Deutschland ist beim Einsatz von 3D-Druck führend
Viele Teile und Produkte können mittlerweile schnell und kostengünstig am 3D-Drucker hergestellt werden. Führend bei der Anwendung sind deutsche Unternehmen: 37 Prozent nutzen 3D-Druck bereits, 12 Prozent planen die Anwendung. Damit sind deutsche Unternehmen deutlich weiter, als die anderer Industrienationen: In Südkorea und China nutzen bislang 24 Prozent der Unternehmen 3D-Druck, in den USA 16 Prozent – im Durchschnitt aller Befragten sind es 24 Prozent der Unternehmen. Das geht aus einer aktuellen Studie von Ernst & Young hervor.
Millarden-Euro-Markt
Laut der deutschen Niederlassung von Ernst & Young (EY) ist hierbei die Plastik-Branche am weitesten: 38 Prozent der Unternehmen über alle untersuchten Länder hinweg haben bereits Erfahrungen mit 3D-Druck gemacht – entwerfen damit also Prototypen, Werkzeuge oder Endprodukte beziehungsweise Teile von Endprodukten. Auch im Maschinen- und Anlagenbau spielt 3D-Druck bereits eine große Rolle: 29 Prozent arbeiten bereits mit oder testen 3D-Druck, ebenso bei Automotive und Aerospace Unternehmen.Insgesamt werden somit geschätzt bereits 10 Milliarden Euro Umsatz weltweit mit 3D-Druck gemacht. Alleine die deutschen Unternehmen setzen bereits hochgerechnet knapp eine Milliarde Euro mit Produkten aus 3D-Druck um. Dabei ist der Anteil der generierten Umsätze im Verhältnis zum Gesamtumsatz hierzulande noch eher klein: die Unternehmen, die 3D-Druck anwenden, generieren damit 1,8 Prozent ihrer Umsätze. Zum Vergleich: In den USA liegt der Umsatzanteil bei über 5 Prozent, im Durchschnitt beträgt er 3 Prozent.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, für die 900 Unternehmen in ausgewählten Ländern befragt wurden, davon 200 in Deutschland. Die Studie wurde am Dienstag in Krailling bei der EOS GmbH Electro Optical Systems vorgestellt, dem weltweiten Technologie- und Qualitätsführer für High-End-Lösungen im Bereich des industriellen 3D-Drucks.
Innovative Wirtschaft
„3D-Druck ist wie gemacht für die innovative, deutsche Wirtschaft“, kommentiert Andreas Müller, Partner bei EY, die Ergebnisse. „Die Technologie erlaubt den Unternehmen die Herstellung kleiner Stückzahlen, kostengünstiger Prototypen und die Anwendung neuer Materialien. Der hohe Anteil der deutschen Unternehmen, die 3D-Druck bereits nutzen, zeigt: Die hiesige Wirtschaft ist neuen Technologien gegenüber offen.“
Güngör Kara, Director Global Application and Consulting bei EOS, bestätigt die Entwicklung: „Als führender Anbieter im industriellen 3D-Druckbereich sehen wir einen eindeutigen Trend weg vom klassischen Prototypenbau hin zur industriellen Vorserien- und Serienfertigung. Und die Innovationsschübe erfolgen in immer kürzeren Abständen.“
40 Prozent der Unternehmen sind Einführungskosten zu hoch
Allerdings gibt es immer noch Berührungsängste mit der nach wie vor recht jungen Technologie. Knapp 40 Prozent der Unternehmen geben als Grund an, dass die Einführungskosten zu hoch sind, 28 Prozent geben an, im Unternehmen nicht die dafür nötige Expertise zu haben und knapp 20 Prozent fürchten zu hohe Material- und Servicekosten.
Kara skizziert, welche Erfahrung EOS bei der Implementierung der Technologie bei seinen Kunden macht: “Unternehmen benötigen hier massive Unterstützung, damit die eigenen Mitarbeiter und das Budget effektiv und effizient eingesetzt werden. Durch eine entsprechende Beratung lassen sich Stolperfallen umgehen. Höchste Priorität hat die Auswahl der richtigen Anwendung. Hierbei sollte der Gesamt-Mehrwert für den Kunden im Vordergrund stehen und nicht der zumeist überbewertete Ansatz, bei dem Kosten-Reduktionen im Vordergrund stehen.“
Investitionsbremse
Insbesondere kleinere Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 100 Millionen Euro fürchten die Anschaffungskosten: 43 Prozent von ihnen geben diese als Grund an, noch keinen 3D-Druck zu nutzen, bei den mittelgroßen Unternehmen mit einem Umsatz bis zu einer Milliarde Euro sind es 40 Prozent, bei den Großunternehmen von über einer Milliarde Euro Umsatz scheitert die Anwendung nur bei 29 Prozent an den Anschaffungskosten. Für 30 Prozent von ihnen ist vielmehr entscheidend, dass sie nicht die nötige Expertise im Unternehmen haben.
Müller glaubt, dass sich die abwartende Haltung mancher Unternehmen bald ändern wird. „Die günstige Herstellung auch geringer Stückzahlen kann jedem Unternehmen Vorteile bringen. Wir werden in Zukunft vermehrt Anbieter sehen, die 3D-Druck „on demand“ für andere Unternehmen anbieten. So müssen kleinere Unternehmen nicht selbst die Technik und die Expertise finanzieren und können Teile bestellen, wann immer sie diese brauchen.“
Andere Länder planen stärker mit Herstellung von Endprodukten
Aktuell setzen in Deutschland mit 5,5 Prozent die meisten Unternehmen 3D-Druck auch in der Endproduktion ein, noch vor Großbritannien (5,0 Prozent) und China und Korea (4,7 Prozent). Und die Zuwachsraten sind enorm: In den nächsten fünf Jahren wollen 26 Prozent der Unternehmen in Deutschland Endprodukte am 3D-Drucker herstellen. Doch in anderen Ländern stellen sich die Unternehmen bereits stärker darauf ein – in Deutschland ist der Anteil von 26 Prozent am niedrigsten unter allen Ländern. Ganz vorne liegen die Asiaten. In China und in Südkorea erwarten 56 Prozent in den nächsten fünf Jahren die Produktion von Endprodukten am 3D-Drucker.
Vorbildeffekt bei Endprodukten
„Immer mehr Unternehmen nutzen die 3D-Technik inzwischen auch dazu, Endprodukte anzufertigen“, stellt Müller fest. Er hofft auf den Vorbildeffekt in Deutschland: „Die guten Erfahrungen, die Unternehmen hier mit 3D-Druck machen, werden auch einen positiven Effekt auf andere Betriebe haben. Sollte es gelingen, die Produktionskosten signifikant nach unten zu drücken, wird die Bereitschaft zur Herstellung mit 3D-Druck in Deutschland deutlich nach oben gehen.“
„Deutsche Unternehmen müssen aufpassen, dass sie sich nicht von der internationalen Konkurrenz überholen lassen“, warnt Müller. „Hierzulande wird 3D-Druck häufig immer noch als Thema für die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen gesehen. Doch auch deutsche Unternehmen müssen sich dem Wettbewerbsdruck und den steigenden Produktionskosten stellen. Die 3D-Technologie kann für sie eine kostengünstige Alternative darstellen – auch in der Produktion. Das ist ein Schlüssel, um international wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben.“
Fast 43 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten, dass sich die Einführung von 3D Druck auf den Produktionsstandort auswirken wird: Verlagerung der Produktion zurück ins Inland, Kostensenkung oder Vergabe der Produktion an Dienstleister.
3D-Druck verbessert Produkte
44 Prozent der befragten Unternehmen mit Erfahrung sehen den Vorteil von 3D-Druck vor allem darin, dass sie ihre Produkte qualitativ verbessern können, 41 Prozent in der Möglichkeit, die Produkte individuell anzupassen und 35 Prozent darin, komplexere Produkte herzustellen. „Die Unternehmen sehen im 3D-Druck eine Technologie, mit der die erhöhte Nachfrage nach personalisierten Produkten kostengünstig gedeckt werden kann. Außerdem erlaubt sie es, dem Kunden ganz neue Produkte anzubieten, die mit herkömmlichen Technologien nicht herzustellen wären“, so Müller.
Die Vorreiter dürften die Plastik-, die Luft- und Raumfahrtbranche und Automotive sowie die Medizintechnik sein. Bereits knapp ein Drittel aller Unternehmen in diesen Branchen, die 3D-Druck einsetzen, nutzen ihn für die Herstellung von Endprodukten oder deren Teile. In der Plastik-Branche liegt der Anteil mit 30,4 am höchsten, da 3D-Druck eine direkte Fertigungsalternative für diese Branche ist. Bei Automotive- sowie Luft- und Raumfahrtunternehmen beträgt der Anteil 29,7 Prozent, in der Medizintechnik liegt er bei 29,4 Prozent. Güngör Kara kann dies aus der Erfahrung der Firma EOS nur bestätigen: „Neben dem Medizinsektor ist die Luft-und Raumfahrt die Industrie, wo wir derzeit die stärkste Entwicklung in Punkto Einsatz unserer industriellen 3D-Drucktechnologie sehen.“