Überfluss? – Erfolgreich mit Spiele-Apps

15. August 2017, 14:32

Eine App zum Gärtnern, Farm betreiben, Spielzeug steuern oder Lesen gefällig? Mittlerweile gibt es für (fast) jede Form von Langeweile oder Alltagsproblem ein Gegenmittel in Form einer App. Müsste der Markt mittlerweile nicht vollkommen überlaufen an digitalem Angebot? Kerstin Krause fragte bei Felix Falk, Geschäftsführer des BIU, nach und erfuhr, wie es momentan um den App-Markt steht.

Herr Falk, wenn man den Berichten Glauben schenkt, ist der App-Markt überlaufen, der Umsatz mit Spiele-Apps ist aber dennoch steigend. Welche Beobachtungen machen Sie momentan?
Spiele-Apps sind eine der beliebtesten Anwendungen auf Smartphones und Tablets. Der Umsatz stieg 2016 in Deutschland um insgesamt 30 Prozent auf 409 Millionen Euro. Besonders erfolgreich sind die sogenannten Free-to-Play-Spiele. Diese Titel lassen sich kostenlos spielen. Wenn der Spieler möchte, kann er für kleine Beträge zusätzliche Level oder eine individuelle Gestaltung der Spielfigur erwerben.
Generell ist die Auswahl an Apps in den vergangenen Jahren rapide gestiegen – auch die der Spiele-Apps. Ein Grund für diese Entwicklung sind die gesunkenen Einstiegshürden bei der Entwicklung. Letztendlich benötigt man heute nur einen durchschnittlichen Computer. Sogar die Software zur Entwicklung ist teilweise kostenfrei. In der Folge ist die Anzahl der veröffentlichten Apps in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Um bei dieser Vielzahl von Neuerscheinungen in den App Stores aufzufallen, muss ein immenser Aufwand betrieben werden, auch beim Marketing. Die daraus resultierenden Kosten sind insbesondere für kleinere Entwickler aus Deutschland in der Regel kaum zu stemmen. Deshalb ist die Einführung einer Entwicklungsförderung durch den Bund auch so wichtig, so wie es sie in unseren Nachbarländern Frankreich, Großbritannien oder Polen längst gibt.

Bei wem sind Spiele-Apps beliebter? Erwachsene oder Kinder?
Spiele-Apps sind bei Jung und Alt in gleichem Maße beliebt. Ob Jump’n’Runs, Strategiespiele oder Denkspiele: Das vielfältige Angebot an Spiele-Apps hat bereits Millionen Deutsche zu begeisterten Gamern gemacht – darunter auch viele, die bisher kaum oder gar nicht gespielt haben. Darunter sind auch viele ältere Menschen. So steigt das Durchschnittsalter der deutschen Gamer seit Jahren: Von 31 Jahren 2011 auf heute 35,5 Jahre. Spieler ab 50 Jahren sind die am stärksten wachsende Gruppe und machen mittlerweile bereits ein Viertel der Spielerschaft aus. Generell werden Spiele-Apps in Deutschland aktuell von über 17 Millionen Menschen ab zehn Jahren auf dem Smartphone gespielt, mehr als elf Millionen nutzen Spiele-Apps auf ihren Tablets.

Wie viele Apps finden sich auf einem „Durchschnitts-Smartphone“? Und wie groß ist die Bereitschaft, für Apps tatsächlich zu bezahlen?
Die Angaben dazu variieren von Studie zu Studie. Laut einer Schätzung der App-Spezialisten von App Annie beschäftigt der durchschnittliche Smartphone-Nutzer in Deutschland sich heute mit rund zehn Apps pro Tag. Die Bereitschaft, für Apps sowie virtuelle Güter und Zusatzinhalte Geld auszugeben, steigt seit Jahren in Deutschland. Lag der Umsatz mit Spiele-Apps und virtuellen Gütern im Jahr 2014 noch bei 241 Millionen Euro, so waren es 2015 bereits 315 Millionen und 2016 schließlich 409 Millionen Euro. Das entspricht einem Umsatzwachstum von knapp 70 Prozent seit 2014.

Lohnt sich nach Ihrer Erfahrung die Investition in die Entwicklung einer App in Verbindung mit einem Produkt? Beispielsweise die App zum Spielzeugauto, der Puppe, dem Buch?
Wenn es um Technik geht, kennen Kinder keine Berührungsängste. Smartphones und Tablets sind ihnen aus ihrem Lebensalltag bekannt.
Für Spielzeughersteller kann es daher sinnvoll sein, ihre Produkte durch Apps zu erweitern. Sie sprechen damit Kinder nicht nur hinsichtlich ihrer Neugier und Begeisterung für Technik an. Zudem hilft das frühe und durch Eltern begleitete Heranführen an Technik bei der Ausbildung der Medienkompetenz und von Fertigkeiten, die auch im Berufsleben der Zukunft eine immer größere Rolle einnehmen.

Herr Falk, vielen Dank für das Gespräch!

www.biu-online.de