Schnullerfee & Co. – Impuls Soziales Management

13. Juni 2017, 11:33

Wann ist der beste Zeitpunkt für Kleinkinder, dem geliebten Schnuller Lebewohl zu sagen? Mit dieser Frage müssen sich alle Eltern früher oder später auseinandersetzen. Ellen Bäumer, Erzieherin im „Kinderhaus WaldSchatz“ und Elternbegleiterin bei Impuls Soziales Management, gibt Antworten.

Das Bedürfnis zu saugen, ist angeboren. Sogar Ungeborene im Mutterleib nuckeln bereits hingebungsvoll am Daumen. Prinzipiell ist gegen kiefergerecht geformte Beruhigungssauger in den ersten beiden Lebensjahren also nichts einzuwenden. Doch spätestens mit dem dritten Lebensjahr sollte der Schnuller abgeschafft werden, so Experten, denn ab diesem Alter ist die Gefahr sehr groß, dass es zu Kieferfehlstellungen kommt. Freiwillig geben allerdings die wenigsten Kinder ihren heiß geliebten Nuckel ab. Wie also sollten Eltern ihren Kleinen den geliebten Schnuller abgewöhnen?
Psychologen raten davon ab, den Schnuller einfach wegzuwerfen, denn ein Schnuller ist oft wichtiger Seelentröster. Für das Kind bedeutet der Verzicht daher auch einen Verlust, den es langsam verarbeiten muss. Sehr hilfreich kann es daher sein, wenn Eltern früh anfangen, den Schnullergebrauch zu dosieren, beispielweise den Nuckel nur einzusetzen, wenn keine andere Ablenkung mehr hilft.
Wichtig ist für Kinder oft auch das beruhigende Saugen beim Einschlafen. Doch wenn das Kind tief schläft und der Schnuller locker sitzt, können ihn die Eltern in der Regel problemlos aus dem Mund nehmen. Wacht das Kind dabei allerdings auf, sollte man es besser lassen, denn wenn das Kind den Schnuller sogar nachts „verteidigen“ muss, steigt der Stellenwert des Seelentrösters noch und es wird ihn umso widerwilliger hergeben.
Genaues Beobachten hilft dabei herauszufinden, wann das Kind den Schnuller wirklich braucht. Viele Kinder greifen aus Gewohnheit oder Langeweile zum Schnuller. Werden die Kinder in diesen Fällen beschäftigt und ist der Schnuller dabei hinderlich, fällt das Abgeben leichter.
Sehr hilfreich kann ein Abschied in Raten sein, vielleicht in Form einer Vereinbarung, dass der Schnuller nur noch zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Orten benutzt werden darf, zum Beispiel zunächst nur noch im Haus, später nur noch im Kinderzimmer und zum Schluss nur noch im Bett.
Eltern entwickeln häufig die spannendsten Ideen, um den Schnuller loszuwerden. Es werden Fantasiegestalten, wie beispielsweise die Schnullerfee mit der Abholung des Schnullers beauftragt. Im Austausch für den Schnuller bekommt das Kind ein kleines Geschenk. Perfekt sind Bilderbücher wie zum Beispiel „Ein Bär von der Schnullerfee“ von Bärbel Spathelf.
Oft geben Eltern den Schnuller dem Nikolaus, dem Osterhasen oder dem Christkind mit. Hier sollte man sich allerdings im Klaren sein, dass eine negative Verknüpfung mit diesen Ereignissen beim Kind bestehen bleiben kann.
Liebevoll ausgedachte und gestaltete Rituale, in deren Planung das Kind mit einbezogen wird, helfen, den Abschied vom Schnuller besser zu verstehen. Eine feierliche Zeremonie im Garten oder ein zelebrierter Marsch zur Mülltonne mit anschließender „Schnullerabschiedsfeier“ geben dem Kind Vertrauen in seine eigene Stärke und erleichtern das Abschiednehmen.
Am wichtigsten ist es allerdings, die Gesamtsituation zu berücksichtigen, in der sich das Kind gerade befindet. Wird das Kind gerade in die Krippe eingewöhnt oder ist dabei sauber zu werden, ist der Zeitpunkt für die Schnullerentwöhnung sicherlich nicht optimal. Auch nach der Geburt eines Geschwisterchens sollte dieses Vorhaben besser auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Ein Kind kann nicht alle Entwicklungsschritte auf einmal vollziehen.
Eltern sind in dieser Zeit besonders gefordert, da sie diese Zeit des Abschieds eng begleiten müssen. Das Kind braucht wahrscheinlich mehr Körperkontakt und Aufmerksamkeit und fordert eventuell seinen Schnuller mit viel Protest zurück. Diese Zeit konsequent durchzustehen und auszuhalten, verlangt auch von den Eltern ein hohes Maß an Sicherheit in der eigenen Haltung. Wichtig ist vor allem, in diesem Abnabelungsprozess kreativ zu sein und sich keinen Stress zu machen. Denn alles hat seine Zeit. Einfach auf das Kind achten und auf das eigene Bauchgefühl vertrauen.
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Als zertifzierte Elternbegleiterin steht Ellen Bäumer in den Einrichtungen „Kinderhaus WaldSchatz“ und „Kindergarten Waldkleckse“ in Waldbronn, beides Einrichtungen von Impuls Soziales Management, den Eltern zur Seite. Gemeinsamt mit zwei Kolleginnen berät sie zu verschiedenen Erziehungsthemen und hilft dabei,
eigene Lösungswege zu erkennen und zu entwickeln.
Ihre beiden Kinder waren schon etwas älter, bis sie es geschafft haben, sich endgültig vom Schnuller zu verabschieden. Bei beiden Jungs wurde das gleiche Ritual zelebriert: Mit großem „Trara“ marschierten alle in den Garten, um den Schnuller an einer Silvesterrakete zu befestigen. Ein letzter Abschiedsgruß und der Schnuller wurde für immer in den Himmel geschossen. Noch heute erzählen die Kinder gerne von diesem unvergesslichen Erlebnis.