Deutsche Spielwarenindustrie weiterhin optimistisch
4. Dezember 2019, 0:00
Die 221 im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie organisierten Unternehmen, davon 200 produzierende Firmen, rechnen für das laufende Geschäftsjahr mit einer durchschnittlichen Umsatzsteigerung von 5,6 Prozent. Damit liegen die Erwartungen über den aktuellen Prognosen für den deutschen Gesamtmarkt für Spielwaren. Auch der Greta Thunberg-Effekt ist in der deutschen Spielwarenindustrie angekommen. Das Gros der Hersteller zeigt sich überzeugt, dass ökologische Nachhaltigkeit für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von „hoher bis sehr hoher Bedeutung“ sein wird. Als eine der größten Herausforderungen haben die Unternehmen dabei die Minimierung von Verpackungen im Fokus. Das sind die zentralen Ergebnisse des fünften DVSI-Indexes, der diesmal den Schwerpunkt auf „Ökologische Nachhaltigkeit in der Spielwarenindustrie“ legte.
Die deutschen Spielwarenhersteller zeigen sich vom Konjunkturabschwung der deutschen Wirtschaft unbeeindruckt. Das Geschäft läuft im zweiten Jahr in Folge für die Mehrzahl der deutschen Produzenten positiv. Sie erwarten für 2019 ein Umsatzwachstum von durchschnittlich 5,6 Prozent bei einer erfreulichen Steigerung der Rentabilität.
Profiteure der ungebrochenen Lust auf Spielzeug sind vor allem mittelgroße Unternehmen bis zu einem Umsatz von 10 Millionen Euro sowie Großunternehmen. Damit setzt sich ein seit Jahren abzeichnender Trend zur Umsatzkonzentration auf Herstellerseite fort. „Die Entwicklung der produzierenden Unternehmen zeigt“, so DVSI Geschäftsführer Ulrich Brobeil, „dass sich unsere Mitglieder in einem harten Marktumfeld gut positioniert haben und durch Produktinnovationen, die Erschließung neuer Märkte und systematische Produktpflege auch 2019 Marktanteile gewinnen konnten.“ Die positive Entwicklung der Branche weckt in jüngerer Zeit auch das Interesse von Finanzinvestoren an Spielwarenherstellern. „Das Münchener Unternehmen Quantum Capital Partners (QCP) liefert ein Beispiel dafür“, sagt Ulrich Brobeil, „dass verstärkt auch Spielwarenhersteller für nach attraktiven Anlagemöglichkeiten suchende Investoren interessant geworden sind. Gründe dafür sind sicherlich, dass die Branche eine seit Jahren sehr stabile Performance aufweist, ein überschaubares Risiko bietet und die Investoren ein großes Potenzial in der Branche sehen. Das ist ein relativ neues Phänomen, zeigt aber, dass man großes Vertrauen in die Entwicklung der Branche und seiner Marken setzt.“
Nicht zuletzt sorgen erneut die privaten Haushalte für die Sonderkonjunktur der Spielwarenbranche. Weiterhin moderat steigende Einkommen und eine Erwerbstätigenzahl auf Rekordniveau lassen auch 2019 das Geld der Verbraucher für Spielzeug locker sitzen. „Auch wenn der Ausspruch ‚Am Kind wird zuletzt gespart’ trivial klingen mag, erklärt diese Formel doch die erneut gute Branchenkonjunktur und die steigenden Umsätze“, zeigt sich Ulrich Brobeil überzeugt. Wachstumstreiber sind dabei klassische Spielwaren wie Gesellschafts-, Familien- und Kinderspiele, die seit fünf Jahren zum weltweiten Exportschlager avancieren (German Games), sowie Holzspielzeug, Puppen & Plüschartikel, Modellbau und Fahrzeuge.
Ebenfalls überdurchschnittlich gut entwickelt hat sich die Produktgruppe „Modelleisenbahn & Zubehör“. Unter dem Motto „Wir Modellbahner“ und einem sechsstelligen Kampagnenetat werben die Hersteller von rollendem Material und Zubehör seit Oktober 2019 für die Modelleisenbahn als generationsübergreifendes Hobby.
Auch in 2020 überwiegt der Optimismus der DVSI-Mitglieder und das über alle Produktgruppen hinweg. 50 Prozent erwarten auch für 2020 steigende Umsätze. Trotz einer insgesamt guten Branchenentwicklung und der positiven Rentabilitätsentwicklung bei vielen Herstellern stehen die deutschen Spielwarenfirmen an mehreren Fronten vor großen Herausforderungen. Kopfzerbrechen bereiten ihnen dabei in erster Linie die Personalkosten sowie steigende Preise für Material, Rohstoffe, Energie und steigende Ausgaben für Transport und Logistik.
Auch das Thema ökologische Nachhaltigkeit steht für das Gros der Hersteller auf der Agenda, angeheizt auch durch die Kunststoffdiskussionen. 52 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Nachhaltigkeit für die künftige Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens eine „hohe oder gar sehr hohe Bedeutung“ hat. Das Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit ist quer über alle Warengruppen verankert. 62 Prozent der Befragten messen jedenfalls dem Thema eine „hohe bis sehr hohe“ praktische Bedeutung im Alltag zu. Dabei konzentrieren sich die DVSI-Mitglieder in ihrem Alltag vor allem auf die Reduktion von Verpackungen, die Vermeidung von kritischen Stoffen sowie die Reduzierung von Material- und Energieaufwand bei der Herstellung von Spielzeug. „Zwar hat nur ein Teil unserer Mitgliedsunternehmen bereits ein umfassendes Umwelt Management System integriert“, sagt Ulrich Brobeil, „doch zeigt die Vielfalt der Aktivitäten in diesem Bereich, dass Sustainability im Alltag der Spielwarenbranche angekommen ist.“