Store Check Spinnrad Naturtextilien, Karlsruhe – Slow Fashion

12. März 2021, 10:09

„Mode bewusster leben!“ Unter diesem Motto führt Fabienne Plan das „Spinnrad Naturtextilien“, ein Laden mit konsequent ökologischer Mode, in Karlsruhe. Astrid Specht erfuhr von ihr, worauf es ihr bei der Geschäftsführung ankommt.

Das „Spinnrad Naturtextilien“ ist fast so etwas wie eine Institution der Öko-Szene in der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe. Seit 1983 existiert das Geschäft und auch wenn sich im Lauf der Zeit einiges verändert hat – allem voran das Sortiment –, der Anspruch, konsequent und kompromisslos ökologisch verträgliche und faire Produkte zu führen, ist gleich geblieben.
Angefangen hat alles, als in den frühen 80er-Jahren Ingrid Brecht im ursprünglichen Spinnrad Naturtextilien im Karlsruher Vorort Durlach natürliche, mit Pflanzenfarben gefärbte Wolle und Strickwaren sowie Filzkurse anbot. Das Geschäft lief ausgezeichnet, bis sich die Gründerin zur Jahrtausendwende aus Altersgründen dazu entschloss, das Spinnrad in vertrauensvolle Hände abzugeben. Diese fand sie in Fabienne Plan, von Haus aus diplomierte Übersetzerin und Dolmetscherin und jahrelange treue Kundin des Geschäfts.
Schon bei der Übernahme war Fabienne Plan klar, dass sie ihren eigenen Stil einbringen wollte, ohne das Grundkonzept aus den Augen zu verlieren. Und so wurde nach dem Umzug in die Karlsruher Innenstadt das Sortiment generalüberholt. Sie wollte zeigen, dass Öko-Textilien, insbesondere für Kinder, modern und modisch sein und optisch durchaus mit konventionell produzierter Mode mithalten können.

Fabienne Plan ist die Gesschäftsführerin im „Spinnrad Naturtextilien“ in der Karlsruher Innenstadt. Dort bietet sie konsquent ökologische und fair produzierte Bekleidung an, die modisch und modern zugleich ist

Wichtig war und ist Fabienne Plan jedoch, dass jedes Produkt von Firmen stammt, deren Wertschöpfungskette von jeher durch und durch ökologisch und fair ist – darunter beispielweise von Alkena, Didymos, Enfant Terrible, Engel, Moromini, Piccalilly, Pickapooh, Pigeon Kids, Serendipity, Tranquillo und vielen anderen. Einzelne Bio-Kollektionen ansonsten konventionell produzierender Hersteller lehnt sie ab ebenso wie die Zusammenarbeit mit Herstellern, deren Position und Ausrichtung in diesen Punkten nicht klar ist. Oftmals seien Bio-Kollektionen oder Einzelstücke aus Bio-Baumwolle nämlich nur Marketingmaßnahmen, um die Attraktivität von Produkten bei Endverbraucher zu steigern und um dem eigenen Image einen grünen Touch zu verleihen. Letztendlich hätte Greenwashing aber nichts mit einem echten ökologischen Anspruch an das eigene Sortiment zu tun. Im Vordergrund stünde immer der Profit. Klar sei der nicht unwichtig, so Fabienne Plan, schließlich müsse auch sie von etwas leben. Betrachtet sie aber die Einkaufspreise für Öko-Mode und die Gewinnmarge, die sie in ihrem Geschäft erzielt, erscheint letztere äußerst schmal. Natürlich könnte sie auf ihre ohnehin relativ hohen Preise noch etwas drauflegen und so ihren eigenen Gewinn steigern. Dann würde sie aber sehr schnell an die Schmerzgrenze ihrer Kunden stoßen. Die liegt bei rund 200 Euro für einen Kindermantel oder einen Pullover für Mama. Viel mehr wären nur die wenigsten bereit auszugeben. Letztendlich seien ihre Preise aber nicht überhöht – vor allem in Anbracht der Qualität der Kleidungsstücke –, sondern die von H&M, Zara, Mango & Co. viel zu niedrig. „Man muss sich bei deren Schleuderpreisen überlegen, wie viel Geld letztendlich bei den Arbeiter*innen ankommt oder wie gering die Qualität der Stoffe sein muss, um zu solchen Preisen zu verkaufen. Das kann und will ich nicht unterstützen“, so Plan und tritt deshalb der Fast Fashion ganz bewusst entgegen.
Corona macht die Situation nicht einfacher. Die Textilmessen, auf denen sie sonst ihre Ware bestellt, wurden zum Teil abgesagt und durch Online-Termine ersetzt. Glücklicherweise kennt sie die Hersteller sehr gut und vertraut auf die Qualität der Ware. „Die Öko-Textil-Branche ist sehr klein und das schöne ist, wir unterstützen uns alle gegenseitig. Das hilft“, sagt Plan. Und obwohl das Spinnrad öffnen darf, da dort Baby- und Kleinkindprodukte erhältlich sind, hofft sie darauf, dass die Beschränkungen bald aufgehoben werden und wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Denn jetzt sind die Frühjahrskollektionen da und warten darauf, an den Mann beziehungsweise die Frau und das Kind gebracht zu werden.