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Unternehmen – Neue Weichenstellung

5. Juli 2021, 11:33

Die Busch GmbH & Co. KG hat einen neuen Mehrheitsgesellschafter. Diese Meldung beinhaltet mehr als „nur“ den Übergang eines Familienunternehmens in eine Holding. Sie zeigt unternehmerische Verantwortung auf Seiten der Inhaberfamilie, die damit dem Unternehmen die Zukunft sichert. Sibylle Dorndorf sprach mit Jörg Vallen über eine sicherlich nicht leichte Entscheidung und das Potenzial, das sie birgt.

Herr Vallen, der Einstieg der MEG Modelleisenbahn Gesellschaft mbH in die Busch GmbH & Co. KG ist ein strategischer Schachzug, der die Zukunft des Unternehmens und Arbeitsplätze sichert. Dennoch war es für Sie sicher keine leichte Entscheidung, das Unternehmen in andere Hände zu geben?
Natürlich ist so eine Entscheidung nicht leicht und es hat mehrere Anläufe gebraucht, um das Ziel zu erreichen. Wenn man die Nachfolge nicht in der Familie regeln kann, muss man externe Möglichkeiten suchen. Ich bin noch nicht so alt, dass eine direkte Nachfolgeregelung notwendig gewesen wäre, aber ich bin froh, dass ich eine Lösung gefunden habe und den Übergang noch längere Zeit begleiten kann.

Die Marke Busch steht seit über 60 Jahren für Innovation, Qualität, Detailreichtum, Präzision und Zugkraft für das Zubehörsegment

Sie hätten auch einen Geschäftsführer ins Unternehmen holen können. Was hat Sie bewogen, diesen Weg zu gehen?
Ich tue mich schwer, eigenes Geld in fremde Hände zu geben. Solange man ein Unternehmen hat, ist man dafür verantwortlich und muss mitgestalten – auch wenn man einen Geschäftsführer hat. Mit zunehmendem Alter wird das schwerer und man wird abhängig. Dabei habe ich mich nicht wohlgefühlt. Die Herren Huber und Wohlfart als Inhaber der MEG Modelleisenbahn Gesellschaft mbH sind auch sehr familiär geprägt und werden dafür sorgen, dass das Unternehmen vernünftig fortgeführt wird, auch wenn ich einmal nicht mehr kann.

Busch gilt als innovativ. Ihre „Detailverliebtheit“ ist legendär, ebenso die Qualität der Produkte. Sicherlich hätten einige Big Player aus der Branche gern Ihre Marke und damit auch den Produktions-
standort in Schönheide übernommen. Was hat Sie dazu bewogen, einer „jungen“ Holding den Zuschlag zu geben?
Bei einem Big Player wäre die Marke Busch sicherlich untergegangen – da wäre man dann nur ein „Zubehöranhängsel“ bei einem Großen gewesen. Ich wollte die Marke Busch und die Firma mit Mitarbeitern erhalten. Ich habe daher seit längerer Zeit einen Partner mit ergänzenden Produkten gesucht, um vielleicht zu fusionieren und eine größere rentablere Einheit zu bilden. Mit der Übernahme durch MEG habe ich das Ziel nicht ganz erreicht, aber es gibt dort „Schwesterfirmen“, mit denen auch viele Synergien möglich sind, und die alle Firmen der Verbundgruppe sicher nach vorne bringen werden.

Wie wird sich die neue Konstellation auf die Produktpalette und die einzelnen Segmente von Busch auswirken? Gibt es hier Planungen, die Palette zu erweitern, um noch mehr Synergien in der Gruppe zu schaffen?
Aktuell wollen wir zuerst einmal im Detail ausloten, was in der Gruppe möglich ist. Wagen, die Lenz in Spur O baut, könnten wir in TT produzieren. Unsere Feldbahn in einem größeren Maßstab. Mit den Action-Sets in neuer Spurgröße O können wir die Vertriebsmöglichkeiten von Lenz nutzen. Baumentwicklungen zusammen mit Silhouette. Sicherlich werden im Spielwarenbereich auch Produktbereinigungen stattfinden.

Sie haben als Student BuschData entwickelt. Was geschieht künftig mit diesem Unternehmenszweig? Werden Sie ihn selbst weiterführen?
MEG hat Busch komplett mit BuschData übernommen und so soll BuschData auch in der Gruppe fortgeführt werden. Aber es gibt hier schon Überlegungen, wie man den Vertrieb ausweiten und damit die hier hohen Entwicklungskosten im Softwarebereich besser umlegen kann.

Busch gehört zu den Traditionsunternehmen der Spielwarenbranche. Sie selbst waren lange Jahre im engeren Vorstand des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie, Busch hat Genossenschaftsanteile an der Spielwarenmesse eG. Wie sieht Ihre persönliche Zukunftsplanung aus?
An meiner direkten Zukunft wird sich nichts ändern – die nächsten Monate werde ich meine bisherige Arbeit zu 100 Prozent fortführen. Hinzu kommt die reizvolle Aufgabe, in der Firmengruppe Synergieeffekte auszuloten und zu gestalten. Mittelfristig möchte ich dann aber vielleicht doch etwas langsamer machen und zumindest etwas weniger im Tagesgeschäft involviert sein – Produktentwicklung, Marketing und so weiter werden mir aber auch zukünftig Spaß machen und ich hoffe, hier noch lange mithelfen zu können. Dann möchte ich aber auch mal etwas mehr reisen, Musik hören, lesen, einfach etwas Freizeit genießen – wobei ich schon jetzt weiß, dass mir dann spätestens nach zwei Wochen langweilig werden wird.

Herr Vallen, ich bedanke mich herzlich für das offene Gespräch!