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Store Check – 357 Jahre im Geschäft

31. Januar 2020, 13:52

„Der Krawany“ ist eine Institution in Österreich und weit über die Grenzen hinaus. Das Besondere: Das 1663 in Mödling gegründete Handelshaus ist immer noch in Familienhand. Sibylle Dorndorf sprach mit den derzeitigen Geschäftsführern und Inhabern, dem Ehepaar Margareta und Marc Wilmink, über die „USP“ des Handelshauses Krawany.

Margareta und Marc Wilmink führen das Familienimperium mit Sitz in Mödling seit 2003. Das heißt, sie betreiben Groß- und Einzelhandel an vier Standorten in Österreich und haben sich, wie Margaretas Vorfahren, auf die Krawany-Kernsortimente Haushalt & Stil, Hobby & Spiel, Öfen sowie Baustoffe & Bedachung (Großhandel) fokussiert. Insgesamt finden Kunden in Mödling heute vier Geschäfte mit 60.000 Artikeln, attraktiv präsentiert auf zirka 3.500 Quadratmetern. 72 zum Großteil langjährige Mitarbeiter sind eng mit „ihrem Krawany“ verbunden und kümmern sich um Belange im B2B- und B2C-Bereich. Und wie es aussieht wird die Familiengeschichte weitergeschrieben: Die vier Kinder der Wilminks haben alle die Familien-DNA …

Herr Wilmink, Ihr Unternehmen gehört weltweit zu den ältesten Handelshäusern. Wie konnte diese Unternehmensgeschichte Ihrer Einschätzung nach so lange Zeit gelingen?  
Marc Wilmink: Der Krawany ist und war vom Sortiment her immer sehr breit und tief aufgestellt. Dadurch war die Betreiberfamilie nie nur von einer Branche komplett abhängig. Unsere Mischung aus Großhandel und Fachhandel garantiert uns ein Einkaufsvolumen sowie eine gute, durchgängige Marktpräsenz.

Das allein kann es aber nicht sein …
Marc Wilmink: Nein, wir versuchen, unseren Kunden ständig etwas Neues zu bieten, das erfordert natürlich viel Mut, auch neue Lieferanten und Produkte auszuprobieren. Aber wir halten uns nicht nur in Sachen Ware aktuell, sondern haben unser Logo einem Relaunch unterzogen, sind jünger und frischer geworden. Und natürlich bespielen wir Profile auf Instagram und Facebook, um in ständigem Austausch und Kontakt mit unseren Kunden zu sein.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Marc Wilmink: Die Familie und die Firma Krawany sind eng miteinander verbunden. Wir leben im Ort und beteiligen uns immer am Geschehen, sind auch in der Stadt mit diversen Aktivitäten aktiv. Unsere Mitarbeiter kommen alle aus der Region und kennen die meisten Kunden persönlich. Wir haben generell sehr wenig Fluktuation bei den Mitarbeitern und freuen uns über deren hohe Akzeptanz und Identifikation. Einige von ihnen sind 40 Jahre und länger bei uns. Das führt natürlich zu sehr vertieften Fachkenntnissen, was der Beratung zu Gute kommt.

Auf geschäftlicher Ebene sorgt eine flache Hierarchie dafür, dass Einkauf und Verkauf eng miteinander verbunden sind. Alte Ware liegt nicht wie Blei, sondern wird schnell aus dem Programm genommen. Neben unseren Trendartikeln führen wir auch klassische Everseller, die die Kunden oftmals gezielt suchen. Bei uns sollen sie sie finden. Und last but not least legen wir in unseren vier Geschäften Wert darauf, dass die Gestaltung der Räumlichkeiten einzigartig und spannend ist und bleibt: Jeder Raum überrascht, in jeder Ecke kann der Kunde etwas Neues entdecken.

Der Krawany ist eine Institution und das schon seit vielen Generationen …
Marc Wilmink: Das stimmt. Als Kinder haben unsere Kunden bei uns ihre Spielsachen ausgesucht, heute suchen und finden sie ausgesucht schöne Dinge für Haushalt und Garten. Egal, ob privat oder beruflich – wir decken auch die Bereiche Heimwerken, Baustoffe und Bedachung ab.

Welche Bereiche sind beim Krawany besonders gewachsen und wo haben sich gravierende Veränderungen ergeben?
Marc Wilmink: Wir spüren, dass allgemein immer mehr Wert auf die Qualität der Marken und auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Die Bereiche Home sowie Lifestyle und „Leben im Garten“ sind sehr wichtig geworden. Bei Letzterem sind Farben sowie die Umstellung auf stromsparende Produkte wie LED-Beleuchtung gefragt, beim Heimwerken steht der Sicherheitsaspekt im Fokus. Eher schlechter laufen Maschinen, da ist viel Umsatz ins Internet abgewandert. Diese Marken sind nicht sehr fachhandelstreu.

Und wie sieht es bei Spielzeug aus?
Marc Wilmink: Auch hier geht der Trend eindeutig zu nachhaltigen Produkten. Spiele und Puzzles laufen sehr gut, auch Basteln und Handarbeiten. Es wird wieder gelesen und Party geht immer. Marken wie Lego/Playmobil sind ein Muss, aber diese Produkte stehen bei uns nicht im Fokus, da hier sehr viele Nebenbranchen die Preise kaputt machen, ich denke da an den LEH, an Drogeriemärkte oder das Internet, oft die eigenen Web-Shops der Marken.
 
Auf welchen Sortiments- und Markenmix setzen Sie im Bereich Spielware?  
Margareta Wilmink: Natürlich sind klassische Marken wie Lego, Playmobil, Mattel, Revell und Schleich bei uns auf der Fläche präsent. Wir setzen jedoch bewusst punktuell auf Trendartikel, die unser Sortiment gut ergänzen. Darunter sind viele neue Lieferanten aus dem skandinavischen Raum mit hervorragender Qualität und nachhaltigen Fairtrade-Produkten. Neben Spielsachen bieten wir Dekoartikel wie Wandsticker, Kuschelkissen, Poster und vieles mehr für das Kinderzimmer, das heute ein gemütlicher Place-to-be ist. Ganz wichtig sind uns heimische Produzenten, die wir gerne in unser Sortiment aufnehmen.

Was leisten Sie im Eventbereich?
Margareta Wilmink: Um Kunden zu binden, sind unsere Geschenkboxen für Kindergeburtstage strategisch wichtig, sie sorgen zusätzlich für erhöhte Frequenz. Unsere Party-Abteilung haben wir mit schönen Kostümen und passender Dekoration erweitert, bei den Gesellschaftsspielen wird grundsätzlich ein Muster aufgestellt, das kann dann von unseren Kunden getestet werden. Mit dem Bereich Basteln und mit unserem Shop-in-Shop-Handarbeitsgeschäft ziehen wir zusätzlich Kunden an. Regelmäßige Aktivitäten wie Bastelnachmittage, Zaubershows, Vorlesungen, Kinderschminken, Strickabende und vieles mehr tragen dazu bei, dass wir als lokales Fachgeschäft wahr genommen werden und die persönliche Nähe zu unserer Zielgruppe immer intensivieren können.
 
Was waren Ihre Renner im Weihnachtsgeschäft 2019? 
Margareta Wilmink: Puzzles und Gesellschaftsspiele haben ja ohnehin einen guten Lauf, die gehören zu den Gewinnern.
Die üblichen Verdächtigen wie Lego, Schleich & Co. sorgten für guten Umsatz, aber auch Puppen und Zubehör, Kinder Bastelsets und Holzspielzeug für Kinder von null bis drei Jahren. Was, wie bereits erwähnt, sehr im Kommen ist, sind skandinavische Lifestyle-Produkte für Baby und Kind. Für Größere und Erwachsene liegt Punch-Needle im Trend, ebenso wie Makramee. An den Tonie Boxen kommt keiner mehr vorbei und Giant Piano hat vor Weihnachten auch den Ton angegeben.

Sind auch Klassiker gut gelaufen?
Margareta Wilmink: Durchaus. Kapla Bausteine und Matador – das haben wir im Übrigen seit 1960 im Programm – waren und sind Renner bei den Klassikern, aber zum Glück sind auch Vorlese- und Lesebücher wieder sehr beliebt.

Liebes Ehepaar Krawany, ich bedanke mich herzlich für das Gespräch.