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Spieleverlag Oink Games – Auf Expansionskurs

28. Dezember 2018, 16:00

Vor acht Jahren in Japan gegründet, ist „Oink Games“, der Spieleverlag mit dem lustigen Namen und dem ungewöhnlichen Firmenlogo mittlerweile dabei, den deutschen Markt zu erobern. Erfolgreich und mit hohem Wachstumspotenzial, wie die ersten Umsatzzahlen belegen.

Großer Andrang am Messestand von Oink Games in Essen

Die deutsche Dependance des japanischen Spieleverlags liegt nur einen Steinwurf von Düsseldorfs Prachtboulevard Königsallee entfernt. Dort hat sich der Verlag ein 20 Quadratmeter großes Büro in einem Community Office angemietet. Zwei Schreibtische mit dem üblichen Equipment, dann aber Kisten, Kästchen, Koffer und überall Spieleschachteln an den Wänden hochgestapelt, zeugen von einem Anfang, der sicherlich noch ausbaufähig ist. Das wird später im Gespräch belegt, wenn Laura Grundmann, Geschäftsführerin der Oink Games GmbH, erste Umsatzzahlen verrät, die für ein Unternehmen in der Gründerphase positiv überraschen. Oink wird ganz sicherlich wachsen.
Seit acht Jahren gibt es den Verlag in Tokyo. Jun Sasaki, Gründer und Ideengeber, ist in Fernost an einer Kinder-Animationsserie beteiligt und hat diesen Spieleverlag gegründet. In Japan sind es digitale und analoge Spiele, die marktreif produziert werden. Als Oink nach Europa expandieren wollte, fand das Team um Jun Sasaki Laura Grundmann über das Internet als Dolmetscherin. Zunächst musste auf den Spieltagen die Kommunikation mit den Kunden gedolmetscht werden, später wurde dann auch englische Korrespondenz übersetzt. Das funktionierte prächtig, so dass Jun Sasaki Laura Grundmann die verantwortliche Aufgabe des Aufbaus einer europäischen Zweigstelle anbot.

Sie zögerte zuerst, da sie zwar in der Fremdsprache als studierte Japanologin ziemlich fit ist, aber von Ökonomie wenig Ahnung hatte, griff dann aber doch zu. Heute ist sie Geschäftsführerin der Oink Games GmbH und bereut dies nach drei Jahren des Aufbaus keinen Augenblick. Natürlich passierten Anfängerfehler, die japanische Mutter stützte aber die europäische Tochter, so dass Wachstum möglich war. In dieser Phase verdoppelte sich der Umsatz von Jahr zu Jahr. Jetzt im dritten Jahr wird Oink in Europa rund 50.000 Spiele verkaufen.

Oink Games punkten

Neben Deutschland ist Frankreich ein großer und wichtiger Markt. Großbritannien gilt es noch zu erobern, bei der Brexit-Ungewissheit wird das eher mühsam werden, weiß Laura Grundmann. Aber die Präsenz auf Messen und bei Shop-Events gibt ihr ein gutes Gefühl durch die Nähe zu den Kunden. Sie weiß, wie und dass die Oink Games ankommen und hofft, dass der Erfolg der ersten Jahre anhält. Aushängeschild des Verlages ist „Tiefseeabenteuer“. Die Spieler bergen Schätze unter der Wasseroberfläche. Dabei haben alle aber nur Zugriff auf einen Sauerstofftank und dieser geht schneller zu Ende als manchem lieb ist. Denn wer nicht rechtzeitig wieder aufgetaucht ist, kann nicht gewinnen. Es ist ein feines Timing, das erspürt werden muss, um den rechten Augenblick nicht zu verpassen. Wer zu früh zum Schiff zurückkehrt, wird wenig erobert haben und nicht gewinnen. Wer zu spät auftaucht, den bestraft das Spiel.
Jun Sasaki, der sich dieses Spiel mit seinem Sohn Goro, damals achtjährig, ausgedacht hat, zeichnet auch bei anderen Spielen verantwortlich. Als Verleger ist er aber professionell genug, dass er auch mit anderen Autoren zusammenarbeitet. Vor allem ist er begeisterter Spieler der Ideen von Reiner Knizia. Ein erster Titel, „Twins“, ging ins Portfolio, ist aber nicht für den deutschen Markt erschienen. Dafür dann aber Knizias „Modern Art“, das pfiffige Kunst-Versteigerungsspiel mit mannigfaltigem Bietmechanismus.

Außergewöhnliches „Outfit“

Die große Besonderheit und ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Oink Spiele sind ihr Umkarton. Die Stülpschachteln sind sämtlich klein und erinnern eher an edle Parfümverpackungen. Das liegt auch daran, weil das Coverdesign stets minimalistisch aber trotzdem sehr ausdrucksstark wirkt. Dazu trägt das glänzende Outfit bei. Oink will nicht wie sonst bei Spielen üblich leinen-matt in der Machart und schillernd-bunt vom Covermotiv daherkommen. „Das ist nicht verhandelbar“ zitiert Laura Grundmann ihren japanischen Chef. So fallen die Spiele schon durch ihr Äußeres auf, was vom Handel durchaus geschätzt wird. Für das diesjährige Weihnachtsgeschäft ist erstmalig auch ein Display geplant, das der Händler am PoS platzieren kann. Und für die Endkunden denkt das Unternehmen an die in Fernost so beliebten Merchandising-Artikel: T-Shirts mit Spielmotiven, Kaffeetassen mit empathischen Produktdesigns oder Jeans-Bags zum praktischen Verstauen von gleich vier Oink Games finden auf den Messen bestimmt Interesse beim Verbraucher.

Laura Grundmann, Geschäftsführerin der Oink Games GmbH

Jun Sasaki, Gründer des japanischen Spieleverlags

T-Shirts, Kaffee- tassen oder Jeans-Bags – Merchandise-Produkte ergänzen die Spiele-Palette

Auf die Spielideen kommt es an

Das alles dient zur Identifikation mit dem Verlag, die in Deutschland noch aufgebaut werden muss. In Japan gibt es Fan-Gemeinden, die Oink Spiele sammeln und jede Neuheit haben möchten. Ganz so weit ist der hiesige Markt noch nicht. Neben den Merch-Produkten müssen vor allem die Spielideen stimmen. Mittlerweile sind sechs Oinks hierzulande erschienen. Alle Spiele sind interessant. Unter anderem „A Fake Artist goes to New York“. In einer großen Runde schlüpfen die Spieler in drei verschiedene Rollen und müssen ein Gemälde gemeinsam zeichnen, ohne dass der Fälscher erkennt, welches Motiv da zu Papier gebracht wird. Er selber muss mitzeichnen, darf aber seine Unkenntnis nicht offenbaren. Hier wird bei einem Malspiel um die Ecke gedacht. Bei den Neuheiten agiert Laura Grundmann auch als Gespür für den europäischen Markt, so ist ein Teil ihrer Arbeit mit Redaktion gefüllt.
Bei der Neuheit „Zogen“, das von einem deutschen Autorenpaar stammt, hat sie vermittelt. Und im Düsseldorfer Büro wird der ein oder andere Prototyp getestet. Dieser Zugriff macht Laura Grundmann sichtbar Spaß, denn so kann sie auf die Leitlinien des Unternehmens einwirken.

 

 

Produktoptimierung

Dass man sich auf Expansionskurs befindet, zeigt das Herbstprogramm des Verlags. Gleich vier neue Spiele, zunächst als internationale Titel, ab 2019 auch für den deutschen Markt lokalisiert, werden vorgestellt. Wieder ist ein bunter Angebotsmix dabei herausgekommen. Bei „Flotsam Fight“, bei dem es um Treibgut geht, durfte mit Hiroko Izumida eine weitere Designerin erstmals zu 100 Prozent ans Werk. Auch das zeigt die Flexibilität der japanischen Mutter. Man versucht, die Produkte zu optimieren und nutzt dabei sämtliche Ressourcen. Da scheint der Firmenchef sogar ein ganz geschicktes Händchen zu haben. Nicht nur, dass er seine zwölf Mitarbeiter sehr flexibel arbeiten lässt, was für Japan ja gänzlich ungewöhnlich ist. Vielmehr hat er, so erzählt Laura Grundmann voller Bewunderung, für das Büro etliche Musikinstrumente gekauft, die allen zur Verfügung stehen. Jetzt kann gemeinsam musiziert werden, was genutzt wird und ganz sicherlich zur Motivation beiträgt. Wer wünscht sich nicht so einen Vorgesetzten? Und auch der Firmenname scheint typisch für so einen Freigeist. Jun Sasaki faszinierte der deutsche Schweinelaut „Oink“, in Japan grunzen Schweine „Buubuu“, und so wurde kurzerhand dieser exotische Firmenname und das ebenso ungewöhnliche Firmenlogo geprägt. Alles sehr sympathisch.