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Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 39

24. Juli 2023, 13:35

Spiele ab 8 Jahren

Spiele mit einer Altersangabe ab 8 Jahren sind vielleicht das Spannendste im ganzen Genre. Die Zeit des kindlichen Spielens ist vorbei. Die Kids suchen erste echte Herausforderungen. Dabei dürfen die Regeln noch nicht zu komplex und die Spieldauer nicht zu ausufernd sein. Trotzdem soll das Geschehen voller Raffinesse stecken und die älteren Geschwister und vor allem die Eltern wollen sich auch angesprochen fühlen.


CAFÉ DEL GATTO: Kaffeespezialitäten fein serviert

Verlag: Schmidt
Autor: Lena Burkhardt & Julia Wagner
Illustrationen: Robin Struss
Zielgruppe: spielinteressierte Kaffeefreunde
Anzahl/Alter: 2-5 Spieler ab 8 Jahren
Art: geschicktes Sammelspiel

Espresso oder Cappuccino? Die Bar ist eröffnet und die Gäste wollen einen frisch zubereiteten Kaffee. Vom kleinen Schwarzen bis zur leckeren Latte Macchiato hält die Karte fünf Spezialitäten bereit. Jede wird mit einer anderen Kombination aus Kaffee und Milch zubereitet und jeder kann von jeder Sorte ein Getränk zusammenstellen.

Herzstück des Spiels ist die Espressomaschine. In ihr liegen in zwei Reihen jeweils fünf weiße Milchsteine und dunkelbraune Kaffeesteine. Die Steine liegen in einer Schräge, so dass es zu jedem weißen Stein einen korrespondierenden braunen Stein gibt und umgekehrt. Wer einen beliebigen Stein wählt, muss den Wert des gegenüberliegenden Steins in Münzen bezahlen. Wer hohe Steine zu niedrigen Preisen nehmen kann, ist im Vorteil. Aber, die gewonnenen Steine müssen farbgenau in die bereitstehenden Tassen gefüllt werden. Nur so lassen sich die Kaffeeköstlichkeiten korrekt zubereiten. Wer ein Getränk fertiggestellt hat, darf servieren und kassiert dafür Punkte, die um so höher sind, je wertvoller die Kaffee- und Milchzutaten sind. Münzen gibt es für das Servieren auch noch obendrauf.

Es kommt auf die geschickte Zusammenstellung der eigenen Kaffeetassen an. Dabei sind manchmal auch die weniger wertvollen Steine von Interesse, weil sie eine schnelle, richtige Kombination ermöglichen oder gar Zuckerstückchen spendieren. Mit ihnen lassen sich Kaffeegetränke beim Servieren aufwerten. Und schließlich ist der eigene Münzvorrat von Belang. Der vergrößert sich beim Zusammenstellen von Kaffees mit gleichem Creme-Wert. Da ist manches zu beachten. Deshalb geschehen immer wieder Optimierungsfehler, die über den Sieg entscheiden. Warum das Kaffee-Thema allerdings in einem Katzen-Café spielt, hat sich mir nicht erschlossen.

-pen


TIPPERARY: Irland erkunden

Verlag: Lookout Spiele
Vertrieb: Asmodee
Autor: Günter Burkhardt
Illustrationen: Anna Block
Zielgruppe: alle Irland-Fans
Anzahl/Alter: 2-5 Spieler ab 8 Jahren
Art: vielfältiges Puzzle-Spiel

Schafe oder Whiskey? Wer Irland erkundet, kommt an Schafen nicht vorbei. Große Herden grasen über sattgrüne Wiesen. Und Destillerien nutzen die Weizenfelder in angrenzender Nähe, um Whiskey herzustellen. Darüber hinaus gibt es Moore, alte Burggemäuer und Steinkreise. Ein Landschaftspanorama der grünen Insel im Nordwesten Europas fügt sich immer mehr und deutlicher zusammen.

Mit Legeplättchen in Form von Polyominos, also Teilen, die aus mehreren Quadraten bestehen, bildet jeder seine Landschaft um sein Heimatdorf herum. Die Quadratkärtchen werden zunächst nach einem Zufallsprinzip gewonnen. Ein Spinner ordnet jedem zwei Legeteile zu, von denen wird eins ausgewählt und so die eigene Auslage vergrößert. Dabei achtet man auf lukrative Ziele. Neben großen Schafherden und einigen Destillen sollte am Spielende die eigene Auslage ein möglichst großflächiges, rechteckiges Teilstück beinhalten. Die „gezackten“ Polyominos erschweren dieses Vorhaben. Und mit Moor-Feldern, Steinkreisen und Burgruinen lassen sich noch weitere Vorteile erzielen. Alles im Blick muss zu einem Optimum gefügt werden.

Großer Reiz und schwierige Aufgabe ist es tatsächlich, über mehrere Runden eine harmonische Landschaft der eigenen irischen Grafschaft zu puzzeln. Dabei müssen bei der Wahl des Legeteils und bei der Anordnung in der eigenen Auslage stets Kompromisse gefunden werden. Nie passt alles optimal. Mit etwas Risiko können zunächst Lücken gelassen werden, die jeder später zu schließen hofft. Da bei jedem Spieler aber eine harmonische Landschaft entsteht, bleibt das Spielgefühl befriedigend, auch wenn man nicht gewinnt. Dummerweise hat der Spinner in unserem Spielexemplar nicht optimal funktioniert, er blieb immer wieder an gleicher Stelle stehen. Das hätten wir uns abwechslungsreicher gewünscht.

-pen


EVORA: Auf den Spuren einer antiken Stadt

Verlag: Mebo
Vertrieb: Heilberger
Autor: Joao Quintela Martins
Illustrationen: Matteo Piana
Zielgruppe: an Rekonstruktion interessierte Geschichtsfreunde
Anzahl/Alter: 2-4 Spieler ab 8 Jahren
Art: taktisches Bauspiel

Ganz oder gar nicht? Eine antike Tempelanlage wird wieder aufgebaut. Das gemeinsame Errichten einiger Säulen ist das Ziel. Mit Kapitellen werden die Steinquader abgeschlossen. Das folgt alles einer bestimmten Symmetrie. Steinblöcke und Abschlusselemente sollten auf gleichen Ebenen zu Mehrheiten zusammengefügt werden. Und römische Protagonisten wie Zenturien oder gar der Kaiser verteilen ihre Gunst, die geschickt genutzt werden kann.

Jeder schickt einen Arbeiter zur Baustelle. Dort geht es im Kreis reihum. Nach einer interessanten Vorgabe wird die Zugweite bestimmt. Auf den Zielfeldern werden Baumöglichkeiten eröffnet. Eigene Bauklötze, Kapitelle oder Blöcke aus dem Steinbruch erlauben den Aufbau der Säulen im Tempelbereich. Dieses Werkeln orientiert sich an Mehrheiten und Möglichkeiten. Der zweite Zugriff, der auf der Baustelle erobert werden kann, ist das Vorteilsversprechen der Günstlinge. Diese Karten können später pointiert eingesetzt werden und beispielsweise durch den Kaiserbonus Siegpunkte noch einmal ordentlich erhöhen.

Taktische Entscheidungen haben großen Einfluss. Die Konstellation der Arbeiter auf der Baustelle und noch mehr der Fortschritt des Säulenbaus in der Tempelanlage sind bei jedem Zug neu und müssen wohl überlegt abgewogen werden. Hinzu kommen die vielen kleinen Vorteile, die die Bauherren en passant erwerben und einsetzen können. Dabei ist immer auch im Blick, inwieweit man den Mitspielern Vorgaben verschafft. Es greifen viele Elemente ineinander. Eine sehr differenzierte Punktwertung bei Spielende muss berücksichtigt werden. Bisweilen verliert dabei mancher den Überblick. Wer Fehlentscheidungen trifft, fällt zurück. Wermutstropfen ist die Farbgebung des Materials in Pastelltönen und eine eher holzschnittartige Grafik. Beides ist aus meiner Sicht nicht gelungen. Aber über Geschmack lässt sich streiten.

-pen


TOTAL REGAL: Plätze für Schätze

Verlag: Feuerland
Autor: Phil Walker-Harding & Matthew Dunstan
Illustrationen: Shannon Elizabeth Grosenbacher & Sara Valentino
Zielgruppe: ordnungsliebende Innenarchitekten
Anzahl/Alter: 2-4 Spieler ab 8 Jahren
Art: Sammel- und Sortierspiel in 3D

Katze oder Topfpflanze? Spielschachtel oder Buchreihe? Das Wohnzimmer ist neu, das Wandregal noch leer und jetzt geht’s ans Einräumen. Es soll kein Sammelsurium im Schrank entstehen, sondern eher ein geordnetes Ganzes mit Schwerpunkt auf Lieblingsstücken, sei es Bücher, Spiele, Trophäen oder auch Pflanzen.

Jeder Spieler erhält eine 5×6-Matrix als 3D-Gestell. Das ist sein Regal. In dieses kann man quadratische Plättchen wie bei 4 GEWINNT von oben hineinfallen lassen. In der Tischmitte gibt es eine Plättchenauslage, aus der bis zu drei neue Kärtchen nach bestimmten Regeln genommen werden dürfen, die dann ins eigene Regal gesteckt werden. Das alles folgt verschiedenen Zielen. Jeder hat eine individuelle Vorgabe, wie er die Lieblingsstücke platzieren sollte. Darüber hinaus gibt es gemeinsame Ziele, die im Wettstreit erreicht werden sollen, je schneller, desto besser. Und schließlich will jeder seine Fotos, Pflanzen, Spiele schön geordnet beieinanderhaben. Alles optimal zu arrangieren, wird nicht gelingen.

Die erste Entscheidung steht beim Nehmen der Plättchen an. Jeder versucht möglichst viele Lieblingsstücke zu gewinnen, schaufelt beim Aufnehmen aber auch neue Möglichkeiten für die Mitspieler frei. Das will bedacht werden. Das Einsortieren in das eigene Regal verläuft nicht beliebig. Durch das Einstecken fallen die Teile wie bei TETRIS von oben nach unten und können so nicht wie bei einer 2D-Auslage frei eingesetzt werden. Und schließlich ist der Wettlauf nach den Extrapunkten bei den gemeinsamen Zielen eine spezielle Forderung. So müssen etwa Bücher treppenförmig im Regal platziert werden. Auch um diese Aufgabe zu lösen, hilft ein Blick auf die Strategie der Mitspieler. Jeder ist gut beraten, auch mal Ziele aufzugeben, um sich nicht zu verhaspeln. Dass die Plättchen mit den Lieblingsstücken je nach Sorte farblich unterlegt sind, hilft bei der Übersicht enorm. Das ist gut so. Der 3D-Aufbau ist ohne Einschränkung praktikabel und etwas Besonderes.

-pen