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Technologie-Trends im Handel 2023

14. April 2023, 16:40

Alle zwei Jahre führt das EHI Retail Institut eine Befragung von IT-Verantwortlichen in Handelsunternehmen durch. Künstliche Intelligenz bleibt die wichtigste Zukunftstechnologie für den Handel und die Automatisierung von Prozessen gewinnt angesichts des Fachkräftemangels an Bedeutung.

Für die aktuelle Studie „Technologie-Trends im Handel 2023“ hat das EHI CIOs und IT-Verantwortliche von 92 Handelsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in persönlichen Interviews zu technologischen Trends und Investitionsprioritäten befragt. Wie bereits in den Vorjahren dominiert das Thema „künstliche Intelligenz“ (KI) und „maschinelles Lernen“ die wichtigsten Technologie-Trends im Handel. Nach einer Verschiebung der Investitionsprioritäten während der Pandemie stehen nun die Neueinführung und Optimierung als auch die technologische Transformation von ERP-Systemen wieder auf Rang 1 der wichtigsten Projekte der kommenden Jahre. Damit verbunden sind Investitionen in cloudbasierte Anwendungen in den Bereichen E-Commerce, Loyality, Marketingservices und Analytics.

KI ganz vorn

52 Prozent halten diese Technologie für am wichtigsten, 2021 waren es noch 63 Prozent. Ein Grund für den Rückgang sieht die Studie darin, dass sich KI in vielen Unternehmen bereits etabliert hat und daher nicht mehr als Zukunftstechnologie wahrgenommen wird. 69 Prozent der befragten Unternehmen setzen bereits KI ein (2021: 56 Prozent), bei neun Prozent ist dies in Planung. 22 Prozent planen derzeit keinen Einsatz. Beim derzeitigen Einsatz KI-basierter Anwendungen dominieren Lösungen in den Bereichen: Prognosen (Forecasting), Effizienz von Lieferketten (Replenishment), Preisgestaltung (Pricing) und Kundendialog. Frühzeitige Bevorratung bei absehbaren Lieferengpässen war die mit Abstand wichtigste Maßnahme, um Projektpläne einzuhalten. Knapp ein Viertel der Befragten sah sich aufgrund der Komplikationen gezwungen, Projektpläne zu verschieben. 19 Prozent der Unternehmen wechselten bei Nichtverfügbarkeit oder zu hohen Preisen kurzfristig den Hardwarelieferanten.

Studienteilnehmer*innen nach Branchen in Prozent

Seamless Checkout

Mit 41 Prozent folgt auf zweiter Position der Seamless Checkout. Der Handel geht immer mehr zum „nahtlosen Checkout“ über: Dem Kunden wird der gesamte Einkaufsprozess samt Zahlung am Self-Check-out ganz oder in Teilen überlassen. Mit zunehmendem Personalmangel erwarten die IT-Verantwortlichen bei dieser Technologie die nächsten Entwicklungsschritte, so dass die Automatisierung des Checkouts weiter forciert wird. In welcher Ausprägung sich der
Seamless Store durchsetzen wird, hängt jedoch von Branche, Standort, Wirtschaftlichkeit und Kundenakzeptanz ab. 52 Prozent haben kassenlose Stores bereits in Betrieb oder konkrete Pläne für die nächsten Jahre.

Kundenorientierung

28 Prozent der IT-Verantwortlichen sehen die Kundenorientierung (Customer Centricity) als technologischen Top-Trend. Zwar sind die Nennungen in der EHI-Studie rückläufig (2021: 37 Prozent), sie bewegen sich aber noch immer auf einem hohen Niveau. Viele Unternehmen arbeiten mit Hilfe der KI an der Personalisierung der Customer Journey in den drei zentralen Punkten „darstellen“, „analysieren“ und „optimieren“.

Wichtige technologische Entwicklungen der kommenden drei Jahre in Prozent (Vergleich 2021/2023)
Wichtigste Projekte in Prozent (Vergleich 2021/2023)

Connected Retail

2021 sahen noch 44 Prozent der Befragten in dieser Technologie einen wichtigen Trend, heute sind es 22 Prozent. Einen möglichen Grund sieht das EHI darin, dass Omnichannel für viele Handelsunternehmen mittlerweile zum Tagesgeschäft gehört. Ein verknüpfter und vernetzter Einzelhandel verbindet Online- und physischen Verkauf im Geschäft vor Ort auf vielfältige Weise. Denn sowohl online als auch off-
line hat jeweils seine Vorteile und kann sich vorteilhaft ergänzen. Befeuert durch die Corona-Krise haben die meisten befragten Unternehmen inzwischen eine Cloud-Strategie definiert und sehen die Technologie daher nicht mehr als Zukunftstrend.

Virtual Commerce/Metaverse in Prozent
Services für Konsument*innen in Prozent

Steigende IT-Budgets

Die durchschnittlichen IT-Budgets in Relation zum Nettoumsatz steigen auch 2023 weiter an und liegen nun bei 1,53 Prozent des Nettoumsatzes. 2021 waren es 1,47 Prozent. 76 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die IT-Budgets auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Doch nicht nur in den Ausbau wird investiert. Je stärker sich ein Unternehmen im Internet engagiert, umso aufwändiger wird auch der Schutz vor Cyberangriffen. 78 Prozent der Befragten berichten von moderat bis signifikant gestiegenen Cyberangriffen auf ihr Unternehmen. In vielen Unternehmen wurden daher eigene, spezialisierte Abteilungen auf- oder ausgebaut. Mit 67 Prozent der Nennungen wird die Sensibilisierung der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Thema Cybersicherheit als wichtigste Maßnahme angesehen.
Die aktuelle Studie des EHI Retail Instituts umfasst weitere Punkte und betrachtet die Genannten noch stärker im Detail. Die interviewten Händler stammen hauptsächlich aus den Branchen Lebensmitteleinzelhandel und Mode & Accessoires. Darüber hinaus waren auch folgende Branchen vertreten: DIY & Einrichten, Körper & Gesundheit, Hobby & Freizeit und Technik. Auch Spielwarengeschäfte waren unter den Befragten. Gerade weil diese Studie nicht ausschließlich die Spielwarenbranche abbildet, bietet sie einen erkenntnisreichen Blick hinein in die technologischen Entwicklungen im Umfeld dieser Branche. Und auch vor den Türen der Spielwarenbranche macht das Internet nicht halt. Insbesondere die Pandemie war für den einen oder anderen Spielwarenhändler Anlass, seine gewohnten Pfade zu überdenken und den Schritt in ein hybrides Geschäftsmodell zu wagen, in dem sich Online und Offline gegenseitig ergänzen. Christian Krömer betreibt mehr als 20 Spielwarengeschäfte im bayerischen Raum. Für ihn war es eine Flucht nach vorn, als die Pandemie kam: „Wir sind mit der Pandemie zu einem Onlinehändler geworden. Wir haben uns neu erfunden und sind, wie ein Start-up, den neuen Weg gegangen.“ Bereits seit 2016 betreibt Krömer einen Onlineshop. „Das war aber wie ein ungeliebtes Stiefkind“, so Krömer. Online lief eher nebenbei. „Wir haben es eher wie ein digitales Schaufenster gesehen.“ Die bestehende Infrastruktur erwies sich für ihn als Vorteil, denn mit der coronabedingten Schließung seiner Geschäfte war er in der Lage, sofort auf Onlineshopping umzustellen. Mit direkter Kundenansprache und täglichen Newslettern sorgte er für Umsatz auf seiner Homepage. Eine eigene App für die 120 Mitarbeiter in über 20 Filialen ermöglichte eine schnelle und unkomplizierte Kommunikation innerhalb des Unternehmens. „Heute wollen wir das Beste aus beiden Welten nutzen. Das Internetgeschäft ist für uns nicht mehr wegzudenken und gleichzeitig sind die nun wieder geöffneten Filialen die Basis für unser Unternehmen“, so Christian Krömer, der damit ein Paradebeispiel dafür bietet, wie sich stationärer Handel und Onlineshopping verknüpfen lassen.

ehi.org

Einsatz von Digital Signage im Store in Prozent
Einsatzbereich Künstlicher Intelligenz in Prozent (Top 5)

Das EHI Retail Institut bietet die umfassende Studie (ISBN 978-3-87257-580-7) für 930 Euro, zzgl. gesetzlicher MwSt. zum Erwerb an.

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