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Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 27

10. Juni 2022, 9:40

Kommunikative, kreative Partyspiele

Partyspiele sind ein eigenes Genre. Sie funktionieren besonders gut, wenn mehrere, viele Spieler beteiligt sind. Die Regeln sind zumeist sehr einfach. Die Spiele leben von ihren Impulsen bzw. Aufgabenkarten. Es gibt immer wieder neue Varianten, z.T. sogar sehr gute, die dann Jury-Ehren erhalten, wie in diesem Jahr gleich zwei Titel.


REALLY?: Stimmt das wirklich?

Verlag: Huch!
Autor: Natalie Podd & Ceri Price
Zielgruppe: neugierige Zahlenjongleure
Anzahl/Alter: 2-6 Spieler oder mehr ab 10 Jahren
Art: Schätzspiel

Partyspiel auch für große Gruppen, wenn bis zu sechs Teams gegeneinander antreten. Die erfragten Zahlenwerte können nicht gewusst, sondern müssen geschätzt werden. Dabei versucht jeder seine Lösungsidee in eine möglichst kleine Spanne, also von … bis …, einzuordnen.

Eine Karte wird aufgedeckt und die Frage nach einem Zahlenwert vorgelesen. Z.B.: „Wie viele Straßen in Deutschland heißen ‚Hauptstraße‘?“, das ist der häufigste Straßenname überhaupt. Alle Spieler notieren gleichzeitig ihre Lösungsidee auf einer Antworttafel, indem sie eine Zahlenspanne aufschreiben und deren Größe errechnen und benennen. Schließlich wird die Karte umgedreht und das Ergebnis überprüft. Alle, die ihre Zahlenspanne so gewählt haben, dass sie die Lösung einschließt, gewinnen 1 Punkt. Derjenige mit der kleinsten Spanne und einer richtigen Antwort sogar 3 Punkte. Insgesamt wird auf 15 Punkte eine kurzweilige Partie gespielt.

Solche Spiele leben von interessanten Impulsen. Die sind hier auch deshalb gegeben, weil unterschiedliche Generationen angesprochen werden. Wenn die Frage nach der Anzahl der Hauptstraßen vielleicht eher Ältere anspricht, so schmunzeln Jüngere eher bei Fragen nach der Handynutzung auf der Toilette. Und immer gibt es erklärende Erläuterungen bei den Antworten, die meist auf Interesse stoßen. So gibt es in Deutschland tatsächlich 7630 Hauptstraßen, gefolgt von Dorfstraßen (6988), Bahnhofstraßen (4979) und Kirchstraßen (2893). Freilich verlieren solche Spiele mit der Zeit an Aktualität, weil sich die Zahlenwerte ändern. In der vorliegenden Ausgabe sind die Recherchen gerade einmal 1 Jahr alt.

-pen


TOP TEN: Von „Mist“ bis „Einhorn“ ist alles dabei.

Verlag: Cocktail Games
Vertrieb: Asmodee
Autor: Aurélien Picolet
Zielgruppe: spontane Wortkreative
Anzahl/Alter: 4-9 Spieler ab 12 Jahren
Art: kooperatives Partyspiel
Sonderheit: nominiert zum „Spiel des Jahres 2022“

Partyspiel gerade für größere Gruppen, wenn bis zu neun Spieler gemeinsam die Aufgaben meistern wollen. Nach einer Vorgabe und einer zugewiesenen Zahlenkarte muss jeder auf der Skala von 1 bis 10 einen passenden Begriff benennen, den der aktive Spieler dann richtig zuordnen sollte.

Der Aktive wählt eine von 2 Vorgaben auf der Aufgabenkarte. Z.B.: „Mit welchem Gegenstand willst du dich auf einem sinkenden Schiff retten?“ Jeder Spieler hat eine Zahlenkarte zugelost bekommen und muss entsprechend dieses Rankings eine Antwort geben, die auch im Sinne der anderen passt. Wer die 10 bekommen hat, rettet sich vielleicht mit einer „Zeitmaschine“ und der Spieler mit der „1“ gibt „Raclette!“ als Antwort. Etwas schwieriger sind die Zwischenwerte zu interpretieren. Ist die „Gummiente“ eher eine „3“ oder vielleicht doch die „4“? Auf jeden Fall muss der aktive Spieler die richtige Reihenfolge bestimmen. Wenn beim Aufdecken der Karten ein Reihenfolge-Fehler gemacht wird, wird ein Einhorn-Chip auf die dunkle Kehrseite, das Hundehäufchen gedreht. Die Runde rettet sich und gewinnt, wenn am Ende noch Einhörner im Pool liegen, je mehr, desto besser.

Neben pfiffigen und klugen Antworten müssen bisweilen auch Pantomimen oder Gestiken als Lösung herhalten. Das fordert die kreative Spielrunde noch mehr. Wer so nicht spielen möchte, lässt diese Vorgaben einfach weg. In den Antworten stecken auch immer Aussagen über die Mitspieler bzw. deren Temperamente. So sind die Spielpartien nicht nur lustig und spaßig, sondern immer auch etwas informativ über die Wesensart der Mitspieler. Wer sich in die Spielidee eingegroovt hat, kann noch eine Expertenvariante probieren, die ungleich schwerer ist, aber einen schönen Ausgleich für Fehlversuche schafft.

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SO KLEEVER!: Clever auf dem Kleeblatt spielen

Verlag: Repos Production
Vertrieb: Asmodee
Autor: Francois Romain
Zielgruppe: pfiffige Wortakrobaten
Anzahl/Alter: 3-6 Spieler ab 10 Jahren
Art: kooperatives Wortspiel
Sonderheit: empfohlen von der Jury „Spiel des Jahres“

Wortspiel für bis zu sechs Spieler, die Wortlösungen kreativ zusammentüfteln müssen. Es gilt, immer zwei Begriffe zu einem zusammenzufassen und das gleich vier Mal auf einem Kleeblatt-Tableau. Die anderen sortieren die Kärtchen möglichst im Sinne des aktiven Spielers. Gespielt und gewonnen wird gemeinsam.

Alle spielen gleichzeitig. Jeder erhält ein Kleeblatt aus Plastik, auf das an den Rändern Wörter notiert und später wieder ausgewischt werden können. Im Zentrum werden quadratische Stichwortkarten in einer 2×2-Matrix arrangiert, so dass immer zwei Begriffe nebeneinanderliegen. Diese gilt es zu einem Oberbegriff zusammenzufassen und auf dem Kleeblatt zu notieren. Aus „Schaf“ und „Kleidung“ kann man beispielsweise „Wollpullover“ bilden. Das gelingt meistens auf eins oder zwei Seiten des vierblättrigen Kleeblatts recht gut. Was dann noch verbunden werden muss, verlangt Kreativität. Schließlich werden die Kärtchen vom Tableau genommen, gemischt und von den anderen Spielern wieder korrekt zusammengefügt. Nur richtige Arrangements erzielen Punkte.

Kreativität und Wortwitz sind gefordert. Ohne dem geht es nicht. Da kooperativ gespielt wird, will jeder es den Mitspielern leicht machen. Zur Verwirrung werden weitere Kärtchen unter die vier benötigten gemischt. Die Anzahl dieser Zusatzkarten erhöht den Schwierigkeitsgrad. Alle Ergebnisse können in einer Chronik niedergeschrieben werden, so dass der Highscore und wer ihn erreicht hat, immer ersichtlich ist. Das ist ein zusätzlicher Anreiz, erneut mit Begriffen auf dem Kleeblatt zu jonglieren.

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WUNDERBAR >SONDERBAR<: Jeder hat (s)eine Macke.

Verlag: Piatnik
Autor: Jörg Domberger
Design: Kreativbunker
Zielgruppe: Freundeskreise, die sich gut kennen
Anzahl/Alter: 3-8 Spieler ab 14 Jahren
Art: Partyspiel mit persönlichen Bekenntnissen

Einschätzspiel für viele. Jeder hat seine Macken und die werden hier zu Tage gefördert. Dabei bleibt alles im augenzwinkernden Bereich. Keiner braucht befürchten, mit einem krankhaften Symptom bloßgestellt zu werden. Das ist gut so.

Ein aktiver Spieler liest von einer Karte eine Macke vor. Jeder andere Spieler antwortet ehrlich, aber geheim, ob die Vorgabe auf ihn zutrifft oder nicht. Dann muss der aktive Spieler einschätzen, was er so vermutet. Er muss wenigsten einen Mitspieler herausfordern, kann aber auch mehrere, sogar alle einschätzen. Nur, wenn er Fehler macht, gehen alle bis dahin erworbenen Punkte verloren. Deshalb ist es meistens klug, nur die ganz sicheren Vermutungen zur Sprache zu bringen. Stimmt die Einschätzung, bekommen beide Beteiligten 1 Punkt.

Es ist wie bei vielen Einschätz-Spielen auch hier so, dass über das Angesprochene auch gerne geredet wird. Bei Übereinstimmung gibt es viele Hinweise, warum die Antwort eindeutig war. Bei Nichtübereinstimmung ist es noch spannender, weil der Kandidat mit Beispielen konfrontiert wird, die das Gegenteil zu belegen versuchen. Weil alles mit längerer Lebenserfahrung zu tun hat, sind eher Ältere angesprochen und vor allem Freundeskreise, die sich gut kennen. Ich persönlich wurde sofort erkannt, als gefragt wurde, ob man bei Gesellschaftsspielen nur mit seiner eigenen Farbe spielt. Alle wussten, dass es bei mir Grün ist. Es ist sogar so, dass, wenn ich nicht mit Grün spiele, häufig mit den grünen Figuren ziehe, obwohl es momentan gar nicht meine Farbe ist. Eine echte Macke.

-pen