Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 53: Spiele, so süß wie Zucker
So süß wie Zucker? Das geht nur beim Thema, denn auch die zuckersüßen Spiele sind Konkurrenzspiele. Da wird gewonnen und verloren, da wird getrickst und gefeilscht, da wird gewürfelt und gekartelt und dabei ist manche Entscheidung oder manches Ergebnis eher bitter als süß. Seine Finger schlecken darf man sich trotzdem danach.
WAFFELZEIT: besonders süß mit Sahne und Sirup
Verlag: Pegasus Spiele
Autor: Maxime Demeyere
Illustration: eggbuttertoast
Zielgruppe: Schleckermäuler
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 8 Jahren
Art: Puzzeln und Optimieren
Amerikaner lieben es. Nach dem Frühstück noch eine Waffel mit Sahne, Früchten und ordentlich Sirup zu schlemmen. Das ist sicherlich nicht gesund, schmeckt aber nicht nur Kindern. Je vielfältiger der Belag ist, desto exotischer ist die Waffel. Ran ans Werk, belegt die knusprigen Waffeln.
Jeder Spieler erhält ein eigenes Spielbrett, die Waffel. Diese zeigt ein 5×5-Felderraster. Auf diesem gibt es zufällig fünf Sahnekleckse und auch schon zwei von insgesamt fünf verschiedenen Früchten. Jetzt wird die Waffel weiter bestückt. In einem einfachen aber raffinierten Nimm-Vorgang erhalten die Spieler der Reihe nach Fruchtplättchen und auch schon Mal Siruptropfen oder Sahnekleckse aus der Auslage. Diese werden auf die eigene Waffel gelegt mit dem Ziel, vorgegebene Muster zu erfüllen, die zumeist aus drei oder vier Früchten bestehen. Gelingt das, werden sie mit einem Siruptropfen gekrönt, um so am Spielende zu punkten. Gleichzeitig sind drei Zielkarten in Blick, die bestimmtes Fruchtarrangement belohnen und bei Schnelligkeit auch noch leckere, fettige Butterstückchen ausschütten. Diese generieren auch noch einmal Extrapunkte. Die Sahnehäubchen tun ihr übriges.
Insgesamt acht Mal ist jeder am Zug und erhält so 16 Früchte. Es ist stets gut zu überlegen, aus welcher Reihe der Auslage man zugreifen möchte. Das dient dem eigenen Früchte-Arrangement wie aber auch der Blockade für Folgespieler, die keinen Zugriff auf diese Reihe mehr haben. Auch muss der Sirupvorrat im Blick bleiben, der für das Punkten notwendig ist. Er sollte nicht ausgehen. Es bleibt immer abzuwägen, was vorteilhaft ist. Durch das Besetzen lukrativer Felder beim Nehmen der Früchte können die anderen u.U. geärgert werden. Wichtiger aber ist das Erfüllen der Musterkarten und das Bespielen der Zielangebote. Die fertige Waffel sieht kunterbunt aus, zum Reinbeißen. Letztendlich ist alles aber ein Legepuzzle, das allerdings auch mit einem anderen Thema funktionieren würde.
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CHOCOLATES: Pralinenschachtel als Überraschungstüte
Verlag: Piatnik
Autoren: Ségolène & Jean-Paul Monnet
Design: Lars Besten
Zielgruppe: Schoko-Schlecker
Anzahl/Alter: 2-4 Spieler ab 10 Jahren
Art: Zocken und Bluffen
„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt.“ Das wusste schon Forrest Gump und so ist es auch in diesem Spiel. Die Schachtel ist gefüllt mit 16 Sweets und fünf liegen noch daneben. Die Mischung ist bunt: dunkle Schokolade, Milchschokis, weiße Schokolade, mit Pistazien, in Goldverpackung, etc. Dazu verschiedene Formen. Alles befindet sich gemischt und ohne Ordnung im Karton. Es gilt zu erahnen, wieviel wovon und in welcher Nachbarschaft, was wo an Süßigkeit liegt.
Auf großen quadratischen Karten sind die Süßwaren abgebildet und bilden verdeckt ein 4×4-Raster. Das ist die Pralinenschachtel. Weitere fünf Kärtchen liegen ebenfalls verdeckt daneben. Die Spieler nehmen eine Tipp-Karte aus einem offenen Angebot, was zu Beginn noch keiner tut. Auf jeden Fall muss schließlich immer eine Pralinenkarte aufgedreht werden. Dadurch wird zunehmend offenbar, was da wo in der Schachtel liegt. Je mehr offen ist, um so eher wird bei den Tipp-Karten zugegriffen. Es geht um Nachbarschaften und Reihenbildungen in bestimmten Schoko-Farben oder auch Pralinen-Zuschnitten. Das weiß aber keiner ganz genau, weshalb spekuliert werden muss. Auch darf beim Nehmen einer Tipp-Karte auf das Gegenteil gesetzt werden. Liegen da zwei Schokis mit rosa Zuckerguss nebeneinander, dann wird mit der grünen Tipp-Seite spekuliert. Glaubt der Spieler an das Gegenteil? Dann wird die Karte auf Rot gewendet. Auf jeden Fall zählen bei der Endwertung nur richtige Einschätzungen Pluspunkte.
Der Spielrhythmus ist spekulativ und deshalb sehr glücksbetont. Je früher ein Spieler auf die verdeckten Kärtchen setzt, um so wahrscheinlicher ist ein Fehltritt. Stimmt es aber, wird man u.U. hoch belohnt. Je länger der Spieler wartet, um so wahrscheinlicher ist es, dass Mitspieler gute Tipp-Karten aus der Auslage wegschnappen. Richtig sicher sein kann niemand. Etwas Wahrscheinlichkeit ist allerdings auch im Spiel. Jeder weiß, dass die Goldverpackung nur einmal vorhanden ist, andere Schokis aber fünf oder sechs Mal vorkommen. Mit diesem Wissen lässt sich gezielter spekulieren. Für den Gewinner ist alles zuckersüß, für die anderen schmeckt es eher bitter.
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DONUTS: taktischer Leckerbissen
Verlag: Huch!
Autor: Bruno Cathala
Design: Philippe Nourha
Zielgruppe: Naschwerk-Spieler
Anzahl/Alter: 2 Spieler ab 8 Jahren
Art: Legen und Taktieren
Homer Simpson liebt sie und mittlerweile gibt es in Deutschland Laden-Ketten, die Donuts in vielen Geschmacksrichtungen und Farben verkaufen. Diese Schmalzkringel sind einfach lecker aber vor allem süß. Donuts haben den Vorteil, kreisrund zu sein und so dienen sie als gut funktionierende Ringe auf der Spielfläche.
Auf dem Tisch liegt eine Brettauslage, die aus 6×6-Quadraten besteht. Jedes Feld ist durch eine Linie zweigeteilt: horizontal, vertikal, diagonal. Dann erhält jeder der beiden Kontrahenten 15 Donuts und dreht diese auf seine Seite. Die eine ist vanille-hell, die andere schokoladen-dunkel. Abwechselnd werden die Gebäck-Ringe gelegt, immer in der eigenen Farbe. Der erste Clou ist nun, dass der Gegenspieler seinen nächsten Setzstein, also seinen Donut auf ein Feld legen muss, das durch die Linie des Feldes des Vorgänger-Zuges bestimmt wird. Bald kommt es zur Situation, dass sich die Reihen schließen. Wird durch Einfügen die Zange des Gegners komplett gefüllt, werden die beiden Zangensteine, die also außen an der gebildeten Linie liegen, umgedreht. So können gegnerische Donuts gewonnen werden. Sie wechseln von Vanille zu Schokolade oder umgekehrt. Auf diese Weise versuchen die Spieler, Fünf-in-einer-Reihe zu bilden, um zu gewinnen. Wenn kein Feld in der zugewiesenen Reihe mehr frei ist, darf beliebig gelegt werden. Das ist eine gefährliche Situation, vor allem, wenn der Gegner schon eine Vierer-Kette aufgebaut hat und ein leeres Feld die Siegsituation komplettiert.
Es wäre intuitiver, wenn durch eine Zangenbildung die eingekesselten Steine gewendet werden und nicht umgekehrt. Aber diese Spielidee gab es vor Jahrzehnten schon einmal als „Reversi“ bzw. „Othello“. So erschließt sich bei „Donuts“ rein optisch die Möglichkeit eines Angriffs nicht so leicht. Man muss sich konzentrieren, um Vorteile zu erspielen. Wichtig und neuartige sind die Felderlinien, die dem Gegner vorgeben, wohin er seinen nächsten Stein setzen muss. Das gilt es, gerade wenn die Spielfläche voller wird, ins Kalkül zu ziehen. Der Ablauf ist rein taktisch. Mit süßen Donuts hat das aber rein gar nichts zu tun.
-pen
SWEET MESS: bittersüßer Backwettbewerb
Verlag: Skellig Games
Autoren: Zax, Yoma & Jonny Pac
Grafik: Yoma & James Churchill
Zielgruppe: Konditormeister und Zuckerbäcker
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 10 Jahren
Art: Zutaten sammeln und Rezepte fertigstellen
Ein zuckeriges Durcheinander steht bevor und mündet in liebenswertem Chaos. Nichts andres bedeutet der Spieletitel „Sweet Mess“. Also auf in die Backwerkstatt und mit den Zutaten umsichgeworfen…
Tatsächlich, in der Tischmitte liegen verschiedene Schalen mit Streusel, Wackelpudding, Kandis und manchem mehr. Dort befinden sich auch Rezeptkarten, einige einfacher, andere anspruchsvoller zu erfüllen. Bei der Zubereitung geht es stets um den passenden Mix der Ingredienzien. Außerdem befinden sich dort Küchenmaschinen(karten), die sehr nützlich sein können. Der eigene Ablagebereich, die Tischzeile in der Backküche, die jeder für sich bespielt, beinhaltet Aufbewahrungsecken für die Zutaten. Diese unterliegen Einschränkungen. Das Ablegen und Horten nützlicher Beigaben ist niemals beliebig. Dann gibt es eine Legezeile für die Rezepte. Wer am Zug ist, hat die Wahl zwischen drei Aktionsalternativen, um Backmischungen und Rezepte vorzubereiten. Mit Goldtalern, die sehr nützlich sind, lässt sich eine weitere Aktion dazu kaufen. Geld sollte nie ausgehen. Schließlich schaut jeder am Ende seines Zuges, ob für bestimmte Backkunst Medaillen vergeben werden. Je schneller ein Ziel erreicht wurde, desto höher ist der Medaillenlohn.
Bei der Spielhandlung ist manches, vieles zu beachten. Zu den beschriebenen Aspekten gesellen sich noch Konditorkarten, Kochmützen-Boni, Ereignisse und anderes mehr. So sind bei der Menge an Handlungsmöglichkeiten und Verzahnungen, die gut abgestimmt spielentscheidende Vorteile bringen, Fehler vorprogrammiert. Das Gesamtkonzept gleicht dann doch sehr einer Küchenschlacht. Das Gerangel um lukrative Rezepte und die dazu passenden Zutaten ist das titelgebende Durcheinander. Es macht Spaß, auch wenn viele Details des Spielablaufs gelernt werden müssen und dabei, zumindest in den ersten Partien, manches in der Spielanleitung nachgelesen werden muss. So stockt der Spielfluss etwas. Wer sich in den Ablauf einfuchst, wird mit einem Geschehen belohnt, das weniger vom Glück, sondern vom richtigen Erkennen vorgegebener Möglichkeiten bestimmt wird. Der Sieger darf sich am Ende die Backhaube aufsetzen. Diese hat er sich dann auch redlich verdient.
-pen