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Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 3

4. Mai 2020, 10:33

In regelmäßigen Abständen werden wir auf toys-kids.de Brettspiel-Rezensionen von Spieleexperte Peter Neugebauer präsentieren. Immer frisch. Immer aktuell.

Bei „PUSH“ wird Glück gefordert

Verlag: Ravensburger
Autor: Prospero Hall
Design: Prospero Hall, DE Ravensburger
Zielgruppe: Familien
Anzahl/Alter: 2-6 Spieler ab 8 Jahren
Art: Kartenspiel mit Can’t Stop-Elementen
Neuheit: Nürnberg 2020

„Can’t Stop“-Spiele verführen dazu, nicht aufhören zu können. Sie gaukeln dem aktiven Spieler vor, dass das Aufdecken einer weiteren Karte noch mehr Gewinn verspricht. Wer nicht rechtzeitig aufhört, stürzt ab. Wer allerdings zu früh seinen Zug beendet, wird zu wenig Punkte einsammeln.

In einem dicken Kartenstapel sind 90 Farbkarten in fünf Farben sowie mehrfach die Karten „Würfel“ und „Pfeil“ eingemischt. Der Spieler am Zug deckt einzeln Karten auf und bildet eine Auslage mit maximal drei Reihen. In keiner Reihe darf ein Zahlenwert oder eine Kartenfarbe doppelt auftauchen. Passiert das doch, erleidet der aktive Spieler Verlust. Würfel-Symbole verpflichten zu Würfelwürfen, die ebenfalls Einschränkung bedeuten können und die Pfeile verändern die Nimm-Richtung. Denn nach Beendigung eines Zuges, meistens freiwillig, darf sich jeder eine Kolonne der Auslage nehmen und offen bei sich auslegen. Diese Karten bringen Pluspunkte, sind aber noch nicht sicher und sollten gebunkert werden. Das ist aber mit Zugverlust verbunden.

Das „Can‘t Stop“-Feeling funktioniert auf zwei Ebenen. Zunächst beim aktiven Aufdecken der Karten und dann bei der Entscheidung, ob ich einen kompletten Zug gegen das Sichern einer Farbreihe eintausche oder eine Runde wart Und immer besteht die Möglichkeit, dass man doch noch glimpflich davonkommt. Emotionen pur! (pen)

 

„DIE CREW“ reist in die Tiefen des Alls

Verlag: Kosmos
Autor: Thomas Sing
Illustration: Marco Armbruster
Zielgruppe: Familien und Kenner
Anzahl/Alter: 3-5 Spieler ab 10 Jahren
Art: kooperatives Stichspiel
Neuheit: Essen 2019

Stichspiele sind weit verbreitet. Klassiker wie Skat oder Doppelkopf haben für großen Bekanntheitsgrad gesorgt. Moderne Spiele variieren den altbekannten Rhythmus des Anspielens, Bedienens und Trumpfens immer wieder. Ganz aktuell jetzt erstmalig in einer kooperativen Variante.

Das Kartendeck besteht aus 40 Spielkarten, die Kartenwerte „1“ bis „9“ in vier Farben, dazu noch vier Trümpfe. Alle Karten werden an die Mitspieler verteilt und dann eine Mission aus einem dicken Auftragsbüchlein vorgelesen. Da muss z.B. ein bestimmter Spieler eine vorgegebene Karte in einem seiner Stiche einsammeln oder es müssen beim Ausspielen von Karten bestimmte Reihenfolgen eingehalten werden. Insgesamt 50 verschiedene dieser Aufträge können durchgespielt werden, bevor man das Spiel als Gruppe gemeinsam gewonnen hat. Und natürlich werden die Missionsziele immer schwerer. Auch darf während des Spiels nicht gesprochen werden, trotzdem ist indirekte Kommunikation möglich.

Die Abläufe der einzelnen Spielpartien sind sehr ungewöhnlich, da es nie darauf ankommt, die meisten Stiche zu erspielen sondern das Auslegen so zu arrangieren, dass bestimmte Reihenfolgen beachtet werden. Hier muss jeder Stichspieler umdenken. Nur wer sich in das Spielgeschehen hineinfuchst, wird erfolgreich sein. Die Spielgeschichte, eine Reise zum 9. Planeten in mehreren Missionen, ist aufgesetzt, gibt aber thematisch passende Kartenillustrationen her. (pen)

„POULE POULE“ fordert zum Eierzählen

Verlag: Game Factory
Autor: Charles Bossart
Illustration: Pauline Berdal
Zielgruppe: Familien
Anzahl/Alter: 2-8 Spieler ab 8 Jahren
Art: Reaktionsspiel
Neuheit: Nürnberg 2020

Alle spielen gleichzeitig. Hier geht es ums Eierzählen. Und wer glaubt, meint oder gar weiß, dass die korrekte Anzahl an Eiern im Tischstapel liegt, schlägt zu. Dann kommt die Wahrheit ans Tageslicht und es ist nicht gut, wenn man sich verzählt hat.

Spielkarten werden offen von einem Spieler auf den Stapel in der Tischmitte gelegt. Die Hühnereier müssen gezählt werden. Aber Ei ist nicht gleich Ei, bzw. zählt nicht immer wie ein Ei. Denn, sobald Eier liegen und eine Henne taucht auf, setzt diese sich auf ein Ei und es wird wieder aus der Zählung genommen. Und dann gibt es noch die Füchse, die auf Eiern sitzende Hühner verjagen und schwups ist wieder ein Ei mehr in der Zählung. So geht es hin und her, wenn in turbulenter Folge die Kartenbilder aufgedeckt werden. Und je nach Spielgeschwindigkeit oder Kartenfolge kommen die Spieler früher oder später aus dem Zähltakt. Dann sind Fehler vorprogrammiert und das ist gewollt.

Manchmal tauchen die Eier in unspektakulärer Reihenfolge auf: Eine einfach zu bewältigende Aufgabe. Häufig geht es aber turbulent auf dem Hühnerhof zu und dann ist bei anschließender Überprüfung die Freude groß, wenn ein Fuchs oder ein Huhn übersehen wurde. Das passiert zum Glück häufiger, wenn die Kartenbilder bunt gemischt im Stapel liegen. Wirklich gut ist, dass jede Gruppe ihre eigene Spielgeschwindigkeit finden kann. So spricht dieses Legen und Reagieren nicht nur die Besten und Schnellsten an. Manche Extramotive wie Hunde, Enten oder Fake-Füchse, die in späteren Partien ins Spiel kommen können, machen das Treiben noch verwirrender. (pen)

„CHIP IT“ ist Karteln mit Spielchips

Verlag: Amigo
Autor: Chikasuzu
Grafik: Fiore GmbH
Zielgruppe: Familien
Anzahl/Alter: 3-6 Spieler ab 8 Jahren
Art: Karten-Abwerfen
Neuheit: Nürnberg 2020

Die Grundidee von „Mau Mau“, seine Kartenhand leerzuspielen, wird modern interpretiert. Denn mit etwas Rechnen, dem Mut, Chips zu nehmen und auch einem Quäntchen Glück arrangiert man seine Möglichkeiten schnell so gut, dass man mit leeren Händen dasteht. Gewonnen!

Jeder bekommt ordentlich viel Spielkarten auf die Hand. Diese müssen ausgespielt werden. Neue bekommt man während einer Partie nicht mehr dazu. Ein Spieler legt vor. Er spielt eine oder mehrere Karten mit gleichem Wert, die anderen müssen überbieten. Sie spielen gleich viele Karten allerdings mit höherem Wert. Das scheitert früh. Deshalb darf manipuliert werden. Ergänzt man grüne Karten mit einem Chip, erhöht sich deren Zahl um eins. Violette Werte verdoppeln sich durch einen Chip. So ist man bei etwas Addieren und einfachem Multiplizieren schon in der Lage, mit wenigen Chips gültige und lukrative Kartenkombinationen zu generieren. Will oder kann ein Spieler nicht überbieten, dann passt er und wird zwei seiner Chips wieder los. Neben den Handkarten müssen auch alle genommenen Chips abgegeben werden.

Die Spielkunst ist hier, seine Handkarten mit möglichst wenigen Chips so zu kombinieren, dass man sie sukzessive ausspielen kann und gleichzeitig für die Nachfolgespieler Vorgaben schafft, die schwer zu knacken sind. Das hat alles durchaus mit Rechenkunst zu tun. Das muss man können und mögen. (pen)