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Buchmarkt bleibt trotz veränderter Medienlandschaft stabil

8. Juni 2016, 0:00

Als Treiber von Veränderung und auf einer stabilen Basis – so präsentieren sich die Verlage und Buchhandlungen in Deutschland. Mit 9,2 Milliarden Euro bleibt der Umsatz auf dem Buchmarkt damit trotz großer Umbrüche und massiver Medienkonkurrenz seit zehn Jahren stabil. Im Jahr 2015 war die Umsatzentwicklung mit minus 1,4 Prozent leicht rückläufig, auch wenn sich die Verlage und ihr Direktgeschäft solide präsentieren. Das Online-Geschäft des stationären Buchhandels wächst, es konnte den Umsatzrückgang der Buchhandlungen vor Ort allerdings nicht kompensieren. Zudem ist der Durchschnittsladenpreis der verkauften Titel seit zwei Jahren rückläufig, er lag 2015 bei 14,59 Euro. Diese Zahlen für das vergangene Jahr hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main die vorgestellt. 

Richtungsweisender Buchmarkt

„Was Bücher betrifft, leben wir in Deutschland in einem richtungsweisenden Land. Der deutsche Buchmarkt gehört zu den größten der Welt und ist vorbildlich in seiner Struktur. Verlage und Buchhandlungen haben gezeigt, dass sie Umbruchsituationen für sich nutzen, neue Wege finden und klug investieren. Mit der jetzt nahezu vollständig umgesetzten Multi-Channel-Strategie der Buchhandlungen und einer aktiven Innovationskultur bei den Verlagen hat die Branche einen großen Schritt nach vorn getan. Sie ist zukunftsfähig, und das garantiert weiterhin Qualität und Vielfalt der deutschsprachigen Literatur“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. „Gleichzeitig ist den Buchmarktakteuren klar: Wer morgen Erfolg haben will, muss heute handeln. Und so zieht ein neues Denken in die Verlage und Buchhandlungen ein, Start-ups mit frischen Ideen und einem Blick von außen werden in den Markt integriert. Mit ihnen sollen grenzüberschreitend Wege für neue Geschäftsmodelle geebnet werden.“ Auffällig sei, dass der reine Online-Handel wie beispielsweise Amazon heute dort stehe, wo die Buchbranche vor zehn Jahren stand. Er sei festgelegt auf ein Vertriebsmodell, das dem Kunden immer weniger ausreiche, denn er wolle die Kombination aus allen Möglichkeiten, um den größtmöglichen Nutzen zu haben.

Vertriebsformen entwickeln sich unterschiedlich

„Das stationäre Geschäft des Buchhandels ist Schwankungen unterworfen, das zeigt sich an der mäßigen Umsatzentwicklung bei den stationären Händlern im vergangenen Jahr. Der Online-Vertrieb von Büchern hat dagegen wieder angezogen, das merken auch die vielen Buchhändler vor Ort mit eigenem Online-Shop. Doch das kann den Rückgang noch nicht kompensieren“, sagt Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins. „Die Buchhändlerinnen und Buchhändler gehen mit diesem Ergebnis konstruktiv um, denn es zeigt ihnen vor allem, wie wichtig es für den stationären Handel ist, weiter in die Modernisierung seiner Konzepte zu investieren. Wer konsequent vom Buchhandelskunden aus denkt, darf keine Vertriebskanäle und Vermarktungsmöglichkeiten vernachlässigen. Ich bin mir sicher, dass es in den nächsten Jahren einige neue Allianzen geben wird.“ Im Jahr 2016 zeigt die Umsatzentwicklung im Buchhandel wieder nach oben, mit rund zwei Prozent liegt der stationäre Buchhandel nach den ersten Monaten des Jahres im Plus. 

Neue Vertriebswege und Medien sind ein großes Thema bei Verlagen, im Buchhandel und beim Kunden. So setzt sich auch der Aufwärtstrend bei den E-Books fort. „Das Interesse an E-Books ist unter den Lesern ungebrochen. Der durchschnittlich dafür bezahlte Preis sinkt allerdings. Insofern ist die tatsächliche Nachfrage höher als es die Umsatzentwicklung mit E-Books abbildet“, sagt Matthias Heinrich, Vorstandsmitglied des Börsenvereins. „Das zeigt: Der Bedarf an neuen Medien ist in einem sich verändernden Markt da. Vor diesem Hintergrund wird der Innovationsdruck für Verlage und Buchhandel auch größer. Wichtig für viele Marktteilnehmer ist dabei, die Qualität ihres Kerngeschäftes zu bewahren oder auszubauen. Im Zentrum steht die kluge Symbiose von Bestehendem und Neuem, und mit diesem Anspruch wollen die Buchmarktpartner die Zukunft gestalten“, so Heinrich. 

Wirtschaftszahlen des deutschen Buchhandels

Größter Vertriebsweg bleibt 2015 der stationäre Buchhandel, der vor Ort 4,43 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat. Das waren 3,4 Prozent weniger als im Jahr davor. Analog dazu ist der Anteil am Gesamtmarkt wieder leicht gefallen auf 48,2 Prozent (2014: 49,2 Prozent). Einen deutlichen Umsatzanstieg von sechs Prozent hatte der Internet-Buchhandel zu verbuchen, zu dem auch das Online-Geschäft der stationären Händler gezählt wird. Der Umsatzanteil lag 2015 bei 17,4 Prozent (2014: 16,2 Prozent), das entspricht einem Gesamtumsatz von 1,6 Mrd. Euro.

Weiter rückläufig war 2015 der Umsatz im klassischen Versandbuchhandel. Dieser Vertriebsweg, der den Buchverkauf über Katalog, Mailing oder Telefon umfasst, musste 2015 ein Minus von 26,4 Prozent hinnehmen (Umsatz: 118 Mio. Euro; Anteil: 1,3 Prozent). Ein gutes Ergebnis erwirtschafteten 2015 wieder die Verlage in ihrem Direktgeschäft u.a. mit Unternehmen und staatlichen Institutionen. Das Plus lag 2015 bei 0,8 Prozent, der Umsatz betrug 1,92 Mrd. Euro (2014: 1,9 Mrd. Euro), das entspricht einem Marktanteil von 20,9 Prozent.

Übrigens findet vom 19. bis 23. Oktober 2016 mit der internationalen Leitmesse, der Frankfurter Buchmesse, das wohl wichtigste Branchenereignis statt.