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Mittelständische Bürofachhändler bestehen gegen Filialisten

6. Februar 2015, 0:00

Der Handelsverband Bürowirtschaft und Schreibwaren (HBS) schaut beim Handel mit Papier, Büro und Schreibwaren (PBS) positiv auf das vergangene Jahr zurück. Zum Jahresende zogen die Geschäfte bereits an und lagen über dem Vorjahresniveau, konstatierte der HBS auf der Paperworld 2015. Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung in den einzelnen Bereichen und Handelsstufen.

Der Branchenumsatz des Jahres 2014 lag mit minus 0,8 Prozent geringfügig unter dem Vorjahr. Der mittelständische Bürofachhandel konnte seine starke Stellung behaupten, wenngleich im Einzelhandel einzelne branchenfremde Filialisten verstärkt PBS-Produkte anbieten. Privatkonsumenten kaufen PBS-Produkte selten online ein, während bei gewerblichen Endkunden die Bestellung über das Internet immer selbstverständlicher wird, weshalb die mittelständischen Streckenhändler überwiegend als Multichannelhändler agieren. Ihre Stärke ist die Leistungsfähigkeit von genossenschaftlichen und anderen Zentrallagern, auf die sie zurückgreifen können.

Die Rahmenbedingungen für den Handel seien mit hoher Erwerbstätigkeit, Lohnsteigerungen, günstiger Zinsentwicklung und niedriger Inflation günstig, heißt es beim HBS. Gegenläufig zur positiven Ausgangssituation entwickelt sich die Nachfrage bei Schulbedarfsartikeln. Sinkende Geburtenraten und eine verkürzte Schulzeit haben eine geringere Schülerzahl zur Folge. In den vergangenen zehn Jahren ist die Schülerschaft in Deutschland immer weiter gesunken. Im Schuljahr 2013/14 besuchten noch rund 11,1 Millionen Schüler allgemeinbildende oder berufliche Schulen. Das waren 11,7 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Mit attraktiven Produkten und Angeboten des Handels können zwar seit Jahren die Ausgaben pro Schülerin und Schüler gesteigert werden, sie kompensieren jedoch den Nachfragerückgang nicht komplett.

Bürofachhandel

Hier ist die Branche mit einem Umsatzrückgang über alle Vertriebswege von 0,8 Prozent (Vorjahr minus 1,3 Prozent) durchaus zufrieden. Der HBS geht analog zum Institut für Handelsforschung (IFH) von einem Marktvolumen in Höhe von 12,7 Milliarden Euro aus, wobei er 60 Prozent dem gewerblichen und 40 Prozent dem privaten Sektor zuordnet.

Erfreulich ist die überproportionale Nachfrage nach Schreibgeräten, hier konnte der Umsatz um knapp sieben Prozent gesteigert werden, allerdings vor dem Hintergrund von Umsatzverlusten in den Vorjahren. Dies ist besonders günstig, da es insbesondere beim Privatbedarf einer der stärksten Sortimentsbereiche mit einem Gesamtvolumen von 740 Millionen Euro Umsatz ist.

Die kooperierenden PBS-Ladengeschäfte weisen zusammengenommen ein Umsatzplus von 2,1 Prozent aus. Die Verbundgruppen Büroring, Prisma und Soennecken tragen maßgeblich zur Leistungssteigerung des mittelständischen Fachhandels und zu dieser Umsatzentwicklung bei. Bemerkenswert positiv sind die zusammengefassten Umsatzsteigerungen in den Schulanfangsmonaten August und September. Bei gewerblichem Bürobedarf lässt sich im Jahresverlauf hingegen keine signifikante Tendenz ausmachen. Im vergangenen Jahr verlief der Herbst überproportional gut.

Die insgesamt 5.600 Schreibwarengeschäfte und der PBS-Streckenhandel haben als Distributionsweg mit 34 Prozent den höchsten Marktanteil „Langfristig sind diejenigen Händler im Markt erfolgreich, die mit individuellen Events, Aktionen und Promotion Einkaufserlebnisse schaffen und sich regelmäßig neu erfinden“, erläutert HBS-Geschäftsführer Thomas Grothkopp. „Die Stärke des inhabergeführten Fachgeschäftes ist, dass es sich individuell und flexibel auf die Wettbewerbssituation einstellen kann.“

PBS-Funktionsgroßhandel

Im PBS-Funktionsgroßhandel gab es im vergangenen Jahr starke Veränderungen, nachdem zwei der drei größten Unternehmen nun zusammengehören. Drei regional starke Unternehmen haben gemeinsam mit dort ausgeschiedenen Mitarbeitern ihr Vertriebsgebiet deutlich ausgeweitet, was zu einem härteren Wettbewerb führt. Die Zahl der Logistikstandorte ist zugleich um drei gesunken. Parallel dazu gab es einen Wechsel zwischen den beiden Verbundgruppen des Großhandels, InterES und Egropa, deren Profile sich damit stärker als zuvor differenzieren. Zu beobachten ist zugleich, dass die Grenzen zwischen dem Großhandel mit der Funktion der Ladengeschäftsbelieferung und dem in der Branche als Streckenhandel bezeichneten Großhandel mit gewerblichen Endverbrauchern durchlässiger wird. 16 der insgesamt 22 Funktionsgroßhändler sind im HBS organisiert und bilden 80 Prozent des Umsatzes ab.

PBS-Streckenhandel

Der vom HBS-Panel erfasste, überwiegend kooperierende Streckenhandel verzeichnet im Jahr 2014 eine Umsatzsteigerung von 2,3 Prozent. Dies ist der guten Entwicklung Februar und März sowie ab Oktober geschuldet. Die generelle Umsatzentwicklung des Marktes spiegelt sich auch in den Zahlen des Bürofachhandels wieder: Das mit 3,3 Milliarden Euro Umsatz stärkste Segment Bürokommunikationspapier verlor mehr als 4 Prozent, wohingegen das zweitgrößte Segment, Ordnen und Archivieren, mit einem Gesamtumsatz von 2,5 Milliarden Euro überraschend um 4,8 Prozent zulegte.

Im gewerblichen Bereich sind die Übergänge vom stationären – zum Onlinehandel fließend, weshalb es keine belastbaren Statistiken zu Marktanteilsverschiebungen gibt. Hier ist zwischen der Art der Kundenansprache – beispielsweise durch einen Außendienst, Telefonmarketing oder einer reinen Webpräsenz -, den eigentlichen Bestellprozessen per Telefon, Fax und seit 15 Jahren per Internet sowie der Auslieferungs- oder Zustellart zu unterscheiden. Der regionale Streckenhändler ist traditionell ein Multichannel-Händler.

Die expansiven Unternehmen gehören tendenziell der Gruppe der bundesweiten Spezialversender an. Schwer einzuschätzen ist die Rolle der internationalen Unternehmen, bei denen das Geschäftsmodell stark vom US-amerikanischen Markt beeinflusst wird. Hier gab es im Jahr 2014 eine Konsolidierung bei den Bürofachmärkten. Insbesondere Global Player haben ihre Expansionsphase beendet, reagieren vereinzelt mit Schließungen. Mittelständische Unternehmen tun sich hier leichter, denn sie können sich besser auf den örtlichen Wettbewerb einstellen und entwickeln kundenorientierte, oft sogar individualisierte Konzepte.

Bürotechnik, Druck und Kopie

Technisches Verbrauchsmaterial wie Tinte und Toner kennt zahlreiche Vertriebswege und ist statistisch nur schwer zu erfassen. Hier kennzeichnen – wie auch bei Büropapieren – Tagespreise das Geschäft. Verkauf und Wartung von Geräten ist jedoch die Domäne des Bürofachhandels, der zugleich eine Handwerksfunktion ausübt. Das HBS-Panel weist hier für einzelne Monate des Jahres 2014 sogar zweistellige Zuwachsraten aus, ohne spezifizieren zu können, welchen Anteil der Handels- und welchen der Dienstleistungsumsatz hat.

Die Systemintegration spielt für die Unternehmen eine immer größere Rolle. Mit dem Begriff „Managed Information Services“ gehen viele Unternehmen bereits über vernetzte Druck- und Kopierlösungen hinaus. Zwar bleibt die handwerkliche Leistung auf Dauer die Kernkompetenz vieler Unternehmen, doch liegen die Herausforderungen heute verstärkt bei anwenderorientierten Lösungen, bei dem Versprechen jederzeit funktionstüchtiger Geräte und zunehmend beim Thema Netzwerk- und Drucksicherheit.

Büro- und Objekteinrichter 

Im vergangenen Jahr schloss im HBS-Panel die Sparte Büro- und Objekteinrichtung mit einem Plus von 4 % ab. Das liegt über dem Wachstum dieser Teilbranche. Hier wirken sich die Aktivitäten der Genossenschaften Büroring und Soennecken aus, mit Fachgruppen und spezifischen Angeboten den Büro- und Objekteinrichter dieses Geschäftsfeld stärker zu erschließen.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Qualifizierung, die verschiedene Partner neben dem HBS unter Federführung des Verbandes Büro-, Sitz- und Objektmöbel (bso) vorantreiben. Das Label „Quality Office“ betrifft nicht nur die Produktqualität, sondern auch die Qualifizierung von Mitarbeitern und das Qualitätsaudit von Fachhandelsbetrieben.

Der Branchenumsatz beträgt für die Büromöblierung 2,1 Milliarden Euro. Hinzu kommen Umsätze in den expandierenden Bereichen Akustik, Licht und Klima. Die niedrige Zinsentwicklung wirkt sich positiv auf den Bereich der Bürogebäude aus. Der Schwerpunkt hat sich von Neubauprojekten auf Bestandsveränderungen verlagert. Der anhaltende Trend zu flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsformen auch außerhalb des eigentlichen Büroarbeitsplatzes führte zu einer Investitionsverlagerung in alternative Lebensbereiche, die bürotauglich gemacht werden. Allerdings verlangt die flexible Arbeitszeitgestaltung in Bezug auf eine verbesserte Work-Life-Balance ein sich regelmäßig anpassendes Arbeitsumfeld sowie eine sich an modernen und innovativen Arbeitsweltkonzepten ausrichtende Arbeitskultur. Hier steht die Verknüpfung des mobilen Arbeitens mit dem Büroarbeitsplatz im Fokus.

Ausblick auf 2015

Trotz der andauernden geopolitischen Unsicherheiten ist die Konjunktur in Deutschland stabil. Zwar ist zu befürchten, dass durch die Rente mit 63 und dem Defizit an einer ausreichenden Zahl gut ausgebildeter und motivierter junger Menschen die Beschäftigungsquote sinken könnte. Doch hat die Bürowirtschaft schon immer bewiesen, dass sie eine hohe Anpassungsfähigkeit an die Veränderungen der Nachfrage besitzt. Die gut aufgestellten Unternehmen reagieren gezielt und schnell, sie werden wachsen. Andere Unternehmen werden aus dem Markt ausscheiden, so dass die Zahl der Unternehmen per Saldo abnehmen, der Umsatz jedoch gehalten werden dürfte.

Unsicherer ist die Entwicklung der privaten Nachfrage und der Kaufpräferenzen. PBS-Fachgeschäfte in teuren Innenstadtlagen werden es weiter schwer haben, prominente Schließungen allein kennzeichnen die Perspektive jedoch nicht ausreichend, denn es gibt hier auch filialisierende Fachhandelsunternehmen, die Standorte neu besetzen. Das Schreibwarengeschäft der Nahversorgung wird weiterhin nach neuen Sortimenten und Dienstleistungen Ausschau halten müssen, da Produkte wie Schulranzen immer stärker preisaggressiv im Internet angeboten werden, wo hingegen kleinteilige, niedrigpreisige Artikel weiterhin vor Ort gekauft werden. Das belastet allerdings die Kalkulation und damit die Zukunftsfähigkeit der Geschäfte.