Anzeige

++ Coronavirus ++ Spielwaren Kurtz: Interview mit RA Tobias Wahl, Insolvenzverwalter

8. Mai 2020, 0:00

Am 07. Mai erreichte unsere Redaktion die erfreuliche Meldung, dass die Stuttgarter Spielwaren-Institution, Spielwaren Kurtz, sowie die Sons & Daughters Filialen wieder öffnen. Sibylle Dorndorf sprach mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter der Kanz Financial Holding, Rechtsanwalt Tobias Wahl, über die Perspektiven für die Branchen-Traditionshäuser.

Herr Wahl, Sie haben am 07. Mai nach Bekanntgabe der Lockerungen Zeichen gesetzt und sowohl das Traditionsgeschäft Spielwaren Kurtz als auch die Sons & Daughters Filialgruppe wieder geöffnet. Kann das als klares Signal gewertet werden, dass Sie auf jeden Fall auf eine Fortführung dieser Verkaufsstellen für Babyartikel und Spielwaren setzen?
Dies kann selbstverständlich als klares Signal gewertet werden, dass wir an eine Zukunftslösung glauben. Das Management, unser Insolvenzteam und ich werden alles tun, um das Traditionsgeschäft Spielwaren Kurtz und die S&D-Filialgruppe bestmöglich zu erhalten. Hierzu werden wir alle Lösungsmöglichkeiten ausloten und haben bereits mit der Unterstützung eines M&A-Unternehmens einen Investorenprozess gestartet. Dass nun auch die Filialen ihre Türen geöffnet haben, gibt uns erheblichen Rückenwind und stärkt auch das Engagement und die Motivation von uns allen, vom Einkauf über die Distribution bis hin zu den Verkäuferinnen und Verkäufern.

Nach welchen Kriterien suchen Sie geeignete Investoren? Handel kann ja nicht jeder?
Grundsätzlich schließen wir keine Interessenten aus, sodass es durchaus sein kann, dass sich neben den strategischen Investoren auch Finanzinvestoren melden. Aber der Investorenprozess selbst läuft strikt vertraulich ab, sodass ich hierzu keinen Stand und keine Bewertung vornehmen werde.

Sind Sie bereits in konkreten Gesprächen mit möglichen Investoren?
Die Interessenten prüfen gerade die Bücher und sonstigen relevanten Unterlagen. Über die Interessenten selbst und auch über die Zahl der Interessenten kann und werde ich wegen der vereinbarten Vertraulichkeit nicht reden.

Welche perspektivische Rolle spielt dabei die Kanz-Unternehmensgruppe?
Die einzelnen insolventen Unternehmen bilden insgesamt die Kanz-Unternehmensgruppe. Auch für sie gilt, dass wir den Erhalt und die Fortführung bestmöglich anstreben und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten wollen. Das ist gut für alle Beteiligten, für die Mitarbeiter und letztlich auch für die Gläubiger.

Gehen Sie davon aus, dass alle Standorte erhalten werden können?
Wir streben eine Lösung an, die selbstverständlich möglichst viele Standorte erhalten wird.

Nach dem Lockdown befinden sich sehr viele Spielwarenhändler und Babyfachgeschäfte in kritischer Lage. Wie beurteilen Sie die Chancen für diese Handelssparte generell aus Ihrer Perspektive als Sanierungsexperte?
Grundsätzlich sehen wir hier ein funktionierendes und valides Geschäftsmodell, welches allein schon aufgrund des Bedarfs greift. Es werden auch in Zukunft Spielwaren und Produkte für den Babybereich benötigt. Mit den Lockerungsmaßnahmen der Landesregierungen wird sich die Situation stabilisieren.

Herr Wahl, Ich bedanke mich für das Gespräch!

 Tobias Wahl
Bild: anchor Rechtsanwälte