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Retail Experience – Umdenken heißt die Devise

25. März 2021, 18:17

Wie viele Lockdowns uns noch bevorstehen, weiß derzeit niemand. Wir wissen nur eins: Der stationäre mittelständische Einzelhandel hat durch Kaufkraftverschiebungen in den LEH, die Drogeriemärkte und andere, „systemrelevante“ Verkaufsstellen Unmengen an Umsatz verloren und muss zusehen, diese so schnell es geht, auszugleichen. Das funktioniert nur, wenn Händler*innen vor Ort ihre Kund*innen zurückgewinnen können. Sibylle Dorndorf sprach mit dem Experten für Vertriebsentwicklung im Handel, Christian Sickel, über das Wie.

Herr Sickel, steht der Einzelhandel vor dem Aus oder „nur“ an einem Scheideweg?
Ich würde von einem Scheideweg sprechen, denn es gibt durchaus Möglichkeiten, die Händler*innen ergreifen können. Sie müssen es nur schnell und konsequent tun. Wer bereit ist, sich langfristig weiterzuentwickeln und neu zu erfinden, wird in Zukunft bestehen und die Handelslandschaft mitgestalten.

Die Abwärtsspirale im Handel sehen wir aber ja nicht erst seit Corona?
Das ist richtig. Und das liegt meines Erachtens nach daran, weil die meisten Unternehmen im Handel in den zurückliegenden Jahren ihren Fokus nur auf das Thema Kostensenkung gerichtet haben und nicht auf die Kundenzufriedenheit.

Können Sie das konkretisieren? Wo wurde vor allem gespart?
Die Kostensenkungen betreffen vor allem die Mitarbeitenden. Statt Fachpersonal werden ungelernte Kräfte eingesetzt, die immer schlechter bezahlt werden. Wann immer möglich, werden – auch außerhalb der Coronakrise – Staatshilfen beantragt, um den schlechten Umsatz und die Fehler im Management auszugleichen. Die Mitarbeitenden werden als Druckmittel genutzt. Nehmen Sie das Beispiel Karstadt. Anstatt innovativ zu sein, beantragt das Unternehmen Staatshilfen in Dauerschleife – immer mit dem Argument, dass sonst Stellen abgebaut werden müssen. Ein weiteres Beispiel ist Douglas, die gerade Filialschließungen ankündigen.

Ist es nicht nachvollziehbar, defizitäre Filialen oder Standorte zu schließen?
Im Grunde schon, aber die Argumentation ist für mich nicht schlüssig. Im konkreten Fall heißt es ja, dass die Filialen geschlossen werden, da die Kund*innen verstärkt in den Onlinehandel abwandern. Doch ist dadurch der Gesamtumsatz gestiegen oder konnte nur der 2020 fehlende stationäre Anteil ausgeglichen werden? Am Ende ist es meiner Meinung nach einfach eine kostensenkende Maßnahme, die dem Börsengang zugute kommt und die Karrierechancen der handelnden Personen steigert. Die Endkund*innen spielten eine untergeordnete Rolle. Und wir bezahlen Rabatt-Aktionen wie den Black Friday seit Jahren mit Steuergeldern.

Dann erleben wir bald eine Geschäftswelt von staatlich unterstützten Pleiten?
Ja – denn wer sich nur noch von Förderung zu Förderung hangelt, der schließt sein Geschäft vielleicht nicht jetzt, sicherlich aber in ein bis zwei Jahren oder spätestens, wenn der Ruf nach staatlichen Hilfen im Nichts verhallt. Oder wir erleben bald eine künstlich am Leben gehaltene Geschäftswelt.

Über Sickel und Team: Christian Sickel ist Gründer und Geschäftsführer von Sickel und Team, einem der führenden deutschen Anbieter für Vertriebsentwicklung. Er blickt zurück auf eine mehr als 20-jährige Verkaufserfahrung in multinationalen Unternehmen. Mit einem Team aus erfahrenen Trainerinnen und Trainern unterstützt Christian Sickel Unternehmen dabei, ihre Verkaufsproduktivität, ihr Umsatzwachstum und ihren Ertrag maßgeblich zu steigern. Dabei fokussieren sie sich auf die Umsetzung der Maßnahmen in den Unternehmen, die von den meisten Anbietern vernachlässigt wird. Eine der Methoden ist Conlivery®, die von Christian Sickel selbst entwickelt wurde. Sie setzt sich aus praxisnahem Consulting und verlässlicher Ergebnislieferung in Echtzeit (Delivery) zusammen.Kontakt: c.sickel@sickel-team.com