Tessloff: Die vierte Dimension von Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit – das bedeutet bei Tessloff nicht nur ökologisches, ökonomisches und soziales Handeln, sondern auch eine programmatische Verantwortung: Welche Geschichten erzählen wir jungen Menschen über ihre Welt – mit welchen Botschaften, Bildern und Perspektiven? Damit eröffnet der Kinderbuchverlag eine vierte Dimension in seinem Nachhaltigkeitsengagement: die inhaltliche Ebene.

Verantwortung beginnt beim Inhalt
In Zeiten von Klimakrise, Polarisierung und gesellschaftlichem Wandel wird die Frage, wie wir mit Kindern über die Welt sprechen, immer relevanter. Was darf man ihnen zumuten? Und was muss man ihnen zutrauen? Die Haltung von Tessloff ist klar: Zukunftsfähige Kinderliteratur macht nicht nur Fluchtangebote in eine heile Welt, sondern öffnet Räume für Neugier, Reflexion und Selbstwirksamkeit. Auch das ist Nachhaltigkeit: junge Menschen sprachfähig zu machen – für das, was ist, und das, was kommt. Und ihnen immer wieder aufzuzeigen: Das kannst du tun!
Zukunftsthemen altersgerecht erzählen
In der Programmplanung von Tessloff werden Nachhaltigkeitsthemen folglich nicht als Etikett behandelt, sondern sind integrativer Bestandteil des Plots. Ob Artenvielfalt, Klimawandel oder globale Zusammenhänge – sie tauchen dort auf, wo sie für Kinder greifbar sind: in Bildern, Fragen, Alltagsbeobachtungen. Dabei geht es nie nur um Fakten, sondern auch um Haltung. Um die Frage: Welche Welt zeigen wir – und welche Verantwortung trauen wir Kindern darin zu? Und, auch ganz wichtig: Was kann getan werden und was wird getan, damit unsere Welt lebenswert bleibt.
Während ESA-Astronaut Matthias Maurer in seiner Graphic Novel „Was ist Was Mission im Weltraum“ durch seinen eigenen Weltall-Aufenthalt sehr authentisch von der Verletzlichkeit der Erde erzählen kann, geht es im Junior-Titel „Abschied nehmen“ um eine kindgerechte Wissensvermittlung zu Tod und Vergänglichkeit – einfühlsam und faktenbasiert. Was ist Was Kindersachbücher wie „Demokratie“, „Regenwald“ oder „Feuerwehr“ eröffnen Perspektiven: auf komplexe Zusammenhänge – und auf die Möglichkeiten, selbst etwas zu bewegen. Die Botschaft: Du bist nicht zu klein, um einen Unterschied zu machen.
Zwischen Differenz und Gemeinsamkeit
Diversität, Inklusion und emotionale Bildung sind weitere Facetten, in denen sich Nachhaltigkeit im Programm zeigt – nicht als Sonderthemen, sondern als selbstverständliche Bestandteile kindlicher Wirklichkeit. In der Reihe „Was ist was Meine Welt“ für Kinder ab zwei Jahren etwa fließen verschiedene Familienmodelle, Lebensrealitäten und Gefühlswelten ganz natürlich ein. Dass dabei in Redaktionsrunden auch mal um ein einziges Wort oder Bild gerungen wird, ist Teil eines ernst gemeinten Anspruchs: Kinder nicht zu unterfordern – und nicht zu belehren.
Lesen als Schlüsselkompetenz
Auch die Leseförderung wird im Programm als struktureller Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie verstanden – mit einer Erstlese-Reihe, die motiviert und Routine schafft. Geschäftsführerin Katja Meinecke-Meurer betont: „Der Schlüssel zur Lesemotivation sind sprachlich einfache Bücher, die die Leseflüssigkeit nicht überfordern, aber die Lesenden intellektuell ansprechen.“
Haltung statt Zeigefinger
Tessloff positioniert sich nicht über einzelne „Nachhaltigkeitstitel“, sondern über eine konsequente redaktionelle Haltung. Was selbstverständlich wirkt, ist oft Ergebnis sorgfältiger Diskussionen: über Sprache, über Zugänge, über Verantwortung. Nachhaltigkeit wird damit zur redaktionellen Praxis – und zur Einladung an Kinder, sich als aktiver Teil der Welt zu begreifen, nicht als bloße Beobachter.
Als weltweit erster Verlag ist Tessloff mit dem Siegel „Paris-aligned strategy“ von right based on science zertifiziert. Damit wurde eine wissenschaftsbasierte Klimastrategie bestätigt, die mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens vereinbar ist – nicht durch Kompensation, sondern durch echte Veränderung.
Derzeit arbeitet Tessloff am zweiten Bericht nach den Standards des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Darüber hinaus setzt sich der Verlag auf breiter Ebene für Demokratiebildung, Leseförderung und weitere gesellschaftliche Themen ein.