Traditionsreicher britischer Spielzeughändler Hamleys steht kurz vor dem Verkauf

18. April 2019, 0:00

Indischen und britischen Zeitungen zufolge befinden sich die Gespräche über den Verkauf von Hamleys an den größten indischen Handelskonzern Reliance Retail in der Endphase. Die Übernahme des 250 Jahre alten Spielzeug-Einzelhändlers würde Reliance und damit Indien einen bedeutenden Einstieg in den globalen Spielzeugmarkt ermöglichen.

Hamleys ist der älteste und bekannteste Spielwarenhändler der Welt. 1760 von William Hamley als „Noahs Ark“ in High Holborn, London, gegründet, zog das Geschäft 1881 an den heutigen Standort in der Regent Street um. Dieser Flagshipstore erstreckt sich über sieben Stockwerke und bietet mehr als 50.000 Spielzeugmarken an. Das Geschäft gilt als eine Touristenattraktion und wird jährlich von etwa fünf Millionen Besuchern aufgesucht. Die Kette verfügt heute über 129 Filialen in Europa, Asien, Mexiko, dem Mittleren Osten und Südafrika. Reliance hat bereits einen Master-Franchisevertrag mit Hamleys für den indischen Markt und verfügt über 80 Filialen in 32 Städten. Weitere Hamleys-Stores sollen zeitnah eröffnet werden.

Im Jahr 2003 wurde Hamleys von der Baugur Group, die 68,8 US-Millionen Dollar für das Unternehmen bezahlt hatte, von der Londoner Börse genommen. Im Jahr 2012 wurde es für 78,4 US-Millionen Dollar an die Groupe Ludendo, ein französisches Unternehmen, verkauft. Diese Übernahme brachte die Groupe Ludendo in große, finanzielle Schwierigkeiten und führte zum Verkauf von Hamleys für etwa 150 Millionen US-Dollar an C.banner International im Jahr 2015.

Wie viele anderen Spielwarenhändler auch, leidet Hamleys unter der Online-Konkurrenz. Dazu kommt die Unsicherheit bezüglich des Brexits und der Rückgang des Verbrauchervertrauens in Großbritannien. C.banner war es nicht gelungen die starken Umsatzrückgänge aufzufangen und ein Online-Strategie zu entwickeln. So war bereits im Oktober des letzten Jahres die Bereitschaft zum Verkauf signalisiert worden. Hamleys berichtete 2017 über einen Verlust von 15,6 Millionen US-Dollar und einen Umsatz von 86,5 Millionen US-Dollar.

Die Strategie von Reliance Retail ist es, globale Einzelhandelsmarken in das Land zu holen. Es sind in der Regel Joint Ventures oder Franchise- und Markenlizenzvereinbarungen. So verfügt sie beispielsweise über ein 50-50-teiliges Joint Venture mit Marks & Spencer in Indien und ein ähnliches mit Grand Vision aus Großbritannien. Darüber hinaus bestehen über 40 Markenlizenzvereinbarungen mit einer Vielzahl bekannter Marken, darunter Steve Madden, Superdry, Villeroy & Boch (Tablewear), West Elm (Möbel), Quicksilver (Sportunternehmen) Replay (Denimmarke Europas), Paul Smith, Salvatore Ferragamo, Brooks Brooks Brothers, Kate Spade, und anderen.