botschaften im Namen unseres Verbandes.

Wir werden von Verbandsseite aus das Gespräch mit Veit Gähler suchen und danach im Aufsichtsrat, zusammen mit dem Vorstand, beraten.

Es gilt von unserer Seite auch nochmals die Information, dass Veit Gähler nicht mehr als Vorstand für unseren Verband in der Verantwortung steht.

Im Namen des Aufsichtsrates

Kai Pinkert“