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Spiele – Verspielte Aussichten

16. Oktober 2019, 9:34

Die Faszination für Brett- und Kartenspiele wird Ende Oktober aufs Neue mit aktuellen Titeln gefüttert, die auf der Herbstmesse Spiel ‘19 erscheinen werden. In Essen geben sich internationale Anbieter ein Stelldichein und alle relevanten deutschen Verlage haben Neuheiten im Programm. Da ist für jeden etwas dabei, einige konnten sogar schon im Vorfeld getestet werden.

Im Bereich der Familienspiele werden interessante Themen verspielt. So lädt der Verlag moses. mit Caracho zum Wüstenrennen. Verschiedene Autos düsen durch den heißen Sand. Jeder kann auf jedes Fahrzeug als Sieger setzen, mit Spezialwürfeln wird dann der Rennverlauf gesteuert. Wer seinen Favoriten lange vor der Konkurrenz geheim hält, hat gute Chancen auf den Sieg, weil auch andere das eigene Gefährt vorantreiben. Amigo schickt die Spieler in Kanadas weite Flusslandschaften. Dort kommen die Grizzlys zur Lachslaiche zusammen. Die Bären stehen im Fluss und hoffen auf Fische, die ins eigene Maul springen. Aber wer zu viel wagt und sich zu weit nach vorne traut, rutscht über die Klippe. Bewegliche Wasserplättchen regeln die kipplige Angelegenheit. Humboldt’s Great Voyage von Huch! folgt den Spuren des großen Naturforschers und Entdeckers des 19. Jahrhunderts. Bahnbrechende Erkenntnisse verschaffen einen sicheren Platz in der Geschichte. Interessant ist der spezielle Mancala-Mechanismus, der das Geschehen vorantreibt. Miyabi von Haba ist ein ruhiges Legespiel, in dem japanische Gärten zu größter Pracht und Harmonie erblühen. Dabei wird, anders im Vergleich zu anderen Plättchen-Legespielen, hier auch in die Höhe gebaut, so dass ein vielschichtiger Garten im wahrsten Sinne des Wortes entsteht. In Cities Skylines bei Kosmos wird auch gebaut, hier aber eine aufblühende Stadt mit Wohnvierteln, Industrieanlagen und Shoppingmalls. Wichtige Institutionen wie Polizei, Ärzte, Schulen oder auch Parks dürfen nicht vergessen werden. Alles muss sich zueinander fügen und sollte nicht beliebig im Stadtquadrat platziert werden. Die Aufgabe ist anspruchsvoll und wird kooperativ gelöst. Dabei ist Geld die entscheidende Marktgröße. Wenn man nicht mehr investieren kann, stagniert Fortschritt im Städtebau.

First Contact von Huch! ist ein überraschender kommunikativer Wettstreit. Zunächst tappt jeder im Dunkeln. Die Begegnung mit einer Alien-Rasse verlangt vorsichtige Annäherung. Kommunikation ist nur über Symbole möglich. Erste Infos haben und machen zunächst überhaupt keinen Sinn. Allmählich lichtet sich aber die Bedeutung einzelner Zeichen-Sequenzen. Es kommt darauf an, erhaltene Informationen schnell und geschickt zu kombinieren. Dabei muss man bisweilen auch etwas spekulieren, um vor den anderen Lösungen zu erschließen. Small Talk Bingo ist ein weiteres kommunikatives Spiel, erschienen bei moses. Hier wird ein Thema vorgegeben, über das sich zwei Mitspieler zwanglos eine kurze Zeit unterhalten müssen. Jeder der anderen Spieler muss vorher antizipieren, welche Schlüsselworte im Talk wohl gebraucht werden. Wer hier am besten vorausahnt, wird Matchwinner.
Kartenspiele können sehr vielfältig sein. Eine wirklich neuartige Idee bietet Kosmos mit Die Crew. Dahinter verbirgt sich ein kooperatives Stichspiel. So etwas gab es noch nie. Die Gruppe muss das Stiche-Sammeln so arrangieren, dass bestimmte Spieler mit bestimmten Karten zu bestimmten Zeiten ihren Stich machen. Das kann man durchaus steuern. Thematisch eingekleidet ist alles in abenteurliche Weltraummissionen. Club der Tatzen ist ein Gerangel von Katzen, in Szene gesetzt von Haba. Jeder besitzt drei Eigenschaftskarten, die geheim gehalten und von den Mitspielern entschlüsselt werden müssen. Spielkarten fragen immer nach mehreren Eigenschaften. Wer eine dieser bei sich hat, muss das kenntlich machen, darf aber nicht verraten, welche Eigenschaft gesucht wird. So sammelt jeder Informationen, fügt diese zusammen und entlarvt so sukzessive das Geheimnis der Mitspieler. Besonders schön ist die fortschreitende Dynamik des Spiels. Amigo wagt sich mit #MyLife an den gewünschten oder tatsächlichen Lebenslauf der Mitspieler. Mit Karten erlebt jeder seinen ganz persönlichen Werdegang, der mal steil, mal plätschernd verläuft. Wenn die Spieler anfangen, über die gelegten Kartenmotive aus dem eigenen Leben zu plaudern, erfährt das Spiel noch eine ganz andere Dimension. Barbaria von Feuerland frönt einem ganz bestimmten Genre. Als Barbar wird der Schwertkampf gefeiert, schöne Frauen werden als Kriegsbeute erobert. Dieses politisch völlig unkorrekte Thema wird durch seine Erhöhung zur Satire und lässt den Spieler in eine Welt von Magie und Fantasy tauchen.