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TIE und DVSI prangern unsichere Spielzeuge an

22. Februar 2024, 16:55

Mit Dumpingpreisen und aggressiven Werbestrategien ist die chinesische Online-Shopping-App Temu in der EU auf dem Vormarsch und macht seit April 2023 auch in Deutschland Furore. In vielen europäischen Ländern ist Temu die beliebteste kostenlose Shopping-App. Da es sich allerdings bei den Angeboten meist um billig produzierte Ware fragwürdiger Qualität handelt, kann man auch kaum von einer nachhaltigen Produktion und sicheren Produkten ausgehen. Dass diese Kritik berechtigt ist, belegt ein vom europäischen Spielwarenverband Toy Industries of Europe (TIE) durchgeführter Testkauf auf dem Online-Marktplatz.

Im Rahmen dieses Testkaufs hat der TIE auf dem Online-Marktplatz 19 Spielzeuge gekauft und überprüfen lassen, 95 Prozent davon, nämlich 18, verstoßen gegen EU-Sicherheitsvorschriften und stellen ein Sicherheitsrisiko für Kinder dar. Dieses Ergebnis betätigt die Ergebnisse einer groß angelegten Einkaufsinitiative von TIE auf mehreren Marktplätzen aus dem Jahr 2020. TIE und der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie e.V. (DVSI) fordern daher Gesetzgeber und Behörden auf, gegen den Verkauf von unsicherem Spielzeug, das von nicht in der EU ansässigen Anbietern verkauft wird, auf Onlineplattformen vorzugehen. Die derzeitige Überarbeitung der EU-Richtlinie zur Spielzeugsicherheit könnte für Spielzeug diese Gesetzeslücke schließen helfen, die den Verkauf von Spielzeug ermöglicht, für dessen Sicherheit kein EU-Wirtschaftsakteur verantwortlich ist.

Zu den Gefahren des bei Temu gekauften Spielzeugs gehören laut Test Schnittwunden, Ersticken, Strangulieren, Stichwunden und chemische Risiken. Eine Rassel für Babys beispielsweise birgt mehrere Sicherheitsrisiken, darunter scharfe Kanten an den Metallglöckchen (Gefahr von Schnittwunden), Kleinteile (Gefahr durch Ersticken) und starre Ausbuchtungen am Spielzeug, die zu Blockaden oder Verstopfungen im Verdauungstrakt führen können. Bei einem Schleim-Spielzeug lag der Gehalt an Bor elfmal höher als der gesetzliche Grenzwert für Spielzeug. 18 dieser beim Testkauf erworbenen 19 Spielzeuge wiesen keine EU-Adresse auf, was auch nach der EU-Marktüberwachungsverordnung vorgeschrieben ist.

Nach Ansicht von DVSI und TIE liegt das Problem bei Online-Anbietern wie beispielsweise Temu  bei Drittanbietern, die ihren Sitz außerhalb der EU haben und daher für die Sicherheit nicht in der Verantwortung stehen. Und der Rechtsrahmen der EU deckt diese Situation nicht ab. Die jüngsten Gesetzesänderungen wie das Gesetz über Digitale Dienste können zu einer besseren Durchsetzung gegenüber EU-Verkäufern führen, schließen aber nicht die Lücke für Verkäufer außerhalb der EU. 

Catherine Van Reeth, Generaldirektorin von Toy Industries of Europe, sagt, dass die EU bessere Regeln gegen den Verkauf von gefälschtem und unsicherem Spielzeug entwerfen – und durchsetzen – muss: „Die EU hat die weltweit strengsten Regeln für die Sicherheit von Spielzeug. Auf Online-Plattformen können Nicht-EU-Verkäufer aber weiterhin unsicheres Spielzeug verkaufen, das Kinder gefährdet.“ Auch der DVSI weist seit Jahren auf die Diskrepanz zwischen den Anforderungen hin, die EU- und nationales Recht an die in der EU ansässige Spielwarenindustrie stellen, und dem bunten Treiben von dubiosen Drittanbietern auf Online-Plattformen. „In den letzten Jahren“, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil, „stammten die als gefährlich eingestuften Spielwaren oft aus unseriösen Quellen und/oder von dubiosen Herstellern, die europäische Sicherheitsstandards missachten und die Plattformökonomie für sich nutzen. Es kann aber nicht sein, dass europäische Hersteller mit immer mehr Regularien zu kämpfen haben, während die Plattformökonomie trotz Digital Services Act immer noch eine Spielwiese für unlauteren Wettbewerb durch unseriöse außereuropäische Anbieter bleibt.“

Als Antwort auf die TIE-Untersuchungsergebnisse hat Temu wohl Maßnahmen ergriffen und die betreffenden Spielzeuge von der Plattform genommen. Doch gibt es weiterhin unzählige andere unsichere Spielzeuge, die nicht gefunden werden und unkontrolliert in die Hände der Verbraucher in der EU gelangen. Die EU brauche gezieltere Rechtsvorschriften, um Kinder zu schützen und seriösen Spielzeugherstellern einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Die Überarbeitung der Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug mit dem Ziel einer EU-Verordnung biete eine Gelegenheit, dies in Angriff zu nehmen.

dvsi.de

toyindustries.eu