Spiel16 – Rundgang durch die Messehallen

13. Januar 2017, 13:02

Die Herbstmesse Spiel in den Essener Grugahallen ist ein Mekka für Brett- und Kartenspieler. 174.000 Besucher sind neuer Rekord! Hunderte von neuen Spielen von etlichen Anbietern, zunehmend auch mehr aus dem Ausland, lassen das Spielerherz höher schlagen. Auch die Branche ist hoch zufrieden, da schon im zweiten Jahr in Folge ein Umsatzplus von zehn Prozent vermeldet werden kann. Unser Messerundgang kann nur einen kleinen, sehr subjektiven Einblick in die Neuheitenflut gewähren. Es gibt wieder viel zu spielen, mischen wir die Karten und werfen wir die Würfel!

Partyspiele und Kreativspiele
Spiele für große Gruppen ohne langes Regelstudium sind in dieser Kategorie zu Hause. Häufig kommt es nicht auf das Gewinnen, sondern auf den erlebten Spielspaß an. Es gibt interessante Neuheiten. Vor allem gilt das für „Klappe!“ von Huch. Auf eine Aussage muss eine passende, ironische, witzige aber auf jeden Fall schlagfertige Antwort gefunden werden. Da werden schon mal kuriose Alltagsfloskeln ausgesprochen. Klassische Quizspiele sind „Deutschland – Das Quiz“ von Moses, in dem Wissen á la Wer wird Millionär? abgefragt wird. Das gleiche gilt für „Wikipedia – Das Spiel“ von Spin Master, nur dass hier die Quizidee mit einem interessanten Werbeträger aufgeladen wurde. In „Kneipenquiz – das Original“ von Moses geht es unter anderem um eine Menge unnützes Wissen. Erstmalig wird in einem Quiz gegen das Spiel gespielt, so dass es keinen Einzelsieger gibt. Klasse und neuartig vom Zugriff ist „Cortex Challenge“ von Asmodee. Wie der Titel schon sagt, muss man sich verschiedensten Herausforderungen unter Zeitdruck stellen. Hinzu kommen Fühlkarten, dessen Oberflächenstruktur ertastet werden muss. Großen Spielspaß verspricht „Word Slam“ von Kosmos: Zwei Teams spielen gegeneinander, beide haben dieselbe Aufgabe, erklärt wird aber lediglich mit Begriffkarten. Könnte ein Klassiker werden! „Picassimo“ von Haba ist schon die halbe Erklärung. Es wird gezeichnet und dann Teile des Bildes vertauscht und neu zusammengesetzt. Aus den picassoesken Bildern muss dann die Vorgabe erkannt werden.

Familien- und Kinderspiele
Der Übergang zwischen Familien- und Kinderspielen ist fließend. Aber immer dann, wenn die Erwachsenen auch gerne mitspielen und die Kinder durch Zufallselemente eine berechtigte Siegchance haben, dann ist es gut. „Ice Cool“ von Amigo ist eine echt coole Neuheit, weil Pinguine als wackelnde Steh-Auf-Männchen über den Parcours geschnipst werden müssen. „Donkey Derby“ von franjos ist ein verrücktes Rennen. Esel können sehr störrisch sein und bleiben bisweilen ganz gegen den Spielerwillen auf dem Weg zum Ziel stehen. Bei „Flotti Karotti“ von Ravensburger kommt Fangkunst ins bekannte „Lotti Karotti“. „Drachenturm“ von Haba spielt in einer 3D-Kulisse. Die wuchtigen Aufbauten werden vom Ungeheuer zerstört, so dass man sich rechtzeitig retten muss. Die „Kullerhexe“ von Drei Magier muss mit Feingefühl über einen Rollparcours zu den Verstecken jongliert werden. „Mino & Tauri“ von Amigo sind zwei Außerirdische, die durch ein Maislabyrinth geführt werden müssen. Dabei hat aber jeder der beiden eine andere Sicht auf den Irrweg. Gute Absprache ist von Nöten.
Etwas anspruchsvoller sind folgende Spiele: „Wiener Walzer“ von Piatnik simuliert den Reigen in einem Legespiel. Neben dem Arrangement punktträchtiger Paare müssen noch Köstlichkeiten am Buffet eingesammelt werden. Nicht weit von Wien entfernt liegt „Ulm“ von Huch. Das Markttreiben um das Münster wird nachgestellt und jeder darf erfolgreich mitwirken. Die Reise nach Estland, nach „Tallinn“ von Ostia Spiele ist ein Stückchen weiter. Dort angekommen nimmt man Einfluss auf Kaufmannszunft, Ritterschaft und Mönchswesen. Ein einfaches Kartenlegen regelt den Ablauf. Dann heißt es in „Sail Away“ von Mattel Segel raffen, Meere erobern, Schätze finden und Aufträge erfüllen.

Spielefamilien
Erfolgreiche Spiele werden zu Familien ausgebaut. Der Kunde kauft nicht die Katze im Sack, denn ihm wird von der Grundidee und vom Setting ein mehr oder weniger bekanntes Produkt angeboten. Die Neuheit sollte aber noch einen Mehrwert haben. Häufig werden so die erfolgreichen „Spiel des Jahres“-Titel variiert, aber nicht nur.
Bei Amigo ist „Privacy“ erfolgreich. Jetzt geht es bei „Privacy Numbers“ um Zahlenwerte und wer das Original kennt, weiß, dass häufig schlüpfrige Fragen gestellt werden. Allerdings wird niemals jemand bloßgestellt. Jumbo lässt seinen Klassiker nun in einer 3D-Kulisse mit Piratenthema „Stratego Pirates“ spielen. „Carcassonne Amazonas“ von Hans im Glück ist bei seinem „Around the World“-Trip ebenfalls in exotischen Landen gelandet. Etwas weniger kosmopolitisch macht es „Risiko – Europa“ von Hasbro. In einer Luxusausgabe wird um mittelalterliche Kronen/Herrschaft gefightet. Im mittelalterlichen Anbau von Feldfrüchten und Tierzucht ist „Agricola“ von Lookout angesiedelt. Jetzt wurde das Geschehen etwas heruntergebrochen: „Agricola – Familienspiel“. Halb Europa, halb Asien gilt für „Istanbul“ von Pegasus. Die neueste Erweiterung heißt „Brief und Siegel“. In Fantasylanden ist „Andor“ angesiedelt. Das neueste Meisterwerk und gleichzeitig Abschluss einer Trilogie ist „Die Legenden von Andor – Die letzte Hoffnung“ von Kosmos. Als Stand alone ist es ohne Basisausgabe spielbar. Ravensburger ergänzt die erfolgreiche „Make ‚n’ Break“-Linie jetzt mit „Make ‚n’ Break architect“. Mit farbigen Zollstöcken müssen Vorgaben nachgestellt werden. Und das aktuelle „Spiel des Jahres“ erfährt die fast zwingende Ergänzung durch „Codenames Pictures“ von CGE bei Heidelberger.
Auch Kartenspiel-Verspielungen gibt es von Erfolgsspielen. Den Klassiker aus dem 2F-Verlag „Funkenschlag“ gibt es jetzt als Kartenspiel wie Kartenversionen zu „Broom Service“ von Alea, „Die Burgen von Burgund“ ebenfalls Alea sowie „Camel Up: Cards“ von Eggertspiele bei Pegasus. Zu „Dixit“ von Libellud bei Asmodee gibt es mit „Revelations“ einen weiteren Kartensatz erneut mit einer Fülle neuer surrealer Bilder. Und dann hat Amigo „6 nimmt!“ mit „X nimmt!“ erweitert, wodurch, der Titel verrät es schon, mehr Varianz ins Geschehen kommt – Diese Neuheiten sind eben so gut wie die Basisspiele und haben durchaus ihre Berechtigung.

Besondere Spiele
Es gibt immer einige besondere Titel. Sie laden einfach zum Ausprobieren ein. Dazu gehört sicher „Dreams“ von Zoch. Traumbilder werden an den Sternenhimmel projiziert und müssen erkannt werden. In „Ein Fest für Odin“ von Feuerland wird neben strategischer Weitsicht auch die optimale Nutzung der persönlichen Heimatressource gefordert. Ein Schwergewicht! In „Meduris“ von Haba wird ein Druide mit Geschenken umworben. Wohl dem, der gut vorbereitet ist. „Die Baumeister des Colosseum“ von Schmidt spielt in der Antike, ein Amphitheater muss errichtet werden. Ein Wettlauf der modernen wie gleichzeitig skurrilen Art wird in „Hit Z Road“ von Space Cowboys bei Asmodee nachgestellt. Wer erreicht die Westküste Amerikas, ohne von herumirrenden Zombies aufgehalten zu werden?
Im Vorgriff auf das Lutherjahr 2017, 500 Jahre Reformation, gibt es das Reise- und Sammelspiel „Luther – Das Spiel“ von Kosmos. Auf den Spuren des Reformators wandeln die Spieler und gleichzeitig malt Lukas Cranach am Porträt des großen Deutschen. Ironisch und sicher nicht ganz zufällig zu diesem Zeitpunkt greift Zoch das Thema mit „Mea Culpa“ auf. Nur die reinigende Kraft der Ablassbriefe rettet vor der Hölle. Da ist der Weg nicht weit zur „Stadt der Spione“ von Heidelberger. Mit List versucht jeder, das fähigste Spionagenetzwerk aufzubauen. Verrucht, historisch und kriminalistisch ist „First Class: Unterwegs im Orient-Express“ von Hans im Glück. Härter geht es im angesehenen „Million Club“ von Asmodee zu. Strategisch will investiert werden, aber ohne Intrige wird keiner erfolgreich sein. Im „Club der Erfinder“ von Bombyx bei Asmodee wettstreiten kluge Köpfe verschiedener Epochen. Welches Zeitalter war das erfolgreichste? Mehr dem Zocken frönt man in der „BaRRacuda“ von Drei Hasen in der Abendsonne. Es geht um richtig, richtig viel Geld. Jumbo setzt auf Emojis. In „emotify“ gilt es, aus einer Handvoll Emoji-Plättchen kreative Rätsel zu Vorgaben zu finden.

Kartenspiele
Kartenspiele besetzen das Kleinpreissegment. Dieses ist zunehmend im Fokus vieler Hersteller und mit schön illustrierten Kartenbildern lässt sich doppelt gern spielen. „Speemo“ von Adlung ist ein Speed-Memo mit Rezeptkarten und den entsprechenden Zutaten. „NextPress“ von Adlung spricht Wortakrobaten an, wenn es um das schnelle Finden von Schlagzeilen geht. „Sleeping Queens“ von Game Factory spielt im Schlummerland. Prinzessinnen müssen aufgeweckt und dann vor Angriffen geschützt werden. Bei „Freitag der 13.“ von Heidelberger dreht sich alles um die Zahl 13, die beim Ablegen nicht übertrumpft werden darf. „Kanagawa“ von Iello fordert die Spieler, Bildkarten im japanischen Malstil auszulegen, die die Natur im Verlauf der Jahreszeiten spiegelt. Um Natur, speziell um Bäume, geht es in „Arboretum“ von Abacusspiele. Verschiedene Bäume werden gepflanzt und erblühen in all ihrer Farbenpracht. „Fische versenken“ von Moses ist schon die halbe Regel, denn kleine Fische müssen in den Löchern auf bestimmten Karten „versenkt“ werden. „Perlentauchen“ vom Mogel-Verlag spielt ebenfalls unter Wasser. Die Perlmuttkügelchen müssen nicht nur gefunden, sondern auch zu Ketten geschnürt werden. Mutige Nager bekämpfen sich in „Brave Rats“ von Pegasus, ein typisches Micro-Spiel, das mit 16 Karten auskommt. „Mit List und Tücke“ von Kosmos ist ebenfalls schnell und trickreich gespielt, weil die wenigen Karten alle individuell gestaltet sind und so unterschiedliche Handlungen generieren. „Monster Park“ von Truant ist der Zoo der Zukunft. Als Zauberer fängt jeder Fabelwesen, um den Wünschen des Königs zu genügen. „Fabelsaft“ von 2F-Spiele ist ein Tiere-Sammeln, allerdings mit ständig veränderten Regeln. „Tempel des Schreckens“ von Schmidt ist ein Abenteuer für große Runden, weil man in verschiedene Rollen schlüpft, die unterschiedliche Ziele verfolgen, was unweigerlich zu Wirrwarr führt.
„Alle Mann an Deck“ von King Racoon Games ist ein freches, schnelles, gemeines Kartenzocken um Piratenbräute und Korsaren-Kapitäne. „Take that“ von Nürnberger ist einfach. Entweder legt man eine Karte in die Reihe oder nimmt eine weg. In Situationen, in denen man beides nicht kann, werden Kröten geschluckt. „Pairs. Das Schwarze Auge“ von Truant hört sich nach Pärchen finden an, ist es aber nicht. Vielmehr zockt jeder gegen jeden um gute Kombinationen. Bei „Jolly & Roger“ von Abacusspiele buhlen zwei Piraten um Schiffsladungen. Der eine teilt, der andere wählt, was zu pfiffigen Verführungen verleitet. In „Der Villa des Paten“ von Gmeiner bei Huch gehen die Spieler gemeinsam gegen das Spielsystem vor, um die Leibwächter auszuschalten und den Paten dingfest zu machen.

(pen)