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Vor allem organisierte Ladendiebstähle belasten deutschen Handel

27. Juni 2016, 7:00

Die Inventurdifferenzen im Einzelhandel sind im vergangenen Jahr auf vier Milliarden Euro gestiegen. Hauptursache sind mit einem Anteil von rund 55 Prozent weiterhin Ladendiebstähle, vor allem der organisierte Ladendiebstahl beziehungsweise  Bandendiebstahl macht den Händlern zu schaffen.

Bei den Sicherheitsmaßnahmen hat die offene Kameraüberwachung aktuell die oberste Priorität und damit die Mitarbeitertrainings von ihrem Spitzenplatz vertrieben. Nach einer Studie des EHI Retail Institute, Köln (EHI) sind die finanziellen Schäden durch Ladendiebstähle im Jahr 2015 um rund 100 Millionen gestiegen.

Die EHI-Experten schätzen, dass auf Ladendiebstähle durch Kunden Verluste von rund 2,24 Milliarden Euro zurückzuführen sind. Den eigenen Mitarbeitern werden knapp 810 Millionen Euro angelastet und Lieferanten sowie Servicekräften werden etwas mehr als 340 Millionen Euro an Warenverlusten im Jahr zugerechnet. Die restlichen 640 Mio. Euro entfallen auf organisatorische Mängel. Die durchschnittliche Inventurdifferenz beträgt ein Prozent vom Umsatz, weitere Kosten entstehen durch Investitionen von rund 1,3 Milliarden Euro in Technik und Personal zum Diebstahlschutz. Insgesamt gehen dem Einzelhandel durch Inventurdifferenzen und Investitionen zu deren Vermeidung 1,3 Prozent des Umsatzes bzw. absolut rund 5,3 Milliarden Euro verloren.

Im Durchschnitt gibt der Handel wieder gut 0,3 Prozent vom Umsatz für Sicherheitsmaßnahmen aus. Die größte Steigerungsrate besteht bei der offenen Kameraüberwachung, die für mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen zukünftig oberste Priorität hat. Nach wie vor kommt aber auch der Schulung und Sensibilisierung von Personal eine Schlüsselrolle zu, um Ladendiebstahl zu minimieren.

Diebstahlrenner sind vor allem Parfüms und Kosmetika, Rasierklingen, Tabakwaren, Spirituosen, Wein und Sekt, Zeitschriften, aber auch Kaffee und Babynahrung. Im Bekleidungshandel sind aktuell neben den üblichen Accessoires wie Gürteln und Tüchern vor allem hochwertige Damenmarken sowie Funktionsbekleidung bei Dieben beliebt. Im Elektronik-Bereich zeigt sich ein hoher Schwund bei Tonträgern, Smartphones samt Zubehör, Speicherkarten, Druckerpatronen und Elektrokleingeräten. Baumärkte nennen unter anderem Akku-Schrauber, Werkzeuge und LED-Leuchtmittel als Diebstahlrenner.

An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 118 Unternehmen mit insgesamt 20.097 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von 72,8 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der beteiligten Geschäfte beträgt 1.150 Quadratmeter.