Anzeige

++ Coronavirus ++ Kanz Financial Holding GmbH und Spielwaren Kurtz insolvent

2. April 2020, 17:00

Die Kanz Financial Holding GmbH hat für sich und ihre Gesellschaften beim Amtsgericht Tübingen einen Insolvenzantrag gestellt. Am 31.03.2020 wurde Rechtsanwalt Tobias Wahl von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter aller Gesellschaften bestellt. Unter dem Motto „Alles rund ums Kind“ produzieren und vertreiben die Unternehmen der Holding weltweit Bekleidung, Accessoires und Spielzeug für Babys, Kinder und Teens. Auch das Stuttgarter Traditionsgeschäft Spielwaren Kurtz ist ein Teil der KFH.

Mit verantwortlich für diese Negativentwicklung seien auch die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die KFH. Der Geschäftsbetrieb an den über 40 Verkaufsstellen ist derzeit aufgrund der vom Land Baden-Württemberg verhängten Restriktionen stillgelegt. Mit den Schließungen verbunden ist ein hoher Umsatzeinbruch bei nahezu gleichbleibenden Kosten. Die Krise trifft die KFH in einer Phase, in der sie sich neu aufstellen musste, da ein wichtiges Lizenzgeschäft weggefallen ist. Hinzu kommt, dass der Markt für Baby- und Kinderbekleidung seit einigen Jahren erheblichen Verschiebungen ausgesetzt ist. Gleichzeitig steigen Produktionskosten und Mieten und sorgen somit für einen sinkenden Umsatz und geringere Margen. 

Aus diesen Gründen sahen sich die Geschäftsführer für die Gesellschaften Kanz Financial Holding GmbH, Junior Brands Group GmbH, Kids Fashion Group GmbH & Co. KG sowie der Kids Retail Group GmbH mit den Tochterunternehmen S&D GmbH, Spielwaren Kurtz GmbH und Build a Bear Deutschland GmbH gezwungen, Insolvenzanträge zu stellen.

Derzeit verschafft sich der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl mit seinem Team einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der KFH mit ihren Gesellschaften. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb der auf Kindertextilien und Spielwaren spezialisierten Gesellschaften sowie der Holding zu stabilisieren und neu auszurichten. Dabei liegt zunächst ein verstärkter Fokus auf der Sicherung des Großhandels. Wann die über 40 eigenen Einzelhandelsfilialen der Kids Retail Group GmbH wieder eröffnen, ist aufgrund der Corona-Restriktionen noch nicht abzusehen. 

Die rund 420 Mitarbeiter in den deutschen Gesellschaften erhalten derzeit aufgrund der Corona-Pandemie ihre Löhne und Gehälter über das Kurzarbeitergeld von der Bundesagentur für Arbeit. Die Beschäftigten wurden in einer Rundmail über die Insolvenz sowie die weiteren Schritte informiert.

Gemeinsam mit der Geschäftsführung, die von dem sanierungserfahrenen Rechtsanwalt Gunnar Müller-Henneberg von der auf Sanierung spezialisierten Kanzlei Schultze & Braun begleitet und beraten wird, arbeitet der vorläufige Insolvenzverwalter nun mit Hochdruck daran, die KFH und ihre Gesellschaften für die Zeit nach Corona optimal aufzustellen. Dazu sollen in den kommenden Wochen und unter stetiger Prüfung der aktuellen Situation im Handel konkrete Maßnahmen definiert und umgesetzt werden. Dazu zählt auch die Überlegung, inwieweit die in der vergangenen Woche endgültig verabschiedeten staatlichen Hilfsprogramme für die Restrukturierung genutzt werden können.