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Unter dem Siegel

11. Juli 2016, 14:35

Es gibt kaum eine Produktgruppe, die exponierter betrachtet wird, wenn es um Sicherheit, um Qualität, um Nachhaltigkeit und um Verbrauchervertrauen geht als die des Baby-Kleinkind-Bereichs. Worauf müssen junge Eltern beim Kauf von textilen Accessoires, von textilen Spielwaren oder Babyzubehör mit textilen Anteilen achten? Welche Standards gibt es und was beinhalten sie? Diese Fragen stellte Sibylle Dorndorf Jutta Knels, ihres Zeichens Leiterin der Stiftung Oeko-Tex GmbH und gleichzeitig Geschäftsführerin der Oeko-Tex-Zertifizierungsstelle in Frankfurt.

Frau Knels, die Schadstoffprüfungen von Oeko-Tex stehen unter dem Motto „Textiles Vertrauen“. Der „Stoff aus dem die Träume sind“ kann, wenn Schadstoffe enthalten sind und festgestellt werden, zum Alptraum sowohl für den Hersteller wie für den In-Verkehr-Bringer, den Händler werden. Richten sich Ihre Aktivitäten an beide Adressaten? Und wie kommunizieren Sie mit diesen Zielgruppen?
Eine Oeko-Tex-Zertifizierung steht grundsätzlich allen Unternehmen der Textilbranche offen. Auch Händler und Importeure können beziehungsweise müssen eine eigene Zertifizierung eingehen, insofern sie mit dem Oeko-Tex-Label „Textiles Vertrauen“ unter ihrem eigenen Namen werben möchten.
Eine erste Anlaufstation und Informationsplattform für Firmen, die eine Zertifizierung ihrer Artikel durchführen lassen möchten, ist unsere internationale Website unter www.oeko-tex.com. Dort finden alle interessierten Besucher in 16 Sprachen einen Überblick über die Anforderungen und den Ablauf der Oeko-Tex-Standard 100 Produktzertifizierung. Detailliertere Auskünfte und konkrete Angebote sind dann in der Folge über unsere Mitgliedsinstitute erhältlich. Auf der Seite www.-oeko-tex.com/institute sind alle weltweiten Oeko-Tex-Prüfinstitute und Kontaktbüros in mehr als 60 Ländern rund um den Globus aufgelistet. Übrigens ist Oeko-Tex auf vielen internationalen Leitmessen und regionalen Fachmessen mit einem Infostand vertreten – entweder übergreifend als Oeko-Tex-Gemeinschaft oder in Form von Messeständen der einzelnen Mitgliedsinstitute.

Wie verläuft eine Zertifizierung? Ziehen Sie aktiv Stichproben im Handel und testen dann ein Produkt durch oder wendet sich generell der Hersteller an Sie?
Der übliche Weg ist, dass sich eine Firma für die Oeko-Tex-Zertifizierung ihrer Produkte interessiert und dann mit einem der Prüfinstitute direkt, beziehungsweise deren Ansprechstellen vor Ort, dem Oeko-Tex- Sekretariat in Zürich oder mit uns von der Oeko-Tex-Zertifizierungsstelle Kontakt aufnimmt, um die Vorgehensweise zu besprechen. Entsprechend der im Vertrag gemachten Angaben werden Prüfmuster eingefordert, die Prüfsystematik besprochen und anschließend die Tests im Labor durchgeführt. Bei Problemen hilft der Oeko-Tex-Experte und bei erfolgreicher Überprüfung wird auf Grundlage des Prüfberichts und der stimmigen Vertragsunterlagen das Zertifikat ausgestellt. Erst dann ist eine Auszeichnung mit dem Oeko-Tex-Label an den Artikeln möglich.

Der Verbraucher ist generell positiv sensibilisiert, wenn es um das Oeko-Tex-Label geht, es ist sicherlich ein wichtiges Kriterium für eine Kaufentscheidung. Muss ein Hersteller, der das Zeichen „Textiles Vertrauen“ verwenden darf, über den Prüfprozess hinaus etwas dafür bezahlen?
Ja, abgesehen von den Kosten für die eigentliche Laborprüfung der Textilien ist noch eine Gebühr für das Recht zu entrichten, das Oeko-Tex-Label für die Laufzeit der Zertifizierung von einem Jahr werblich nutzen zu dürfen. Von diesem Betrag werden bei der Oeko-Tex-Gemeinschaft unter anderem die weltweit stattfindenden Kontrollprüfungen finanziert, die in Höhe von zirka 25 Prozent aller ausgestellten Zertifikate Jahr für Jahr durchgeführt werden. Hinzu kommen Kosten für die Durchführung eines Firmen-Audits, das gemäß den Oeko-Tex-Statuten die Erstzertifizierung begleitet und danach alle drei Jahre wiederholt wird. Hier geht es darum, die Unternehmen bei der Umsetzung der geforderten Prüfkriterien im Rahmen ihrer betrieblichen Qualitätssicherung optimal zu unterstützen. Und das geht am besten, indem wir die Firmen vor Ort besuchen und beraten.

Machen Sie Updates, wenn ein Produkt das Label „Textiles Vertrauen“ trägt?
Grundsätzlich ist es so, dass jeder Hersteller, der an der Rezeptur eines Artikels Änderungen vornimmt, seine Produkte einer erneuten Laborprüfung und Zertifizierung unterziehen muss. Jedes Unternehmen verpflichtet sich bei Vertragsabschluss dazu, entsprechende Produktanpassungen sofort an das zuständige Oeko-Tex-Institut zu melden. Auch bei jeder Verlängerung eines Oeko-Tex-Zertifikats sind die Firmen verpflichtet, erneut repräsentative Mustermaterialien aus der laufenden Produktion bei ihrem Institut für eine neuerliche Laborprüfung vorzulegen.
Losgelöst von diesen Vorgängen aktualisiert die Oeko-Tex-Gemeinschaft jedes Jahr im Januar die den Schadstoffprüfungen zugrunde liegenden Prüfkriterien. In den meisten Fällen heißt das in der Praxis, dass die geltenden Oeko-Tex-Vorgaben und Grenzwerte aufgrund neuer Gesetze und Marktentwicklungen zugunsten von mehr Verbrauchersicherheit verschärft werden.

Aus welchen Bereichen kommen Ihre Kunden hauptsächlich?
Die meisten Oeko-Tex-Zertifikate werden in der Produktklasse I für Babyartikel und in der Produktklasse II, Artikel für den körpernahen Bereich ausgestellt und damit für Produkte aus dem Bekleidungsbereich sowie für Heimtextilien vergeben. Der Vielfalt Oeko-Tex zertifizierter Textilien sind grundsätzlich aber keine Grenzen gesetzt, weil der Oeko-Tex-Standard 100 den Anspruch erhebt, auf alle Arten von textilen Endprodukten anwendbar zu sein. Wir haben gültige Zertifikate für technische Textilien wie Kfz-Innenausstattungen genauso wie für medizinische Textilien oder Wickeltisch-Auflagen.
Soweit die wichtigsten Produktbereiche der Oeko-Tex-Zertifizierung. Was unsere Kunden aus Industrie und Handel betrifft, so sind diese tatsächlich auf allen Stufen der textilen Wertschöpfungskette angesiedelt, also von der Garnerzeugung über das Gewebe oder die Maschenware, von der Veredlung und Ausrüstung bis hin zur Konfektion, einschließlich Zubehör wie Nähgarn, Knöpfe und Reißverschlüsse et cetera. Dies liegt am modularen Prinzip der Oeko-Tex-Schadstoffprüfungen: Grundsätzlich können sämtliche Zutaten eines textilen Fertigprodukts inklusive Zubehörteilen bereits selbst einer Zertifizierung unterzogen werden. Dies macht die Beteiligung von Konfektionären am Oeko-Tex-System überhaupt erst möglich. Denn mit der Verwendung von Ausgangsmaterialien, die bereits von Oeko-Tex zertifiziert sind, lassen sich Doppelprüfungen vermeiden, die Zusammenarbeit der Unternehmen wird intensiviert und die Kosten/Prüfungen werden dort verursacht, wo man durch die Wahl der Chemie tatsächlich auch den Weg der Veränderung zu mehr Produktsicherheit aktiv umsetzen kann. Ansonsten wären Laborprüfungen von Endprodukten sehr aufwändig und teuer, da viele Artikel ja sehr komplex aufgebaut sind.

Gibt es Ihrer Erfahrung nach noch viele „Schwarze Schafe“?
Um die Einhaltung der Oeko-Tex-Kriterien nach der Zertifizierung zu überprüfen, führt die Oeko-Tex-Gemeinschaft jähr–
lich Kontrollprüfungen im Umfang von 25 ?Prozent der ausgestellten Zertifikate durch. Hier ist die Rate der beanstandeten Artikel äußerst gering und hat über die Jahre immer weiter abgenommen.
Im Handel selbst tauchen aber leider immer wieder Textilien auf, die mit Schadstoffen belastet sind. Deshalb hat der Oeko-Tex Standard 100 auch bis heute noch nichts von seiner Aktualität und Bedeutung für die Verbraucher-Sicherheit eingebüßt. Zu begrüßen sind in diesem Zusammenhang auch Initiativen wie die Rapex-Liste der Europäischen Union, wo sich Konsumenten Woche für Woche über Produktrückrufe informieren können, die aufgrund von Gefahren für die Gesundheit ausgesprochen wurden.

Gehen wir einmal davon aus, ich produziere ein textiles Produkt für Babys und Kleinkinder. Wann, sprich in welchem Entwicklungs- oder Produktionsstadium, wende ich mich optimalerweise an Sie?
Da gibt es keine Faustregel. Durch sein Baukasten-Prinzip ermöglicht der Oeko-Tex-Standard 100 ja explizit die Nutzung von zertifizierten Ausgangsmaterialien auf den nachfolgenden Verarbeitungsstufen. Konfektionäre haben also die Möglichkeit, bereits ganz am Anfang der Produktentwicklung gezielt nach von Oeko-Tex zertifizierten Materialien und Lieferanten zu suchen. Unser Online-Einkaufsführer unter www.oeko-tex.com/produkte möchte die Firmen der textilen Kette genau bei solchen Anliegen unterstützen.
Umgekehrt kann es natürlich auch vorkommen, dass ein Handelsunternehmen von seinem Konfektionär fordert, dass nur Oeko-Tex zertifizierte Waren geliefert werden dürfen. Wenn keines der Produktbestandteile bereits auf Schadstoffe überprüft wurde, muss der Konfektionär in diesem Fall die Überprüfung des gesamten Endprodukts auf seine Kosten übernehmen. Das wäre aus wirtschaftlicher Sicht zwar wenig lukrativ für den Lieferanten, weil sämtliche Bestandteile im Labor getestet werden müssten, aber auch zu diesem Zeitpunkt ist eine Oeko-Tex-Zertifizierung selbstverständlich noch möglich.

Auf welche Schadstoffe hin prüfen Sie Textilien und werden textile Spielwaren von Ihnen nach den gleichen Kriterien getestet wie beispielsweise Schlafsäcke oder Kinderbekleidung?
Die Oeko-Tex-Schadstoffprüfungen berücksichtigen gesetzlich verbotene Substanzen, bekanntermaßen schädliche Che-mikalien, für die es aber noch keine gesetzlichen Regelungen gibt, sowie Prüfparameter, die der Gesundheitsvorsorge dienen. Darüber hinaus richten sich die Laborprüfungen nach dem bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Artikels, will heißen: Je empfindlicher der betroffene Anwender ist, desto strengere Anforderungen muss ein Textil erfüllen. Entsprechend gelten bei Textilien für Babys und Kleinkinder bis 36 Monaten die schärfsten Grenzwerte – das ist dann die Oeko-Tex-Produktklasse I. Für Ausstattungsmaterialien der Produktklasse IV wie Vorhänge, Tischdecken oder Teppiche sind die Oeko-Tex-Vorgaben hingegen etwas weniger streng.
Artikel einer Produktklasse müssen also dieselben Anforderungen erfüllen, das gilt dann auch für Schlafsäcke oder Bekleidungsartikel aller Art. Aber es müssen selbstverständlich bei der Herstellung all dieser Artikel auch noch weitere Anforderungen sichergestellt werden, wie zum Beispiel, dass sich keine Kleinteile ablösen können, die dann verschluckt werden könnten, die Beachtung möglicher Kordellängen oder ein geeigneter Flammschutz.

Wie lange dauert ein Prüfprozess und wie begleiten Sie Ihre Kunden, sollten Schadstoffe festgestellt werden? Sprechen Sie auch Empfehlungen für alternative Materialien aus?
Die Dauer des Zertifizierungsablaufs richtet sich in erster Linie nach der Komplexität des Produkts, seiner bereits bestehenden Sicherung durch Zertifikate für die Ausgangsmaterialien und dem daraus resultierenden Prüfumfang. Als Anhaltspunkt kann man sagen, dass eine Zertifizierung mindestens drei bis vier Wochen dauert, zumal ja auch das Firmen-Audit noch zeitnah durchgeführt werden muss.
Wenn die eingereichten Textilmuster nicht auf Anhieb die Labortests erfolgreich bestehen, haben die Firmen die Möglichkeit nachzubessern. Die Oeko-Tex-Institute können den Firmen sicher den einen oder anderen Ratschlag geben, Raum für eine eingehendere Beratung bietet da aber eher das Firmen-Audit.

Wie weit gehen Sie? Testen Sie beispielsweise auch den stoffbezogenen Knopf oder den Reißverschluss?
Selbstverständlich, für die Vergabe Oeko-Tex-Labels ist es Grundvoraussetzung, dass sämtliche Bestandteile eines textilen Fertigartikels ausnahmslos die geforderten Schadstoff-Kriterien erfüllen. Wenn das nicht so ist, wird kein Zertifikat ausgestellt. Das betrifft also zum Beispiel nicht nur den Oberstoff eines Kleidungsstücks, sondern auch Einlagen, Nähgarne, Knöpfe (also auch stoffbezogen oder lackiert), Reißverschlüsse, Klettverschlüsse bis hin zu Beschichtungen, Textildrucken, Stickereien oder Etiketten in all ihren Varianten.

In den letzten Jahren hat der Aspekt der Nachhaltigkeit und der ökologischen Unbedenklichkeit immer mehr Gewicht bekommen. Neue Materialien fanden Einzug in die Produktion. Teilweise hat ein Produkt vier bis fünf verschiedene „Zusatzstoffe“. Birgt dieser Trend nicht auch Gefahren?
Aus humanökologischer Sicht spielt es bei Oeko-Tex zertifizierten Textilien keine Rolle, ob sie aus nur einem Material oder verschiedenen Stoffen oder Stoffmischungen bestehen. Sämtliche Bestandteile müssen ja den geforderten Prüfkriterien entsprechen. Ob der Verbraucher nun lieber Bekleidung aus synthetischen Fasern wie Polyester trägt oder aus Baumwolle, obliegt seinen Vorlieben. Im Sport- und Outdoor-Bereich haben Funktionstextilien aus Chemiefasern beispielsweise durchaus ihre Vorteile.

Gerade das Etikett „Bio“ verleitet Verbraucher zu glauben, sowohl der Herstellungsprozess wie auch alle verwendeten Materialien seien „clean“ und nicht selten werden für solche vermeintlich „politisch korrekten“ Produkte erheblich höhere Preise verlangt. Haben Sie mit dem Einzug des „Bio-Booms“ auch bei Textilien Ihre Prüfkriterien verändert oder verschärft?
Bei der Aufstellung und Weiterentwicklung der Prüfkriterien verfolgt Oeko-Tex aufmerksam den Markt, neue gesetzliche Vorgaben und wissenschaftliche Erkenntnisse. Nein, vom Thema Bio-Baumwolle hängen die Oeko-Tex-Prüfkriterien nicht ab. Eine Überprüfung auf Schadstoffe ergibt allerdings auch bei Textilien aus organisch angebauten Rohstoffen durchaus einen Sinn, weil ja tatsächlich bei einigen Herstellungsprozessen wie dem Färben oder Veredeln durchaus unerwünschte Substanzen in das Produkt gelangen können. So ist es nicht verwunderlich, dass wir aktuell auch zahlreiche gültige Oeko-Tex-Zertifikate für Artikel aus Bio-Baumwolle oder auch für recycelte Materialien haben.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Institute aus, mit denen Sie im Rahmen der Testverfahren zusammenarbeiten?
Bei den Oeko-Tex-Prüfinstituten handelt es sich um renommierte unabhängige Einrichtungen, die für ihr Prüfwesen von den zuständigen nationalen Behörden und Instanzen wie beispielsweise der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkks) in Deutschland akkreditiert sind. Abgesehen davon müssen die Institute durch ihre Erfahrung, Kompetenz und Ausstattung in der Lage sein, die Laborprüfungen gemäß der offiziellen Oeko-Tex-Statuten durchzuführen. Wichtig ist nicht alleine die Ermittlung korrekter Laborergebnisse, sondern vor allem das Wissen, die gemessenen Werte kompetent im Hinblick auf eine mögliche Unbedenklichkeit durch Textilien beurteilen zu können.

Seit Oeko-Tex 1992 mit dem Label „Textiles Vertrauen“ auf den Markt ging, hat sich viel verändert. Geblieben ist Ihre exponierte Marktposition: Das Label „Textiles Vertrauen“ ist weltweit das meistverbreitete – und beim Verbraucher das bekannteste. Heute tummeln sich Mitbewerber und machen die Orientierung für Handel und Verbraucher nicht eben leichter. An wen kann sich ein Händler wenden, wenn er Angst hat, er hätte sich ein Trojanisches Pferd ins Regal gelegt und wo finden Verbraucher Aufklärung?
Die Gefahr von Trittbrettfahrern wächst mit zunehmender Bekanntheit und Marktverbreitung eines Labels. Deshalb beschäftigt Oeko-Tex seit vielen Jahren eine Expertin, die sich ausschließlich um das Thema Markenschutz im vorjuristischen Bereich kümmert. Wenn Hersteller, Händler und Verbraucher Zweifel bezüglich der Gültigkeit eines Oeko-Tex-Labels haben, sollten sie sich an die Oeko-Tex-Zertifizierungsstelle in Frankfurt wenden. Eine erste Anlaufstation für den Verbraucher ist übrigens unsere interaktive Gültigkeitsprüfung auf der Oeko-Tex-Website. Unter der Adresse www.oeko-tex.com/gueltigkeitspruefung kann man anhand der Prüfnummer auf dem Label selbst überprüfen, ob ein Zertifikat gültig ist. Fehlen die Prüfnummer und der Name des Oeko-Tex-Instituts allerdings auf dem Label, so kann dies ein erster Hinweis sein, dass es sich um eine missbräuchliche Verwendung handelt. In diesem Fall sollte man sich an die Zertifizierungsstelle wenden.

Auch eine Organisation wie Oeko-Tex geht mit der Zeit. Wie haben Sie sich perspektivisch und strategisch auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet?
Was dem Konsumenten immer wichtiger wird, ist dass die Textilien nicht nur nachweislich unbedenklich sind, sondern auch umweltfreundlich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Dazu hat Oeko-Tex die bereits seit 1995 angebotenen Zertifizierungen nach Oeko-Tex-Standard 1000 und Oeko-Tex Standard 100plus in jüngster Vergangenheit überarbeitet.
Als Nachfolger des 1000er-Standards bietet die STeP by Oeko-Tex-Zertifizierung seit Juli 2013 Unternehmen der Textilbranche die Möglichkeit, die Umweltfreundlichkeit und soziale Verantwortung in ihren Produktionsbetrieben durch ein umfangreiches Online-Assessment und anschließendes Firmen-Audit von Oeko-Tex beurteilen zu lassen. Die Nachhaltigkeits-Bewertung erfolgt auf dem ausgestellten Zertifikat in Form eines transparenten Scorings – sowohl für den Betrieb als Ganzes wie auch für alle relevanten Bereiche. Zu diesen gehören Chemikalien-Management, Umwelt-Leistung, Umwelt-Management, soziale Verantwortung, Qualitätsmanagement sowie die Sicherheit am Arbeitsplatz.
Als zeitgemäßes Update des 100plus-Standards stellt Oeko-Tex in Kürze zudem ein neues Produktlabel für die Auszeichnung von Textilien vor, die humanökologisch unbedenklich gemäß Oeko-Tex Standard 100 sind und gleichzeitig aus nachhaltiger Produktion von STeP by Oeko-Tex zertifizierten Firmen stammen. Der besondere Mehrwert dieses neuen Labels für den Konsumenten liegt darin, dass der Herstellungsweg der gekauften Artikel anhand einer Prüfnummer und eines QR-Codes im Internet nachverfolgt werden kann. Der Verbraucher kann also sehen, in welchem Land und in welchen Betrieben die einzelnen Fertigungsschritte stattgefunden haben.

Und was werden Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Hersteller und den Handel sein?
Die konkrete Frage lautet für mich: Wie kann auch der Verbraucher in verantwortliches Handeln selbst einbezogen werden? Gute Qualität der Produkte, die Produktsicherheit, Umweltschutz und soziale Verantwortung in den Unternehmen haben ihren Preis, der vom Verbraucher bezahlt werden muss. Ansonsten zahlt die Gesellschaft die Spätfolgen einer Entwicklung, wenn keine ethischen Maßstäbe gelten, nur unzureichender Umweltschutz umgesetzt und keine beziehungsweise zu wenig soziale Verantwortung in den Unternehmen wahrgenommen wird.
Auf der Oeko-Tex-Webseite können sich die Unternehmen mit ihrem verantwortungsvollen Handeln bereits heute sichtbar machen. Die dort bereits gezeigte Transparenz vieler mittelständisch organisierter Unternehmen oder auch von kontinuierlich zusammenarbeitenden Partnerbetrieben bis hin zu Lieferketten und Clustern wie bei der STeP-Zertifizierung, die wir weiter ausbauen möchten, erzeugt vielleicht auch neue Möglichkeiten der Nachvollziehbarkeit und der Kundenbindung an unsere Oeko-Tex-Unternehmen, nicht nur regional, sondern global.

Frau Knels, ich bedanke mich für das informative Gespräch!

www.oeko-tex.com