Volle Kraft voraus bei Märklin
Trotz Corona Pandemie und Beschaffungsengpässen bewegen sich die Umsätze des Göppinger Modelleisenbahnherstellers Märklin auf hohem
Niveau. Mit rund 128 Millionen Euro wurde der angepeilte Umsatz für das Geschäftsjahr 2020/2021 weit übertroffen.
icht nur die Tatsache, dass während der Pandemie das Mehrgenerationenhobby Modelleisenbahn einen gewaltigen Schub quer durch alle Altersgruppen erlebte, sorgt dafür, dass in Göppingen „die Zahlen stimmen“. Auch konnte Märklin, im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, weitestgehend eine gute Beschaffung garantieren.
Obschon das Märklin-Geschäftsjahr bis Ende April geht, kann der Modelleisenbahnhersteller bereits jetzt mehr als zufrieden auf das vergangene und laufende Jahr zurückschauen. Dazu Florian Sieber, Geschäftsführender Gesellschafter von Märklin: „Wir haben unseren angepeilten Umsatz für das im April abgeschlossene Geschäftsjahr 2020/2021 von 112 Millionen Euro mit rund 128 Millionen Euro weit übertroffen – trotz Herausforderungen in der Beschaffung von Elektronikzubehör und vielen Einschränkungen, die die Pandemie mit sich bringt.“ Lediglich bei Märklin MyWorld gab es Lieferengpässe aufgrund eines Lieferantenwechsels. Hier habe das Unternehmen, so Sieber, Umsätze verloren.
Der gute Absatz der Profi-Sets, die im Einsteiger-Bereich hervorragend ankamen, konnte das wettmachen. Die steigenden Mitgliederzahlen beim Märklin Club zeugen von einem hohen Interesse für die Modellbahn. Eine Tendenz, die aller Voraussicht nach anhalten wird. Die Neuheiten kommen gut an, die Probleme, so Florian Sieber, lägen eher darin, die bestellte Ware zu produzieren. Aber man sieht sich gerüstet. „Schon im Januar 2021 konnten wir mit einem hohen Auftragsbestand ins neue Jahr starten. Zuversichtlich stimmt uns, dass wir dieses Polster zum 1.1.2022 noch um einen Tick ausbauen konnten“, so Florian Sieber.
Im Pandemiesommer war auch die LGB-Bahn gefragt. Die Bestände wurden teilweise leergekauft und es werde schwierig sein, wieder ein lieferfähiges Sortiment aufzubauen, merkt Florian Sieber an. Wen wunderts. Die Gärten wurden aufgehübscht und neben Grill und Pool macht sich eine bespielbare Außenbahn einfach nett. Der Märklin Kernmarkt Deutschland hielt als Umsatztreiber was er versprochen hat.
Aber auch in den USA, der Schweiz und Frankreich bleiben die Göppinger „auf Schiene“. Das Auftragswachstum, so Sieber, lasse sich in allen Produktgruppen und Spurweiten beobachten. Auch durch das Jubiläum im letzten Jahr habe dieSpur Z prozentual den größten Sprung gemacht, zugelegt haben jedoch alle Spurweiten. Florian Sieber zeigt sich weiterhin optimistisch: „Für das laufende Geschäftsjahr 2021/2022 planen wir, einen Umsatz über 130 Millionen Euro zu erreichen.“
Die Situation in der Produktion wurde immer wieder durch den Mangel an Elektronikchips aus Asien erschwert. Hier gab es auch eklatante Preissteigerungen, die das Unternehmen nicht in Gänze auffangen kann. Mit Preiserhöhungen sei daher zu rechnen, so Sieber. Diese seien eher moderat und lägen aufgrund der ohnehin hohen Preispunkte im Segment Modellbahn bei 4 bis 5 Prozent.
Die größte geplante Investition am Standort Göppingen im kommenden Geschäftsjahr ist der Bau der neuen Kantine, der mit zirka zwei Millionen Euro zu Buche schlägt. Sie wird einen prominenten Platz im Hof des Märklin Stammwerks neben der riesigen Dampflokomotive 1315 der Baureihe 44 finden und gleichsam Mitarbeitern, Gästen und Besuchern des märklineum offenstehen.
Mit am meisten zu schaffen macht Märklin der Mangel an Arbeitskräften, quer über alle Bereiche. So wurden trotz der Verlagerung des Logistiklagers im Sommer 2021 nach Sonneberg alle dort tätigen Mitarbeiter in Göppingen gehalten und in anderen Bereichen eingesetzt. Man suche verzweifelt Fachkräfte, so Sieber. „Insbesondere in unserem Werk in Ungarn planten wir die Anzahl der Mitarbeiter deutlich zu erhöhen, was uns aufgrund der vor Ort ansässigen Automobilbranche nur zum Teil gelungen ist. Daher bleibt die Personalsituation in Ungarn weiter angespannt. Wir arbeiten mit einer limitierten Produktion, da Mitarbeiter für unser Werk in Györ schwer zu finden sind.“ In Deutschland ist die Anzahl an Mitarbeitern auf Vorjahresniveau geblieben. Dies sind derzeit rund 470 Mitarbeiter in Göppingen.
Bedingt durch die anhaltende Pandemie setzte Märklin auch 2021 verstärkt auf die digitale Kommunikation. Gerade für Einsteiger findet die Ansprache vermehrt auf YouTube, Instagram und Facebook statt. Der Märklin YouTube-Kanal wurde stark ausgebaut und überzeugt mit einer bunten Mischung aus unterhaltsamen Filmen, Erklärvideos und Produktvorstellungen. Eine komplette Serie für Einsteiger begleitet den Weg von der Startpackung bis zur fertig gebauten Modellbahnanlage auf unterhaltsame Weise. Aktuell plant Märklin auch für die LGB-Gartenbahnen einen eigenen YouTube-Kanal zu etablieren, der zum Bau einer Gartenbahn anleitet und inspiriert. Die Marketing-Strategie „Märklin verbindet Generationen“ fand ihren Höhepunkt in einem mit der ausgezeichneten Agentur BBDO aus Berlin umgesetzten Film. In der emotional erzählten Geschichte auf der „Modellbahn-Bühne“ vermittelt ein Vater die Faszination dieses Hobbys seiner Tochter.
Die Göppinger tummeln sich in vielen Bereichen, auch in der Kunstszene. Die so genannten Message Wagons sind limitiert und „transportieren“ Botschaften von Künstlern wie Keith Haring oder Jean-Michel Basquiat. Erfolgreich erreicht Märklin damit neue Zielgruppen. Florian Sieber, selbst begeisterter Art-Toy-Sammler, steht für zukünftige Modelle bereits mit weiteren Künstlern in Kontakt. (#messagewagons)
Im märklineum wird die Marke inszeniert und es wird ein Ort der Begegnung geschaffen. Auf einer Gesamtfläche von rund 3000 Quadratmetern entstand am Stammsitz von Märklin in Göppingen für Sammler und Familien aus aller Welt eine eindrucksvolle Modelleisenbahnanlage und Erlebniswelt. Als Wahrzeichen des märklineums begrüßt das riesige Dampfross 1315 aus der Baureihe 44 auf dem Gelände die Besucher.
Nach dem Museumsshop mit Fundgrube und dem Servicebereich, der im Stil eines Ringlokschuppens gestaltet ist, konnte 2021, je nach aktueller Pandemiesituation, die detailreich aufbereitete, beeindruckende Ausstellung mit vielen interaktiven Exponaten zeitweise für Besucher geöffnet werden. Die geplante große offizielle Einweihung fand jedoch bisher leider nicht statt. Innerhalb der ersten sechs Monate nach Öffnen der Ausstellungsräume nutzten viele Einzeltouristen die Rückreise aus dem Urlaub für einen Abstecher im Museum. Fans aus dem Ausland nahmen zum Teil weite Anreisen auf sich, um die Exponate zu bewundern. Durchwegs positive Resonanz erhielt Märklin unter anderem auch für die interaktive Darbietung, die historisches Spielzeug zum Leben erweckt und die Geschichte von Märklin auf innovative Art und Weise wiedergibt.
Faszinierende neue Modelle sorgen für „Zugkraft“
2022 werden die neuen Modelleisenbahnen wie im Vorjahr in einem bewährten digitalen Format mit speziellen Landingpages vorgestellt. Marketingleiter Jörg Iske erklärt: „Unsere Neuheiten präsentieren wir auf den Landingpages unserer Marken Märklin, Trix und LGB. Kunden haben hier die Möglichkeit, unsere Neuheiten in Form von Märklin TV-Beiträgen, einer Bildergalerie mit Zusatzfunktion und den Neuheitenprospekten kennenzulernen. Sie können dann die entdeckten Neuheiten in einer Wunschliste sammeln und diese mit unseren Handelspartnern besprechen. Eine komfortable Möglichkeit, auf einen virtuellen Schaufensterbummel zu gehen!“
Zum Start ins Jahr 2022 stellen alle drei Marken des Modelleisenbahnherstellers aus Göppingen zusammen 259 Neuheiten in allen Spurweiten vor. Märklin hat 140 neue faszinierende Modelle im Sortiment, bei Trix und Minitrix dürfen sich Fans auf 91 und bei LGB auf 28 Neuheiten freuen.
