Am 21. Juli hat die Jury „Spiel des Jahres“ die drei Hauptpreise im Rahmen ihrer Preisverleihung bekanntgegeben.
Das Spiel des Jahres 2024 ist „Sky Team“ von Luc Rémond, erschienen beim kanadischen Hersteller Scorpion Masque mit dem Vertrieb für den deutschsprachigen Raum durch Kosmos. In Sky Team versuchen zwei Spieler, Pilot und Copilot, einen Flieger sicher zu landen. Das geht nur kooperativ und in guter Absprache, die hier nonverbal verläuft. Die Spieler geben durch Würfeleinsatz dem anderen indirekt Informationen, wie die Landung gelingen kann. Kommunikation mit dem Tower, Drosselung der Geschwindigkeit, das Ausfahren der Landeklappen und manches mehr müssen berücksichtigt werden. Über 20 verschiedene Manöver mit wechselnden Anforderungen stehen bereit. Dabei steigert sich der Schwierigkeitsgrad. Das Spiel ist äußerst innovativ und fordert die zwei Spieler stets aufs Neue.
Das Kinderspiel des Jahres 2024 ist „Die magischen Schlüssel“ von Arno Steinwender & Markus Slawitscheck, erschienen beim südkoreanischen Hersteller Happy Baobab mit dem Vertrieb für den deutschsprachigen Raum durch Game Factory Im Märchenwald entdecken die Abenteuer suchenden Kinder viele Schlüssel, die wie Pilze aus dem Boden sprießen. Passen sie in die Schatztruhe? Das ist jedes Mal die entscheidende Frage. Mit einem vernehmlichen Klicken hebt sich der Deckel und ermöglicht den Zugriff auf Edelsteine. Bleibt die Truhe geschlossen, hat der Schatzsucher Pech gehabt. Der Reiz liegt im „push your luck“-Mechanismus, ob man sich mit wenig zufriedengibt oder nicht. Spannend ist das kindgerechte Setting mit magischen Schlüsseln und einer handlichen Schatztruhe, die sich wie von Zauberhand öffnet oder verschlossen bleibt.
Das Kennerspiel des Jahres 2024 ist „e*Mission“ von Matt Leacock & Matteo Menapace, erschienen bei Schmidt. „Nur noch kurz die Welt retten“ ist das Projekt bei diesem kooperativen Spiel. Jeder verkörpert eine andere Großmacht mit all ihren Möglichkeiten und Problemen. So arbeitet Europa am Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und auch die anderen haben ihre individuellen Voraussetzungen. Kartenbasiert versucht jeder Spieler, eigene Projekte zu gestalten und zu verbessern. Dabei müssen Synergieeffekte zwischen den Global Playern geschaffen werden. Wenn das nicht gelingt, versinkt die Welt im CO2-Chaos und das Spiel ist verloren. Der sehr realistische Verlauf kann bei Misslingen betrüben, aber auch Ansporn sein, besser zu kooperieren. Dann ist der erwünschte Lerneffekt erreicht.
Die drei Spiele haben in ihrer jeweiligen Kategorie ihre Auszeichnung verdient. 2024 ist ein guter Jahrgang. Auffällig bleiben drei Aspekte: Zum ersten Mal wurde ein reines Spiel für nur zwei Personen mit dem „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet. Das gab es in der 45-jährigen Geschichte des Preises nie zuvor. Dadurch wird dieser Zielgruppe Tribut gezollt. Es ist sicher der ungewöhnliche, spannende Spielmechanismus, der den Ausschlag gegeben hat. Auffällig ist, dass zwei der drei Hauptpreise kooperativ sind. Das ist nicht ganz neu und wurde in jüngster Vergangenheit wiederholt ausgezeichnet. Ich sehe darin aber auch einen Spiegel der Zeit, dass nicht nur im harten Wettkampf, sondern auch im gemeinsamen Lösen von Aufgaben Wirklichkeit gemeistert werden kann. Kooperative Spiele werden immer besser und anspruchsvoller.
Bei den drei Hauptpreisträgern und auch bei den weiteren sechs nominierten Spielen gibt es keinen einzigen deutschen Autor. Die Auszeichnung „Spiel des Jahres“, weltweit hoch anerkannt, ist mittlerweile äußerst international geworden. Natürlich muss ein ausgezeichnetes Spiel lokalisiert sein, aber der Fundus, aus dem Verlage schöpfen können, wird immer größer. Die Qualität wächst.