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Spiele – Abenteuer HYBRID!

11. Oktober 2021, 10:02

Mit einem cleveren hybriden Konzept geht vom 14. bis 17. Oktober 2021 die SPIEL in Essen an den Start. Im Interview mit Astrid Specht wirft Dominique Metzler, Geschäftsführerin Friedhelm Merz Verlag, zusammen mit ihrem Sohn Max, der das digitale Angebot betreut und aufgebaut hat, einen Blick zurück – und nach vorn.

Die Vorfreude ist groß: Zum ersten Mal seit 2019 werden sich Spielebegeisterte wieder persönlich in Essen begegnen

Die SPIEL ’20 hat Ihnen und Ihrem Sohn rundherum viel Lob eingebracht. Welches Resümee ziehen Sie beide persönlich? Welche Learnings nehmen Sie mit aus dem vergangenen Jahr? Was würden Sie rückblickend anders machen? Und mit welchem Gefühl blicken Sie auf die SPIEL ’21?
Dominique Metzler: Die SPIEL.digital war im vergangenen Jahr mit fast 150.000 individuellen Besuchern eine äußerst erfolgreiche Veranstaltung. Rückblickend würde ich nicht viel anders machen. Wir hatten damals etwa vier Monate Zeit, die Plattform von Grund auf zu konzipieren und umzusetzen. Das war eine Leistung, für die wir von Ausstellern und Besuchern sehr viel Lob bekommen haben. Brettspiele waren im Oktober letzten Jahres trotz des Wegfalls der Präsenzmesse in den Medien, in den Läden und auch beim Verbraucher präsent. Dies war unser Ziel, und wir haben es erreicht.
Max Metzler: Ich sehe das genauso. Es war ein großes Abenteuer, auf das sich unser vergleichsweise kleines Unternehmen mit der Schaffung der Plattform SPIEL.digital im letzten Jahr eingelassen hat. Ich glaube, man kann mit Stolz sagen: „Wir haben mit Bravour bestanden“.

Wie sahen die User-Profile der Online-Teilnehmer*innen im vergangenen Jahr aus? Welche Zielgruppen waren hauptsächlich vertreten, welche fehlten im Vergleich zu den Live-Veranstaltungen vor Ort?
D. Metzler: Es war eigentlich wie auf der realen SPIEL. Ein bunt gemischtes Publikum aus Viel- und Gelegenheitsspielern. Auch Familien mit Kindern waren dabei. Im Nachgang haben wir Fanpost von vielen Eltern erhalten. Eine Mutter schrieb, dass sie die digitale Ausgabe volle vier Tage lang mit ihren Kindern bestritten hat.

M. Metzler: Die SPIEL.digital wurde von vielen internationalen Livestreams begleitet. Hier war die Qualität und dementsprechend auch die Resonanz unterschiedlich. Während man den Eindruck hatte, die gesamte spanische Brettspielszene verfolgt die SPIEL.digital mit großem Enthusiasmus, hätten wir uns in dem ein oder anderen Land mehr Zuspruch erwartet. Dies ist aber natürlich auch davon abhängig, mit wieviel Leidenschaft einzelne internationale Streamer bei der Sache waren.

Dieses Jahr findet die SPIEL sowohl live als auch im Netz statt. Weshalb haben Sie sich gegen eine erneute rein digitale Veranstaltung entschieden? Ist dies nicht ein Wagnis angesichts der Tatsache, dass die Pandemie noch nicht vorüber ist? 
D. Metzler: Wir haben die Präsenzmesse bereits Anfang des Jahres angefangen zu planen. In dieser besonderen Zeit ist wahrscheinlich jegliche Planung auch immer ein Wagnis. Hätten wir die Präsenzmesse von vornherein außen vor gelassen, wäre es jetzt im Nachhinein ein Fehler gewesen, denn die Branche wünscht sich zum großen Teil wieder eine Messe vor Ort in Essen. 2021 präsentiert sich die SPIEL mit rund 600 Ausstellern aus 41 Nationen gewohnt international. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle namhaften deutschen Verlage auf SPIEL ‘21 zu finden, der Anteil internationaler Aussteller ist auch dieses Jahr mit rund 65 Prozent gewohnt hoch.
Mit Blick auf die Unwägbarkeiten in der Vorbereitungsphase während der Corona-Pandemie, freuen wir uns insbesondere über die eindrucksvolle Teilnehmerliste internationaler Aussteller. Eine internationale Messe wie die SPIEL zu realisieren, war angesichts der sich ständig ändernden Ein- und Ausreisebestimmungen keine leichte Aufgabe. Wir sind dankbar über das Vertrauen, das die Brache in uns gesetzt hat, unterstreicht es letztendlich die große Bedeutung der SPIEL als Präsentationsplattform von Neuerscheinungen.

Ein erfolgreiches hybrides Konzept erfordert bei der Umsetzung doppelte Anstrengungen: Sowohl die Besucher*innen vor Ort in Essen als auch die User*innen im Netz haben hohe Erwartungen an die Veranstaltung. Wie werden Sie allen gerecht? 
M. Metzler: Als wir die SPIEL ’21 anfingen zu planen, wussten wir natürlich nicht, ob es im Oktober irgendwelche Besucher- oder anderweitige Beschränkungen geben würde. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, allen Ausstellern der Präsenzmesse einen kostenfreien digitalen Auftritt auf SPIEL.digital quasi mit dazu zu schenken, um eventuelle Zutrittsbeschränkungen für den Aussteller abzumildern. Wir gehen davon aus, dass sich viele Menschen auch im Netz über die Neuheiten informieren und das ein oder andere Spiel digital spielen werden. Doch letztendlich entscheiden die Aussteller selbst, in welchem Umfang sie die digitale Plattform in diesem Jahr bespielen möchten.

Wird das Angebot live und digital so umfangreich sein wie vor Corona beziehungsweise wie vergangenes Jahr? Oder haben Sie die Angebote auf beiden Seiten „abgespeckt“, damit es aus organisatorischer Sicht nicht zu viel wird?
D. Metzler: Einige Programmpunkte, die dieses Jahr vor Ort schwer planbar sind, haben wir ins Netz verlagert. So beispielsweise den Educators’ Day. Internationale Streamingpartner aus dem letzten Jahr haben nun erstmals vor Ort Messestände und stellen die Inhalte von dort online. Es wird sich also mehr vermischen. Einiges wird digital laufen, anderes vor Ort.

Wie ist die Resonanz von Seiten interessierter Besucher*innen bisher? Sind Tickets für die digitale Plattform oder für das Live-Event stärker gefragt?
M. Metzler: Die SPIEL.digital wird auch in diesem Jahr für Besucher kostenfrei sein. Die Seite wird erst einige Tage vor Messebeginn online gehen. Mit dem Ticketverkauf für die Präsenzmesse haben wir gerade erst begonnen. Es bleibt also abzuwarten, ob die Besucher am Ende die Präsenz- oder die digitale SPIEL besuchen werden.

Wie sieht das Hygiene- und Sicherheitskonzept vor Ort aus?
D. Metzler: Das Hygienekonzept ist ziemlich umfangreich. Die wichtigsten Punkte sind: Für Besucher gilt die 3G-Regel. Sie müssen also vollständig geimpft, getestet (Schnelltest) oder genesen sein. Der Einlass ist nur mit personalisiertem Ticket möglich. In den Hallen ist ein medizinischer Mund- und Nasenschutz zu tragen. Hiervon ausgenommen sind lediglich Kinder unter sechs Jahren. Die Tische der Aussteller müssen weiter auseinanderstehen. Vom Stuhlrücken des einen Tisches bis zum Stuhlrücken des nächsten Tisches muss ein Mindestabstand von 1,50 Meter gewährleistet sein. An den Spieltischen erfolgt eine gesonderte Kontaktnachverfolgung der Teilnehmer via Luca-App oder händischer Listen.
Die Messegänge sind verbreitert worden, die Hallen werden mit 100 Prozent Frischluft belüftet. An zentralen Stellen und an Ausstellerständen werden Desinfektionsmittel bereitgestellt.
Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst und werden über das von der Politik geforderte Maß hinaus an weiteren Stellen reglementieren. So haben wir Punkte ins Hygienekonzept aufgenommen, die eigentlich laut momentan gültiger Verordnung gar nicht verlangt werden. Wir bestehen beispielsweise auf einer Testung von Schülern und akzeptieren keinen Schülerausweis, da in vielen Bundesländern Ferien sind. Und wir geben vor, dass auch an den Spieltischen Maske getragen werden muss, obwohl auch dies aktuell nicht vorgeschrieben ist. Beides sind aber unserer Ansicht nach sehr wichtige Punkte, um die Veranstaltung so sicher wie möglich zu gestalten.
Letztes Endes feiern wir in diesem Jahr mit der SPIEL alle zusammen ein großes kooperatives Spiel. Jeder muss auf jeden Rücksicht nehmen und die Regeln befolgen, damit wir alle zusammen unbeschwert Spaß haben können.

Mit der Absage von Asmodee fehlt dieses Jahr einer der größten Spielehersteller auf der Messe. Wie kompensiert man so eine Absage beziehungsweise wie gehen Sie damit um?
D. Metzler: Es ist natürlich schade, dass Asmodee nicht präsent sein wird. Die Absage kam für uns allerdings nicht überraschend, da wir bereits im Frühjahr in den sozialen Netzwerken gelesen hatten, dass Asmodée in diesem Jahr an keiner Präsenzmesse weltweit teilnehmen wird. Einige renommierte Verlage haben die Gunst der Stunde genutzt und ihre Stände insbesondere in Halle 3 zum Teil noch einmal deutlich vergrößert. Somit hat uns die Absage zumindest finanziell nicht hart getroffen.

Vielen Dank für diese Einblicke!

spiel-messe.com/de/
spiel.digital/de

Dominique Metzler, Geschäftsführerin Friedhelm Merz Verlag

Max Metzler, Project Manager, Friedhelm Merz Verlag