Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 51: Der Wald als Spielthema
In jüngerer Zeit sind Naturthemen beliebte Szenarien für Brettspiele. Vom Kinder- über das Familienspiel bis hin zu anspruchsvollen Kennerspielen gibt es in allen Genres etliche Beispiele. Jetzt gibt es eine Konzentration auf den Wald. Spiele verdeutlichen, wie vielschichtig dieses Thema interpretiert werden kann.
RAINFOREST: Farbenpracht im Urwald
Verlag: Funnyfox
Vertrieb: Game Factory
Autor: Johannes Goupy
Illustration: Alain Boyer
Zielgruppe: Dschungel-Besucher
Anzahl/Alter: 2-4 Spieler ab 8 Jahren
Art: trickreiches Wald-Puzzle
Der Regenwald ist farbenprächtig. Sattes Grün dominiert, aber auch in anderen Farben schillern die Pflanzen. Bunte Papageien, farbenfrohe Schmetterlinge, schnatternde Affen und kleine aber kecke, freche Frösche bevölkern die feuchten Wälder. Alles zusammen ergibt einen Lebensraum, der seines Gleichen sucht.
Fünf verschiedene Dschungelplättchen in verschiedenen Farben stehen stets zur Auswahl. Zu ihnen gehören immer auch ein paar Tier-Token, mal sind es sechs, dann auch nur fünf, heruntergestaffelt bis zu lediglich zwei. Mit einem einfachen Nimm-Mechanismus erobern die Spieler ein Wald-Kärtchen und darunterliegende Tiere einer Farbe oder Art. Diese werden in der eigenen Lichtung zwischengeparkt. Die Dschungelplättchen müssen mit bestimmten Tieren bevölkert werden. Bis zu drei Vorgaben sind dabei zu erfüllen. Erst dann wandert das Dschungelkarree in die eigentliche, eigene Urwald-Auslage. Hier wird ein 3×3-Raster arrangiert, das am Ende bepunktet wird.
Vieles gilt es zu berücksichtigen. Wann nehme ich welche Plättchen und dazu passende Tiere? Selten passt alles harmonisch zusammen. Deshalb gibt es das Zwischenlager, die Lichtung. Mit dem dort geparkten Material wird für die nächsten Züge geplant. Die Erschaffung des Urwaldes sollte nicht beliebig geschehen. Farbzusammenhänge wie auch Farbvielfalt ergeben gute Boni. So ist es ein geschicktes Puzzeln, was durch Einzelteile vorbereitet werden muss. Es ist nicht trivial, wie vorzugehen ist. Farbenprächtig und mit vielen Tieren bevölkert sieht es allemal „dschungelig“ aus. Genauso, wie man sich den Regenwald vorstellt.
-pen
REDWOOD: Fotoshooting in der Natur
Verlag: Sit Down!
Vertrieb: Huch!
Autor: Christophe Raimbault
Illustration: Edu Valls
Zielgruppe: Tier- und Landschaftsfotografen
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 10 Jahren
Art: „Schätz“-Spiel
In Wald und Flur pirschen sich Fotografen leise an die Objekte heran. Sie wollen das Panorama, blühende Blumen aber vor allem Wildtiere vor die Linse bekommen und wertvolle Schnappschüsse einfangen. Dazu ist der richtige Standpunkt entscheidend. Gegenlicht und Tiere in Großaufnahme sind begehrte Fotomotive.
Über den Spielplan mit einer Fülle an Pflanzen und Tieren bewegen sich die Figuren auf recht einzigartige Art und Weise. In jeder Runde sucht sich jeder eine Weg-Schablone und eine Objektiv-Schablone aus. Das passiert nach Augenschein und darf nicht konkret auf der Planfläche ausprobiert werden. Dann werden die Schablonen angelegt, die eigene Spielfigur bewegt und überprüft, welche Zielobjekte „fotografiert“ werden. Zu beachten gilt es, dass die ersten in einer Runde noch freie Bahn haben, nachfolgende Spieler müssen sich gegebenenfalls neu orientieren. Auch huschen die Tiere, die man fotografieren wollte, bisweilen aus dem Blick. Zum Glück ändert sich die Startreihenfolge und damit der Vorteil, der dem ersten Spieler einer jeden Runde zugutekommt.
Das Spiel mit den Schablonen ist recht ungewöhnlich. Es kommt auf Millimeterarbeit an. Dazu braucht man ein ruhiges Händchen und eine hohe Toleranzschwelle, wenn die Mitspieler dann doch einmal etwas verrutschen, zumeist zu deren Vorteil. Das Material der Schablonen und die wuchtigen, standfesten Spielfiguren wirken diesem Dilemma zum Glück aber entgegen. Es hat schon seinen Reiz, mit den Augen abzuschätzen, wie man am besten voran zieht und welche Motive man vor die Linse bekommt. Da verschätzt sich mancher, was aber genau den Reiz des Spiels ausmacht. Zu viert und fünft ist der Plan ziemlich „überlaufen“, in kleiner Runde gelingt Planung und Umsetzung besser. Einen Originalitätspreis gewinnt dieses Spiel aber allemal.
-pen
HERBSTLAUB: Wenn die Blätter fallen
Verlag: Weird City Games
Vertrieb: Kobold Spieleverlag
Autor: Tim Eisner
Illustration: Angela Rizza
Zielgruppe: Freunde der herbstlichen Jahreszeit
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 10 Jahren
Art: Legespiel mit ungewöhnlichem Material
Es ist Herbst. Die Blätter fallen und färben den Waldboden in ein Farbenmeer aus gold-gelb-braunen Tönen. Auf diesem Humus gedeihen Pilze. Eichhörnchen spielen in der herbstlichen Sonne und Tiere des Waldes halten nach einem Winterquartier Ausschau.
Herbstblätter in verschiedenen Farben und Formen sind das Herzstück dieses Spiels. Mittels ausgespielter Karte darf man sich ein bestimmtes Blatt aus dem Vorrat nehmen und dieses in die Tischmitte legen. Hier entsteht mit der Zeit ein ausladender Blätterteppich. Clou ist es nun, geschickt vorzugehen. Zum einen sind die Berührungspunkte zu anderen Blättern relevant. Das Laub wird so abgelegt, dass sich die Spitzen berühren. Je mehr angedockt wird, um so besser. Dann werden Boni ausgeschüttet, die von der Farbe der anrainenden Blätter abhängt. Es dürfen neue Laubkarten nachgezogen werden, was wichtig ist, da bei leerer Kartenhand Minuspunkte drohen. Sonnenplättchen werden eingeheimst. Diese sind aber nur ein Trostpreis. Mit dem Eichhörnchen wird ein Wettlauf ausgetragen, wer zuerst den Baumstamm hochkraxelt. Pilze erzielen viele Punkte, wenn man sie hat wachsen lassen können und Tierkarten ziehen ins Winterquartier und schütten auch noch einmal Siegpunkte aus.
Das interessante ist das Spiel mit den Blättern, die geschickt aneinandergelegt, viele Vorteile erbringen können. Dabei ist auf die Farb-Connection zu achten, so dass der eigene Gewinn nicht nur möglichst hoch, sondern auch optimal ausfällt. Das hängt immer auch von der aktuellen Spielsituation ab. Im Prinzip wird stets abgewogen, welches Anlegen den größtmöglichen Gewinn verspricht. Das Legen der blätterförmigen Laub-Kärtchen ist hier der Clou. Die entstehende Auslage sieht nicht nur sehr hübsch aus, sie hat auch Spielrelevanz. Je mehr Berührungen es zu anderen Blättern gibt, um so ergiebiger ist der Zug. Wer nicht seine optimalen Legemöglichkeiten entdeckt, gerät ins Hintertreffen.
-pen
MISCHWALD: Der heimische Wald lebt
Verlag: Lookout Spiele
Vertrieb: Asmodee
Autor: Kosch
Illustration: Toni Llobet & Judit Piella
Zielgruppe: ausgefuchste Naturfreunde
Anzahl/Alter: 2-5 Spieler ab 10 Jahren
Art: Sammel- und Legespiel mit multifunktionalen Karten
Sonderheit: Empfohlen von der Jury „Kennerspiel des Jahres“ 2024
Der Wald wächst und gedeiht, und er lebt. In den Laub- wie Nadelbäumen fühlt sich manches Tier sehr wohl. Vögel nisten in den Baumkronen. Pilze und Insekten sind im Wurzelwerk heimisch und bilden gleichzeitig Nahrungsquelle für andere Tiere. Auch Großwild wie Wolf und Hirsch tummeln sich im Wald. Fauna und Flora blühen prächtig.
Mit einem dicken Kartenpack schafft jeder sein eigenes Ökosystem, einen funktionierenden Wald. Verschiedene Baumkarten werden ausgelegt. Sie bilden in Summe den Mischwald. Unter diese werden nun besondere Karten geschoben und zwar jeweils zur Hälfte. Die Tierkarten sind zweigeteilt in oben und unten bzw. rechts und links. Die nicht gewünschte Kartenhälfte wird unter die Baumkarte geschoben, der gewünschte Effekt bleibt sichtbar. Das ist elegant und effektiv zugleich. So können an jeden Baum bis zu vier Karten angelegt werden. Mit einem einfachen Bezahlsystem dürfen Karten in die eigene Auslage platziert werden. Überflüssige Handkarten sind der Preis für neue Auslagen. Deshalb ist es wichtig, für Nachschub zu sorgen. Statt auszulegen, darf man pro Zug auch zwei Karten nachziehen.
Der Clou bei diesem Spiel ist es, nicht einfach wahllos Tier und Pflanze auszuspielen. Vielmehr müssen Synergieeffekte erzeugt werden. Der Fuchs freut sich über Beutetiere wie Hasen. Diese wiederum wollen in großer Anzahl, also als Familie den Tann bevölkern. Schmetterlinge brillieren durch Vielzahl, Eichhörnchen fühlen sich auf Eichen pudelwohl. So hat jede Karte ihre Besonderheit. Möglichst viele davon in Einklang zu bringen, ist Aufgabe und Reiz dieser Forstwirtschaft. Bei einfachem Legerhythmus ist es doch stets verzwickt, was wie platziert wird. Und da das Spielende zumeist überraschend eintritt, bleibt Spannung bis zur letzten Karte. Dass auch noch eine Menge Ökologie thematisiert und gelernt wird, ist ein wohlwollender Zusatzeffekt.
-pen