DVSI, BVS und Circana berichten bei ihrer Jahrespressekonferenz gemeinsam über 2023
Die Spielwarenbranche bleibt von der aktuellen Krise nicht unberührt. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsinstitut Circana. In der Jahrespressekonferenz der Spielwarenbranche, die der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels e.V. (BVS), der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie e.V. (DVSI) und Circana am 28. November gemeinsam ausrichteten, gab Joachim Stempfle, Executive Director Toys bei Circana, genaue Zahlen und Fakten für 2023 bekannt. So hätten sich die wirtschaftlichen Herausforderungen, darunter massiv gestiegene Energie- und Personalkosten, hohe Inflation und Unsicherheiten bei den Verbrauchern, negativ auf die Umsätze in der Branche ausgewirkt. Bis einschließlich Oktober verzeichnete die Branche einen Umsatzrückgang von 4 Prozent. Trotzdem schneidet die Spielwarenbranche im Vergleich zu anderen Bereichen relativ gut ab. In Deutschland zeigt sich ein allgemeiner Umsatzrückgang über verschiedene Vertriebskanäle, wobei Hypermarkets am stärksten betroffen sind. Dies ist auf das außergewöhnliche Wachstum während der Corona-Jahre und die Rückkehr der Verbraucher zu anderen Einkaufsmöglichkeiten zurückzuführen. Die Auflösung der Real Geschäfte hat ebenfalls zu starken Veränderungen geführt.
Blick auf die Top 10 Spielwaren 2023
Unter den Top 10 der umsatzstärksten Lieferanten verzeichnet nur Amigo ein starkes Wachstum von über 40 Prozent aufgrund des anhaltenden Trends bei Pokémon Trading Cards. Hingegen weisen große Hersteller wie Lego, Mattel, Simba, Tonies, Hasbro, Playmobil, Schleich und Kosmos rückläufige Ergebnisse im bisherigen Jahresverlauf auf. Ravensburger konnte durch die Einführung neuer Produkte wie Disney Lorcana Trading Cards, die Pokémon Lizenz und das Tiptoi Lernsystem rückläufige Serien ausgleichen und erreichte somit ein Ergebnis wie im Vorjahr.
Lizenzen sehr beliebt
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation verzeichnet das Lizenzgeschäft lediglich einen Rückgang von -2 Prozent, was im Vergleich zu nicht lizenzierten Spielwaren deutlich geringer ist. Dadurch hat der Umsatzanteil der Lizenzen in Deutschland einen Rekordwert von 26 Prozent erreicht. Beliebte Lizenzthemen wie Disney, zusätzliche Produkte zu Pokémon Trading Cards, Gabby’s Dollhouse im Vorschulbereich, Minecraft und Avatar-Spielwelten tragen erheblich zum zusätzlichen Umsatz bei.
Der Spielwarenhandel bleibt optimistisch
Die kommenden Wochen sind entscheidend, aber aufgrund der verbesserten Warenversorgung und einer vollständigen vorweihnachtlichen Einkaufswoche aufgrund des Weihnachtstermins am Sonntag wird erwartet, dass viele Geschenke noch rechtzeitig unter den Weihnachtsbaum gelangen. So bleibt der Blick auf das diesjährige Weihnachtsgeschäft trotz rückläufigem Spielwarenumsatz in 2023, bedingt durch steigende Kosten und Sparverhalten der Konsumenten, optimistisch. Laut einer Umfrage im Auftrag des BVS haben Deutsche im vergangenen Jahr durchschnittlich 148 Euro für Spielzeug pro Kind (3-12 Jahre) an Weihnachten ausgegeben. Für das gesamte Jahr 2023 erwartet der BVS einen Umsatzrückgang von etwa 4 Prozent über alle Vertriebswege, was zu einem Inlandsmarktrückgang auf 4,5 Milliareden Euro führen würde. Der Geschäftsführer des BVS, Steffen Kahnt, betonte im Rahmen der Veranstaltung die bedeutende Rolle der Spielwarenhändler dabei, Träume zu verkaufen und Glücksmomente zu schenken. Besonders in Zeiten, in denen sich Menschen auf Familie und heimische Geborgenheit besinnen.
Die Industrie zeigt sich skeptisch und zuversichtlich zugleich
Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des DVSI, erläuterte im Rahmen der Branchenkonferenz, dass die Mitgliedsfirmen des DVSI die schwache Inlandsnachfrage und die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen deutlich spüren. Laut der jährlichen Branchenstudie DVSI INDEX 2023/2024 erwarten nur 22 Prozent der befragten Unternehmen eine Umsatzverbesserung in diesem Jahr, während 21 Prozent mit gleichbleibenden Umsätzen rechnen. Für 57 Prozent der Unternehmen hinterlässt die Gesamtlage Spuren in ihren Bilanzen. Trotzdem zeigen einige Sortimentsbereiche, wie Spiele & Puzzles sowie Plüschprodukte, auch 2023 positive Entwicklungen. Große Hersteller erwarten ein leichtes Umsatzplus von +1,5 Prozent. Mittel- bis langfristig fühlt sich die Branche, insbesondere Großunternehmen, laut Umfrage gut aufgestellt, um auf den Wachstumspfad zurückzukehren. 32 Prozent der befragten Hersteller bewerteten ihre Aufstellung für die nächsten Jahre als gut oder sehr gut. Themenschwerpunkt des diesjährigen DVSI INDEX war „Standort Deutschland“. Die befragten Spielwarenhersteller bewerteten dabei verschiedene Faktoren wie Verkehrsinfrastruktur, Arbeitskosten und Steuern als entscheidend für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Obwohl sie die Lebensqualität und Umweltstandards in Deutschland loben, kritisieren sie die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. 74 Prozent der Hersteller gaben an, die Wirtschaftspolitik als „ausreichend“ oder „mangelhaft“ zu betrachten, und 91 Prozent sehen eine mehr oder weniger starke Verschlechterung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren. Die Spielzeughersteller fordern deshalb den Abbau von Bürokratie, die Ausweitung des Energieangebots, Lockerungen am Arbeitsmarkt und steuerliche Anreize für Unternehmensinvestitionen. Zudem erwarten sie ein konsequenteres Vorgehen gegen unsichere Importe, insbesondere über Online-Kanäle. Die wirtschaftlichen Bedingungen führen im Endeffekt dazu, dass die Unternehmen bei Geschäftsentscheidungen vorsichtiger agieren und vor allem bei der Personalaufstockung zögern.