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Start-Up bubl.: Tief durchatmen!

16. November 2022, 12:23

Hohe Feinstaub- und Ozonwerte vor allem in Großstädten belasten werdende Mütter und Babys ganz besonders. Bereits 2010 stellte eine Untersuchung in München fest: Neugeborene, deren Mütter während der Schwangerschaft in Stadtteilen mit hoher Feinstaubbelastung lebten, waren vergleichsweise klein und leicht. Doch auch nach der Geburt wirken sich hohe Schadstoffwerte in der Luft negativ auf die Entwicklung von Kindern aus. Wie Eltern dem entgegenwirken können, hat ein Start-up aus Schweden entdeckt.

Der bubl. Luftfilter passt in jedes Kinderwagenmodell mit Belüftungsfenster in der Mitte.

Nach einem im Dezember 2017 veröffentlichten Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef leiden weltweit rund 17 Millionen Babys unter einem Jahr unter extrem verschmutzter Luft. Während Atemwegsprobleme wie Asthma, Allergien und chronische Lungenkrankheiten schon länger mit Feinstaubbelastung in Zusammenhang gebracht werden, weisen laut Unicef immer mehr wissenschaftliche Studien auch auf „mögliche neue Risiken“ für die frühkindliche Entwicklung des Gehirns hin. Demnach können Feinstaubpartikel Schäden an der Blut-Hirn-Schranke von Babys verursachen – Schäden, die mit Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson im Alter in Verbindung gebracht werden. Es gebe zunehmend Hinweise, dass Luftverschmutzung „den verbalen und nonverbalen Intelligenzquotienten und das Gedächtnis“ bei Kindern beeinträchtige sowie zu „neurologischen Verhaltensstörungen“ führe, heißt es in dem Bericht mit dem Titel „Danger in the Air“. Angesichts der weltweit beschleunigten Urbanisierung ohne angemessenen Schutz vor Umweltbelastungen seien „immer mehr Kinder in den kommenden Jahren gefährdet“. (Quelle: aerzteblatt.de)

Laut Umweltbundesamt sind die Luftschadstoff-emissionen heute im Vergleich zu den 1990er-Jahren insgesamt gesunken, doch in vielen Großstädten Deutschlands und weltweit ist die Belastung immer noch sehr hoch. Die Luftqualität unterliegt auch zwischenjährlichen Schwankungen und ist somit stark wetterabhängig. Doch auch unabhängig von Klima und Jahreszeit treten die höchsten Belastungen in der Nähe ihres Entstehungsortes, in Ballungsräumen und an stark verkehrsbelasteten Orten auf.
Eine hohe Dichte an Luftschadstoffen – dazu gehören Ruß- und andere Abgas-partikel, Pollen, Ozon sowie feinste Teilchen, die durch den Abrieb von Autoreifen auf Asphalt entstehen – wirkt sich negativ auf die Gesundheit vulnerabler Gruppen, wie zum Beispiel vonSchwangeren, Babys und Kleinkindern aus.

Diese Entwicklungen beobachtete auch Conny Karlsson, ein Arzt, Erfinder, Unternehmer und Familienvater aus Schweden. Als Anästhesist weiß er sehr genau, wie wichtig die Luftqualität für seine Patient*innen im OP-Saal ist, und als er selbst zum ersten Mal Vater wurde, machte er sich viele Gedanken darüber, welchen Stoffen sein Kind während eines Spaziergangs im Kinderwagen ausgesetzt ist und welche gesundheitlichen Konsequenzen das haben könnte.
Und so entwickelte Karlsson über rund sieben Jahre das Konzept für ein tragbares Luftfiltersystem, das in jeden Kinderwagen mit einem Belüftungsfenster in der Mitte des Verdecks passt. Das Gerät, das er auf den Namen bubl. taufte, lässt sich am Kopfende des Kinderwagens einsetzen und erzeugt innerhalb des Verdecks eine schützende Luftblase um das Kind herum, innerhalb derer die Luft rund 90 Prozent sauberer ist, verglichen mit der Umgebung.
Und das funktioniert so: bubl. ist mit einem HEPA-Luftfilter und einem laufenden Ventilator ausgestattet. HEPA-Filter sind weit verbreitet und kommen zum Beispiel in Operationssälen in Krankenhäusern, oder in Staubsaugern zum Einsatz. Damit die Filter zugelassen werden, müssen sie bestimmte ISO-Normen erfüllen: Beispielweise müssen sie mindestens 99,95 Prozent aller Partikel mit einem Durchmesser von 0,3 Mikrometern aus der Luft entfernen können, also alles von Pollen über Schmutz, Staub, Feuchtigkeit, Sporen, Bakterien, Viren bis hin zu flüssigen Aerosolen im Submikronbereich.
Der eingebaute Ventilator läuft auf drei Stufen und sorgt so für einen Luftstrom, der die gefilterte Luft innerhalb des Kinderwagenverdecks zirkulieren lässt. Dabei ist der Luftstrom so sanft, dass er vom Baby kaum wahrgenommen wird.

Der Arzt, Vater und Erfinder Conny Karlsson weiß, wie wichtig gute Luft für die Gesundheit, vor allem von Kindern, ist.

Anfangs arbeitete Karlsson mit einem Stück Stoff, das den vorderen Bereich des Verdecks verschlossen hielt. Doch während der Laborversuche stellte er fest, dass das gar nicht nötig war. Die Luftblase blieb auch so stabil.
„In den 1990er-Jahren gab es schon einmal ähnliche Produkte, aber die Technologie war damals noch nicht ausgereift und das Bewusstsein für Luftverschmutzung noch nicht so ausgeprägt. Das hat sich nicht zuletzt durch Covid-19 verändert. Heute sind sich die Menschen der Bedeutung von sauberer Luft viel bewusster“, sagt Karlsson. Er räumt aber ein, dass bubl. nicht alle Viren und Bakterien herausfiltern kann. Dennoch werde das Belastungslevel für Babys damit deutlich reduziert.
Damit Eltern die Luftqualität im Kinderwagen immer im Blick haben, lässt sich bubl. per Bluetooth mit dem Handy verbinden und per App kontrollieren. Die Daten werden darüber anonymisiert und zentral gesammelt und helfen so mit, eine Datenbank mit Echtzeitdaten zur Luftqualität im direkten Umfeld des Kinderwagens aufzubauen. Mit deren Hilfe können Städte und Kommunen beispielweise Maßnahmen erlassen, die die Luftqualität vor Ort verbessern.
Interessant dürfte die Technologie vor allem für Familien in Großstädten sein, insbesondere in Asien und im arabischen Raum. In einigen davon ist die Feinstaubbelastung häufig so hoch, dass man tagelang die Sonne nicht sehen kann und Kindergärten und Schulen geschlossen bleiben müssen.
bubl. ist als eigenständiges Produkt konzipiert, das in nahezu allen gängigen Kinderwagenmodellen zum Einsatz kommen kann. Doch der schwedische Hersteller Thule hat das Potenzial erkannt und buble. in das Verdeck seines Modells Thule Shine integriert (optional; ab Frühjahr 2023 erhältlich). So können Eltern einen Stadtbummel mit ihrem Kleinsten bald noch unbeschwerter genießen.

get-bubl.com