Häfft: Schreibware für Spielwarenhändler

16. Januar 2025, 8:00

Sortimentserweiterung, saisonale Umsatzpotenziale ausschöpfen und sich vom Wettbewerb abheben – Stefan Klingberg, Gründer des Häfft-Verlags, gibt wertvolle Einblicke, wie diese Strategien in der Spielwarenbranche erfolgreich mit Schreibwaren und Papeterie umgesetzt werden können. Er erläutert, wie Fachhändler vom Schulanfangsgeschäft profitieren und welche Herausforderungen die Einführung der sogenannten „Laptop-Klassen“ mit sich bringt.

Spielwaren-Fachgeschäfte, die erstmals oder wieder in das Thema PBS (Papier, Bürobedarf, Schreibwaren) einsteigen wollen, sollten sich zunächst einen aktuellen Überblick über die Besonderheiten vor allem des Schulgeschäfts verschaffen, empfiehlt Stefan Klingberg, Mitgründer des Häfft-Verlags aus München. Laut ihm haben sich trotz herausfordernder Marktbedingungen der PBS-Markt mit Papier, Bürobedarf und Schulmedien in den letzten drei Jahren stabil behaupten können.

Physische Lernmedien und Elternansprache
Auch in Zeiten von Digitalisierung ist die Nachfrage nach physischen Lern- und Organisationsmedien für Schüler*innen im Gegensatz zu rein digitalen Artikeln weiterhin hoch. „Teilweise sind Laptop-Klassen schon wieder eingestellt worden“, so Klingberg und fährt fort: „Natürlich ist auch am Schulgeschäft die Digitalisierung nicht spurlos vorbeigegangen. Aber anders als in der Spielwaren-Branche, in der große Ketten und E-Commerce immer mehr dominieren, bietet das kleinteilige Schulgeschäft auch Spielwaren-Fachhändler*innen immer noch sehr interessante (saisonale) Umsatz-Potenziale.“
Stefan Klingberg, der den Häfft-Verlag 1990 als Schülerzeitungs-Projekt in München gegründet hatte, schlägt Spielwarenhändler*innen vor, den Fokus auf die Ansprache von Eltern, vor allem auf Mütter zu legen. Sie sind die Gatekeeper und wichtige (Mit-)Entscheiderinnen, wenn es um Schulbedarf geht.

Shopping in Wellen
Die Einkäufe für den Schulstart erfolgen in der Regel in Wellen mit mehreren Peaks. Auf sogenannten „Ranzen-Partys“, die von Fachhändler*innen oft im ersten Quartal veranstaltet werden, bekommen angehende Erstklässler*innen (und deren Eltern und Großeltern) ein Gefühl für die Tasche, mit der in Zukunft Bücher und Hefte transportiert werden sollen. Die Einkäufe der restlichen Schulartikel erfolgt für Erstklässler*innen meist kurz vor Beginn und während der Sommerferien. In dieser Zeit starten Eltern von Grundschüler*innen mit den Einkäufen, die bereits Listen mit den Schulartikeln für das kommende Schuljahr erhalten haben.

Stefan Klingberg gründete in den 1990er Jahren gemeinsam mit seinem Klassenkameraden Andreas Reiter den Häfft-Verlag. Markenzeichen der „Hausaufgabenhäffte“ und Kalender sind neben dem Namen „Häfft“, lustige Sprüche, Zeichnungen und interessante Infotexte.

Weiterführende Schulen bedienen
Die zweite große Einkaufswelle für den Schulstart findet meist kurz vor Ende der Sommerferien statt. Jetzt stehen vor allem Schulutensilien für ältere Schüler*innen im Mittelpunkt, die von Eltern mit Kindern an weiterführenden Schulen besorgt werden. Stefan Klingberg rät Händler*innen, bei der Auswahl von Lieferanten darauf zu achten, dass Hausaufgabenhefte und Schulkalender mit Datumsbindung ein Rückgaberecht haben und empfiehlt eine Strategie für Datumsartikel: „Wir als Spezialisten für Planer und Vokabelhefte empfehlen unseren Händler*innen, sich für den Schulanfang nur eine gewisse Grundbestückung an Artikeln mit Datumsbindung ins Sortiment zu nehmen und den Rest mit undatierten Zeitplanern abzudecken. Zwar bieten wir prinzipiell Umtauschmöglichkeiten, aber zum Schulanfang kann bei großer Nachfrage auch nachbestellt werden.“ Ab dem Ende des Haupt-Schulgeschäfts sollte auf Artikel ohne Datumsbindung umgestellt sowie ein (kleines) Basis-Sortiment wie Vokabelhefte oder Spieleblöcke vorgehalten werden. Für die Themen Stifte und Schulhefte empfiehlt Klingberg, sich die Unterstützung vom Großhandel oder den etablierten Schreibgeräteherstellern zu suchen. Diese hätten auch passende Kleinsortimente speziell für den Spielwaren-Fachhandel. Weiterhin macht natürlich auch eine zeitnahe Auswertung des zurückliegenden Schulgeschäfts Sinn, bevor der alljährliche Weihnachtsstress im Spielwaren-Handel zuschlägt. Mit diesen Erfahrungen kann man dann in Jahr Zwei noch besser auf die lokalen Besonderheiten reagieren. Vielleicht folgen dann noch mehr Artikel für Eltern oder man entscheidet sich, aktiv Schulen anzugehen und Sammelbestellungen anzubieten. Ob man als Fachhändler*in in das „Besorger-Geschäft“ mit Schullisten einsteigen will, hängt von der eigenen Expertise, der Unterstützung durch Spielwaren-Fachverbände, Großhändler und den eigenen (zeitlichen) Kapazitäten ab. Umsatztechnisch ist das spannend, aber ein großer Aufwand und spezielles PBS-Knowhow ist hierfür ebenfalls nötig. Aber das Potenzial der langfristigen Kundenbindung ist groß, gerade in Hinblick auf das eigentliche Kerngeschäft – Spielwaren zu Weihnachten.

Mit den Hausaufgabenheften (oben links) und den Schülerkalendern (rechts) von Häfft wird das nächste Schuljahr knallbunt und bestens organisiert.

Gute Aussichten
Klingberg entwirft ein positives Bild für Schreibware im Spielwarenfachhandel: „Wir wissen, dass gerade Eltern für Ihre Kinder auf physische Produkte setzen. Das Geschäft ist für Fachhändler in Zeiten von Amazon & Co. nicht einfacher geworden. Deshalb kann es sinnvoll sein, ein stimmiges Sortiment anzubieten, das über die „üblichen verdächtigen Produkte“ hinausgeht. Weiterhin wichtig sind gute Beratung und Service, was Kund*innen immer schätzen. Für den Fachhandel dürfte es aber wichtiger werden, sich den Herausforderungen einer engeren Taktung und einer branchenübergreifenden Denkweise zu stellen. Zu den klassischen Themen wie Spiele, PBS, Bücher werden verstärkt saisonale Anlässe wie Neujahr, Karneval, Ranzenpartys oder Sport-Events hinzukommen. Wer über den Tellerrand hinausschaut und spannende Themen im Wechsel ansprechend präsentiert, wird auch in Zukunft begeisterte Kund*innen haben!“ 

haefft-verlag.de/schule2025