Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 31
Ökologie und Umwelt
Umweltthemen bestimmen unseren Alltag. So darf es nicht verwundern, dass auch Spiele immer häufiger diese Thematiken bedienen. Häufig wird auch versucht, das Produkt dann selbst nachhaltig zu gestalten. Aus allen Spielegattungen, vom Solitär übers Zweierspiel bis hin zum Familienspiel mit bis zu sechs Personen wird dieses Thema abgedeckt.
POWERLINE: Effektiv ein Stromnetz aufbauen
Verlag: Queen Games
Autor: Dirk Henn
Illustration: Patricia Limberger
Zielgruppe: Freunde erneuerbarer Energien
Anzahl/Alter: 1-6 Spieler ab 8 Jahren
Art: Würfelspiel mit ganz anderem Zugriff
Das Thema unserer Zeit. Die Energieversorgung muss umgestellt werden. Weg von den fossilen Rohstoffen, hin zu einem Ausbau mit erneuerbaren Energien. Stromtrassen werden errichtet, um Kraftwerke zu verlinken und Städte anzuschließen. Der schnelle und geschickte Ausbau des Leitungsnetzes ist das Ziel.
Jeder hat einen eigenen Spielplan mit zehn Leitungstrassen. Diese sind in Planung, aber noch nicht ausgebaut. Das geschieht mit einem ungewöhnlichen Würfelmechanismus. Die Trassen bestehen aus einer Reihe von Würfelwerten, mal sind es nur drei für die kurze Strecke. Eine lange Trasse muss mit zwölf Feldern überbrückt werden. Jeder hat auf seinem individuellen Plan eine unterschiedliche Zahlenverteilung. Pro Zug werden sechs Farbwürfel geworfen und dann darf jeder Spieler seine sechs Arbeiter zum Bau der Stromleitungen schicken. Das geschieht pro Strecke stets der Reihe nach, von links oder rechts beginnend und korrespondiert mit den Würfelwerten, die geworfen wurden. Häufig liegt es auf der Hand, wo gebaut wird, manchmal muss ins Risiko gegangen werden.
Es gibt kurze Verknüpfungen, die schnell gebaut sind und bei Fertigstellung Punkte erbringen. Die längeren oder wesentlich längeren Strecken erzielen entsprechend mehr Punkte, aber ob sie fertiggestellt werden, bleibt ungewiss, zumal es noch Boni für bestimmte Aufgaben gibt, die bisweilen mit den kürzeren Strecken erfüllt werden. Erfolg steht und fällt mit den Vorgaben der Würfelauslage. Hier spielt Glück natürlich eine Rolle aber auch das richtige Erkennen und Abschätzen, was Gewinn verspricht. Zwar wird das vorgegebene Thema nicht wirklich spielerisch umgesetzt, trotzdem entsteht das Gefühl, eine zeitgemäße Energiewirtschaft aufzubauen. Verschiedene Module sorgen für Abwechslung und es liegt genügend Material für bis zu sechs Spieler im Karton. Das ist heute längst nicht mehr Standard.
-pen
EVERGREEN: Wachsen und Gedeihen
Verlag: Horrible Guild
Vertrieb: HeidelBär
Autor: Hjalmar Hach
Illustration: Wenyi Geng
Zielgruppe: Förderer des Ökosystems Erde
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 8 Jahren
Art: Strategie beim Pflanzen und Bewässern
Ökosystem Erde. Jeder bestückt, bepflanzt und entwickelt eine eigene Waldfläche. Aus Setzlingen sprießen Bäume, die zu noch größeren Eichen und Buchen heranwachsen. Das wird aber nicht willkürlich initiiert, denn es gilt das Wechselspiel von Licht und Schatten zu berücksichtigen. Die Sonne wandert und wirft stets in andere Richtungen Schatten. Bäume, die dort stehen, erzielen keine Punkte. Es sollten aber auch große Wälder entstehen. Dort steht der Tann aber so dicht, dass sich benachbarte Bäume das Licht nehmen. Da hilft nur, rechtzeitig Büsche zu pflanzen.
Durch Kartenvorgabe wird entschieden, in welchem Terrain, ob z.B. auf der Weide oder im Sumpfgebiet, gepflanzt oder entwickelt werden darf. Durch die gewählte Karte wird noch eine Sonderaktion bestimmt, durch die z.B. fruchtbare Seen angelegt oder die wichtigen Büsche gesetzt werden. Noch dazu wird bei der Kartenauswahl eine Bonusausschüttung für die Endwertung vorbereitet. Jede Entscheidung hat Auswirkungen auf die Folgerunden, was den strategischen Charakter ausmacht. Die Entwicklung vom braunen Gehölz zum sattgrünen Tann muss im Einklang gestaltet werden.
Bei jedem Zug sind die zu bedenkenden Entscheidungen vielfältig. Das übt einen ungeheuren Reiz aus und es ist auch optisch schön, wenn immer mehr grüne Bäume den Plan bewalden. Ein gutes Verhältnis zwischen Licht und Schatten sowie eine ständige Vergrößerung der eigenen Waldfläche ist eine Doppelstrategie, die man in den Griff bekommen muss. Der Blick auf die Endwertung, rechtzeitig ins Auge gefasst, kann noch einmal das Ergebnis aufmischen. Das Geschehen ist also vielfältig. Die über 240 Holzfigürchen reizen zusätzlich und greifen das Thema mit dem erneuerbaren Rohstoff kongenial auf.
-pen
WALDMEISTER: Wettstreit um die größten Baumgruppen
Verlag: Gerhards Spiel und Design
Autor: Andreas Kuhnekath-Häbler
Zielgruppe: Spieler mit Spaß an Winkelzügen
Anzahl/Alter: 2 Spieler ab 8 Jahren
Art: abstraktes Setz- und Positionierungsspiel
Es grünt so grün. Auf ein Schachbrett in Rautenform mit Lochraster werden in die Vertiefungen grüne Stäbchen, das sind die Bäume, gesetzt. Es gibt drei Größen bzw. Höhen und drei abgestufte Grün-Töne. Alles soll möglichst harmonisch angeordnet werden, wobei die zwei Gegenspieler unterschiedliche Ziele verfolgen. Der eine will farbreine Baumstrecken, der andere höhengleiche Konstellationen arrangieren.
Clou bei diesem Spiel ist, dass jeder mit den gleichen Setzsteinen spielt. Jeder bekommt 27 Hölzer, jeweils drei in jeder Farbe und Größe. Der Spieler am Zug bewegt einen Stein auf dem Spielbrett in gerader Richtung beliebig weit und setzt anschließend einen seiner Holzstäbe in das freigemachte Feld. Dabei hat jeder sein individuelles Ziel vor Augen. Zunächst wirkt alles sehr beliebig, weil auch die Spielfläche noch frei ist und viel Raum bietet. Ab dem Mittelspiel versucht jeder aber seine Konstellationen so zu festigen und einzukreisen, dass der Mitspieler keine Schneisen mehr schlagen kann. Da beginnt dann das taktische Gerangel.
Das Spiel ist eine Delikatesse für Freunde taktischer Auseinandersetzungen. Die große Freiheit beim Ziehen und Setzen der Figuren muss erlernt und genutzt werden, bietet aber, wenn beide die Spielidee verinnerlicht haben, bestes Vergnügen. Es ist nicht zu verhehlen, dass der Spieler, der auf Farbe spielt, leicht im Vorteil ist, denn die Farbe unterstützt optisch das Vorhaben besser als die Höhe der Figuren. Deshalb sollten immer zwei Partien mit vertauschten Rollen gespielt werden. Das Spielthema, Bäume werden in einen Wald gesetzt, ist bis hierhin völlig okay. Dass die Bäume aber auch ständig über die Fläche wandern, passt weniger, kann aber wegen des abstrakten Spielcharakters vernachlässigt werden. Die krude Erklärung in der Regel dafür, hätte man sich allerdings sparen können. Das wuchtige Spielbrett aus massivem Buchenholz und die hölzernen Steckfiguren spiegeln den ökologisch-nachhaltigen Ansatz. Der Spielablauf ist nicht nur interessant, sondern auch haptisch und optisch schön.
-pen
WIRBEL IM WALD: Auf verschlungenen Pfaden durch den tiefen Tann
Verlag: SmartGames
Autor: Raf Peeters
Artwork: SMART
Zielgruppe: Solospieler
Anzahl/Alter: 1 Spieler ab 7 Jahren
Art: Knobelaufgaben in einer Waldlandschaft
Der Wald ist dicht und dunkel. Die Jungtiere haben sich verlaufen und suchen ihre Eltern. Rehkitz, kleiner Grizzly oder auch ein Mädchen möchten zu ihren Eltern. Die warten am Rand des Waldes auf einer Lichtung. Die Kinder müssen auf verschlungenen Pfaden zu ihren Zielpersonen. Dabei dürfen sie sich nicht in die Quere kommen und niemals der mächtigen Bären-Mama begegnen. Es sei denn, es ist das kleine Grizzlyjunge.
Die Waldfläche besteht aus 3 x 3 Bäumen. Diese sitzen auf Scheiben, die sich drehen lassen. Die Scheiben haben jeweils zwei Ausbuchten, in die die Tiere zu Beginn nach Vorgabe gesetzt werden. Durch geschicktes Drehen und durch den Wechsel von einer Ausbuchtung zur nächsten, kommen die Tiere voran oder bleiben auch schon mal stecken. So wirbeln (Spieletitel!) die Tierchen durch das Unterholz.
Insgesamt 80 Aufgaben werden geboten. Diese staffeln sich von leicht, so dass sich jeder das Spielsystem aneignen kann bis richtig schwer. Die ganz kniffligen Knobelaufgaben sind fast nicht zu meistern, zumal dann gleich vier Tiere ihre Eltern finden müssen. Der Drehmechanismus der einzelnen Scheiben ist für diese Art des Solitärspiels recht neu. Bisweilen bewegen sich die Drehelemente aber nicht ganz so geschmeidig. Dafür sieht der Spielaufbau mit den sattgrünen Bäumen und wohlgeformten Tieren sehr ansprechend aus. Sämtliches Material ist, wie bei SmartGames üblich, aus massivem Kunststoff. Das entspricht sicherlich nicht der Ökonorm, greift aber durch das Thema den Gedanken auf, wie erhaltenswert unsere Natur doch ist.
-pen