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Unternehmen – Puppen für alle!

17. Juli 2020, 9:56

Theresia Le Battistini war als Kind eine begeisterte Puppenmama. Als sie selbst Mutter wurde, stellte sie fest, dass sich die Puppen von heute kaum von denen aus ihrer Kindheit unterschieden. Das wollte sie ändern, hat die FinFin AG gegründet und unter der Marke I‘m a Girly zeitgemäße Fashion Dolls geschaffen. Im Interview mit Astrid Specht erläutert sie, was diese Puppen so besonders macht.

Frau Le Battistini, was zeichnet die Puppen von I’m a Girly im Unterschied zu „traditionellen“ Puppen aus?
Unsere Fashion-Dolls, Styling-Heads und die dazugehörigen Accessoires sind alle von unseren Kids4Kids Designteams gestaltet worden. Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 14 Jahren in ganz Europa designen mit uns zusammen neue Produkte – das Ergebnis ist trendig und zeitgemäß, genau auf die Bedürfnisse und die Geschmäcker der heutigen Kinder zugeschnitten. Zudem haben wir ein einzigartiges Perückenwechselsystem, das es den Kindern erlaubt, sogar die Haare der Puppen zu schneiden, ohne dass man sie danach wegwerfen muss. Einfach eine neue Perücke drauf und weiter geht’s. Mit dem Haarwechsel, wiederverwendbaren Verpackungen und unserem Angebot ausschließlich hochwertiger Produkte wollen wir den Spielwarenverschleiß verringern und Nachhaltigkeit schaffen.

Puppen gelten typischerweise als Mädchen-Spielzeug. Diese stereotype An-sicht brechen Sie auf, indem Sie sagen, I’m a Girly ist für jeden gemacht, auch für Jungen. Wie wird das Angebot von Jungen beziehungsweise deren Eltern angenommen? Welcher besonderen Marketingstrategie und Kommunikation bedarf es hier?

Haare und Kleider der Puppen aus der neuen I‘m a Wow-Produktlinie können im Tageslicht die Farbe ändern

Bei den I‘m a Stylist-Köpfen dreht sich – natürlich – alles ums Styling

Wir erleben immer wieder, beispielsweise während unserer Events und anhand von Kunden-Feedbacks, dass es viele Jungs genießen, mit unseren Puppen oder Styling-Köpfen zu spielen – und das freut uns. Viele der Eltern sind froh, wenn ihr Kind ein Spielzeug für sich entdeckt hat, das es über lange Zeit beschäftigt, unabhängig davon, ob das jetzt als Mädchen- oder Jungen-Spielzeug gilt. Wir produzieren Marketingmaterial, das auch Jungs mit unseren Produkten zeigt. Da das für uns aber selbstverständlich ist, halten wir es nicht für nötig, das kommunikationstechnisch speziell zu thematisieren.

Diversifikation ist seit einigen Jahren eines der gesellschaftlichen Schlagworte schlechthin. Müssen wir Ihrer Meinung nach als Gesellschaft noch Entwicklungsschritte gehen, bis Puppen für  Jungen etwas ganz Normales sind, oder wird dieses Angebot immer eine Nische bleiben?
Kinder sind extrem offen, kennen das Thema Stereotypisierung nicht und wählen oft automatisch das Spielzeug, das ihnen gefällt – bis sie durch ihre Umwelt mit Geschlechter- und Gesellschaftsrollen konfrontiert werden. Deshalb denke ich, dass sich unsere Gesellschaft definitiv noch entwickeln muss.

Denn dass Kinder spielen und sich kreativ ausleben möchten und können, sollte doch beim Spielen die Hauptsache sein. Je offener die Eltern mit dem Thema umgehen, desto mehr Jungen wird es geben, die mit Puppen spielen. Ich bin überzeugt, dass das in einigen Jahren als völlig normal betrachtet wird. Wir machen sowieso die Erfahrung, dass Jungs sehr gerne mit unseren Puppen spielen und Kleider- und Stylingkombinationen ausprobieren. Kinder wachsen heutzutage mit Social Media auf und beschäftigen sich schon früh mit Fashion und Styling. Mit unseren Fashion-Dolls und Styling-Heads können sie all die Eindrücke und Inspirationen kreativ ausleben.

Sie entwickeln Ihre Puppen, deren Bekleidung und Accessoires zusammen mit der Zielgruppe, das heißt Sie laden Mädchen und Jungen zwischen acht und 14 Jahren ein, aktiv mitzugestalten. Wie funktioniert das, und was unterscheidet die Entwürfe des Kids4Kids Designteams von denen der „Großen“?
Wir sind der Überzeugung, dass unser einzigartiger Co-Design-Ansatz uns ermöglicht, die Markttauglichkeit und die Lebensdauer unserer Produkte zu erhöhen und wir so einen nachhaltigen Fußabdruck schaffen können. Denn wir stellen nur Produkte her, die die Kinder auch tatsächlich wollen. Wir organisieren regelmäßig Design-Sessions mit Kindern, in denen wir Trends besprechen, Feedback einholen und Designs kreieren. Seit vergangenem Jahr machen wir das sogar europaweit. Kinder sind extrem kreativ und unvoreingenommener als wir „Großen“, ihre Designs sind deshalb oft verspielter und überraschender. Es ist jedoch auch faszinierend zu sehen, wie konzentriert und überlegt sie die Sache angehen, nachforschen und genau wissen, was sie wollen.

Nach I’m a Girly haben Sie die Styling-Köpfe I’m a Stylist entwickelt. War das eine natürlich Fortsetzung der Puppen? Wie wird das Angebot angenommen und wird die Marke in Großbritannien beispielsweise besser angenommen als in Deutschland oder der Schweiz?
Auch für diese Linie sind wir mit den Kids zusammengesessen und haben uns überlegt, was denn der nächste Schritt sein soll und wie wir dieses Produkt gestalten. Es war in diesem Sinne eine natürliche Fortsetzung, denn das bisherige Angebot an Styling-Köpfen hat die Kinder nicht befriedigt. Bei I’m a Stylist dreht sich ebenfalls alles ums Styling, und es ist dennoch eine total separate Linie, die ein noch breiteres Publikum anspricht – die Jüngeren können herumexperimentieren und dabei ihre mo-torischen Fähigkeiten stärken, die Älteren können sich kreativ ausleben und ihren ganz eigenen Stil finden. I’m a Stylist kommt unabhängig vom Markt überall sehr gut an. Ich denke, dass, wie auch bei den Fashion-Dolls I’m a Girly, der Co-Design-Ansatz überzeugt und der Kopf frischer und moderner wirkt als andere Produkte auf dem Markt.

Theresia Le Battistini, Gründerin der FinFin AG

Aktuell sind die Produkte beider Marken im KaDeWe in Berlin, bei Harrods und Hamleys in London und in der Schweiz vor allem bei Franz Carl Weber zu finden. Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie grundsätzlich aus? Bleiben Sie bei diesem Ansatz oder planen Sie, sich in Zukunft breiter im Vertrieb aufzustellen – auch aufgrund von Corona?
Die Strategie war von Anfang an, uns zu-erst einen Namen in Europa zu schaffen, uns zu etablieren, um danach einen breiteren Vertrieb aufzubauen und weitere Märkte zu erschließen. In diesem und im nächsten Jahr kommen weitere Händler in der DACH-Region hinzu, einige der wichtigsten Händler in Nordamerika, im Nahen Osten und in Asien sind mit an Bord. An dieser Strategie hat sich auch während Corona nichts geändert, und wir sind trotz der gegenwärtigen Marktbedingungen auf Wachstumskurs.

Was planen Sie für die Zukunft der FinFin AG? Haben Sie schon neue Produkte in der Pipeline und wann sollen die in den Vertrieb gehen?
Wir lancieren diesen Sommer, in unserem dritten Jahr, bereits die dritte Produktlinie namens I’m a Wow. Etwas kleiner als unsere I’m a Girly Puppen überrascht I’m a Wow mit Haaren und Kleidern, die im Tageslicht ihre Farbe ändern können. Sie werden aus recyceltem Plastik produziert, denn es war uns auch hier wichtig, kein Wegwerfprodukt, sondern ein langanhaltendes Produkt mit nachhaltigem Überraschungseffekt zu entwickeln.