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Spiele – Frisch auf den Tisch, Folge 17

28. Juli 2021, 13:55

Traditionell werden Mitte des Jahres, in den Sommermonaten, die Spiele des Jahres gekürt. Insgesamt werden drei Hauptpreise vergeben. Das Kinderspiel des Jahres spricht die Jüngsten an, das Spiel des Jahres ist für Familien gedacht und das Kennerspiel des Jahres hat anspruchsvollere Spieler als Zielgruppe. In jedem Jahrgang gibt es preiswürdige Spiele, auch in 2021.

„MICRO MACRO – CRIME CITY“: EINE STADT VOLLER VERBRECHEN

Verlag: Spielwiese
Vertrieb: Pegasus
Autor: Johannes Sich
Illustrationen: Hard Boiled Games
Zielgruppe: Echte Kommissare und clevere Detektive
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 8 Jahren
Art: kooperatives Suchspiel
Sonderheit: Spiel des Jahres 2021

Eine Großstadt steckt voller Leben. Überall sind Leute unterwegs, in Parks und auf Plätzen, in Straßen und auf Hinterhöfen, aber auch in Museen oder privaten Refugien. Schnell wird deutlich, dass auch Leichen am Wegesrand liegen. Was ist geschehen? Die Fragen nach Täter, Motiv und Tatwaffe stellen sich schnell. Durch genaue Rekonstruktion des Geschehens kommen die Detektive dem Hergang auf die Schliche.

In einem überdimensionalen 75 cm x 110 cm großen Stadtpanorama in schwarz-weiß ist das wuselige Treiben der Großstadt eingefangen. Mittels Infokarten wird in den aufzuklärenden Fall eingeführt. Zunächst wird nach dem Ort der Tat gesucht. Ein Leichnam liegt im Neptun-Park. Die Grünanlage ist schnell gefunden und der Ort des Verbrechens auch. Jetzt stellen sich Frage, was zuvor geschah oder wie der Täter entkommen ist? Mit den Augen muss das Umfeld abgesucht und Indizien entdeckt werden. Durch die Fragekarten wird der rote Faden vorgegeben. Mit etwas Glück aber vor allem guter Beobachtung und Kombinationsfähigkeit lässt sich jeder Fall lösen.

Am besten arbeiten die Spieler wie in einer SOKO im Team. Absprachen zu eigenen Ansichten und Beobachtungen sind äußerst hilfreich. Allerdings sind die Entdeckungstouren auf der riesigen Karte mit eins, zwei Spielern gut zu bewältigen, ab drei Spielern kann es eng werden bei der Erkundung der Schauplätze. Nichtsdestotrotz ist die Spannung stets groß, den vielen kleinen, versteckten Hinweisen zu folgen. Hier ist Cleverness und korrektes Schlussfolgern gefragt. Die Spielgruppe gewinnt gemeinsam und kann sich insgesamt an 16 Fällen in unterschiedlicher Schwierigkeit heranwagen. Ein interessantes und ungewöhnliches Spielkonzept prägt das diesjährige Spiel des Jahres. (pen)

„PALEO“: ÜBERLEBENSKAMPF IN DER STEINZEIT

Verlag: Hans im Glück
Vertrieb: Asmodee
Autor: Peter Rustemeyer
Illustrationen: Dominik Meyer
Zielgruppe: Wagemutige Entscheider im Steinzeitmilieu
Anzahl/Alter: 2-4 Spieler ab 10 Jahren
Art: Kooperatives Überlebensspiel
Sonderheit: Kennerspiel des Jahres 2021

Das Dasein in der Steinzeit ist hart. Alltäglich geht es ums Überleben. Am Ende des Tages muss genügend Nahrung vorhanden sein, sonst stirbt ein Mitglied des Stammes und schon sinken weitere Chancen im Überlebenskampf. Der birgt manche Überraschungen und unvorhergesehene Gefahren. Aber wer zum Miteinander bereit ist, trotzt den Widrigkeiten einer unwirtlichen Welt und gewinnt schließlich gemeinsam mit den anderen.

Der Spielrhythmus folgt einfachen Vorgaben. Jeder besitzt einen eigenen Kartenstapel und darf sich aus den obersten drei Karten, die nur von der Rückseite betrachtet werden dürfen, eine aussuchen. Diese wird aufgedeckt und abgehandelt. Nun halten die Kartenrückseiten viele unterschiedliche Informationen bereit. Der Spieler weiß z. B, dass er zum Fluss geht, im Wald erkundet oder am heimischen Lagerfeuer etwas herumexperimentiert. Dann wird die gewählte Karte umgedreht und nachgeschaut, was passiert. An der Tränke am Fluss taucht ein Mamut auf. Ein Babytier ist schnell erlegt, bringt dem Stamm aber nur wenig Nahrung. Ein riesiger Bulle kann nie allein gejagt werden. Hoffentlich helfen die Mitspieler beim Erlegen, denn es geht um einen allgemeinen Nahrungsvorrat, der zum Überleben aller dient. Das ist nur eine von unzähligen Entdeckungen und Begegnungen, die geschehen und deren Herausforderungen sich jeder, am besten im Verbund mit den anderen stellen muss. Um die Vielschichtigkeit anzudeuten, gibt es noch Träume-Karten, Ideen-Karten, Geheimnisse-Karten, uvm.

Das Spielgeschehen ist äußerst dicht und vielfältig. Das macht den großen Reiz des Abenteuers aus. Durch den weitestgehend simulatorischen Ablauf mit einer Menge an Überraschungen und durch den eher einfachen Grundrhythmus, hat das Spiel einen hohen Aufforderungscharakter. Wer einmal ein Spiel überstanden hat, kann sich in insgesamt sieben Modulen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen immer tiefer in die Steinzeit hineinfuchsen. Und wenn eine eingeschworene Spielergemeinschaft alle Anforderungsstufen gemeistert hat, ist das Spielsystem so, dass neue Module selbst zusammengestellt werden können. Trotz eines einfachen Spielgeschehens gibt es etliche Zusatzregeln, die jeder intuitiv, bedingt durch das Thema, in ihren Konsequenzen und Bedeutungen richtig erahnt. Die Spielregel, mittlerweile im Vergleich zur Erstausgabe verbessert, ist deshalb recht ausführlich, was bei Kennerspielen des Jahres aber durchaus sein darf. (pen)

 

„DRAGOMINO“ IST DOMINO MIT DRACHEN

Verlag: blue orange
Vertrieb: Pegasus
Autor: Bruno Cathala & Marie und Wilfried Fort
Illustration: Maeva De Silva & Christine Deschamps
Zielgruppe: Entdeckungsfreudige Kinder
Anzahl/Alter: 2-4 Spieler ab 5 Jahren
Art: Dominospiel mit Überraschungen
Sonderheit: Kinderspiel des Jahres 2021

Eine Insel wird erkundet. In speziellen Landschaftsformationen entdecken die Abenteurer Dracheneier. Aber ob diese leer oder mit einem Drachenbaby gefüllt sind, weiß keiner vorher. Schließlich entscheidet die Anzahl der Drachenbabys über den erfolgreichsten Forscher.

Mit großen, stabilen Dominosteinen legt jeder seine eigene Insel. Grenzen zwei gleichfarbige Landschaftsteile aneinander, wird dort ein Drachenei gefunden. Sofort darf nachgeschaut werden, ob etwas ausgebrütet wird. Aus einem Pool darf ein entsprechendes Farbei gewählt werden. Wer nicht fündig geworden ist, erhält die Drachenmutter und darf in der nächsten Runde beginnen. Dann liegen wieder vier neue Steine aus und die Auswahl ist groß.

Das Wählen der Dominos folgt natürlich dem Ziel, gleiche Farben aneinanderzulegen. Eine Farbübereinstimmung gelingt häufig. Zwei Gleiche zu erzielen, ist schon schwieriger. Wer geschickt baut und Glück hat, kann u.U. sogar drei gleiche Nachbarfelder arrangieren. Die Suche im Eierpool ist dann reine Glückssache. Sie ist aber immer spannend und häufig bleibt bis zum Schluss offen, wer gewinnt. Das kurze Spiel mit seinem spannenden Verlauf und gutem, schönen Material ist ein würdiges Kinderspiel des Jahres. (pen)

„DIE VERLORENEN RUINEN VON ARNAK“: DSCHUNGELABENTEUER PUR

Verlag: CGE (Czech Games Edition)
Vertrieb: HeidelBÄR Games
Autor: Mín & Elven
Illustrationen: J. Klus, O. Hrdina, J. Politzer, F. Sedlá?ek & M. Vavro?
Zielgruppe: Indiana Jones und alle seine Freunde
Anzahl/Alter: 1-4 Spieler ab 12 Jahren
Art: Vielschichtiges Abenteuerspiel
Sonderheit: Nominiert zum Kennerspiel des Jahres 2021

Die Spieler betreten eine Insel, überwuchert mit sattgrünem Dschungel. Die Luft es schwül. Die Tiergeräusche schrill. Ein Hauch von Abenteuer und Ruhm liegt in der Luft. Mit Auto, Schiff oder Flugzeug geht es ins Landesinnere. Mit Lupe und Notizblock wird der verloren geglaubte und wiederentdeckte Tempel erkundet. Mit Fördergeldern werden Ausrüstungsgegenstände oder auch Artefakte erworben. Jeder muss auf alles gefasst sein. Das Abenteuer ruft.

Das Startkapital ist dürftig. Ein paar Handkarten bestimmen das Geschehen. Schnell werden neue, nützliche Funde bei Ausgrabungen gemacht. Je tiefer ein Forscher ins Ungewisse vordringt, desto ergiebiger sind die ausgehobenen Schätze. Wenn da nicht die exotischen Wächter der Insel wären, die die Fundorte bewachen und für Ärger sorgen können. Ein kluges Kartenmanagement hilft, immer weiter ins Unbekannte vorzustoßen und El-Dorado-gleich Schätze anzuhäufen. Diese sind sehr nützlich für den Fortschritt im geheimen Tempel, der am Ende mit ungeheurem Reichtum lockt.

Ressourcenmanagement und geschickte Zusammenstellung von Handkarten ist das A und O dieses Spiels. Jeder bekommt üppigen Zuwachs, aber noch so viel ist nicht genug. Mit Knappheit müssen die Abenteurer leben und allen Reichtum wohl überlegt einsetzen. Die Handlungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig. Und da die Konkurrenz nicht schläft, sollte darauf geachtet werden, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Die Mischung aus Deckbuilding, Worker-Placement und Wettlauf zu den Fleichtöpfen ist gelungen zusammengewoben. Noch dazu ist alles üppig ausgestattet und gelungen thematisch illustriert. Jedes Spiel verläuft anders, auch weil zwei unterschiedliche Spielpläne verschiedene Herangehensweisen abverlangen. Dieses moderne Abenteuerspiel wurde zurecht zum Kennerspiel des Jahres nominiert. (pen)