Prof. Dr. Karin Falkenberg: „Es war mir eine Ehre!“
Eine Zäsur für die Leiterin des 1971 eröffneten Spielzeugmuseums in der Nürnberger Karlstraße: Prof. Dr. Karin Falkenberg verlässt diese wichtige Kulturinstitution, die sie seit 2014 mit Kompetenz und viel Herzblut geleitet hat. Thomas Lappe sprach mit der zum Thema „Museum und Emotion“ habilitierten Expertin und Spielzeugbegeisterten über ihre Erfahrungen, Erfolge und Wünsche im und für das Spielzeugmuseum.

Frau Falkenberg, Sie verlassen nach zwölf Jahren das renommierte Spielzeugmuseum. Welche Gefühle kommen Ihnen angesichts des Wechsels?
Ich lasse das Spielzeugmuseum „in Liebe los“ – so würde ich es nennen. Das Museum ist eine Institution, deren unkomplizierte Botschaft weltweit verstanden wird. Jeder Mensch assoziiert mit „Toy Museum“ etwas Wunderbares. Spielen ist ein Urphänomen des Menschen und wird universell verstanden. Unsere Gäste kommen aus aller Welt. Die Hälfte von ihnen spricht weder Deutsch noch Englisch und trotzdem ist das Spielzeugmuseum ein Magnet. Natürlich verlasse ich dieses emotionale Haus mit einem weinenden Auge. Das andere Auge lacht – ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe im Freilandmuseum Bad Windsheim, das ich als Direktorin übernehmen darf.
Verraten Sie, welche Ihre Lieblingsobjekte waren? Und welche Ihre tollsten Ausstellungen?
Aussagestark sind alle Objekte, denn jedes erzählt ein Kapitel Spielzeuggeschichte. Was ich im Museum zauberhaft finde, ist die „Omaha-Bahn“, eine Modellbahn der Spur S. Die spannendsten Projekte? Hm, viele… „Notspielzeug“ gehörte definitiv zu den Highlights. Da ging es um Spielzeug, das Eltern zwischen 1942 bis 1950 für ihre Kinder selbstgemacht haben, weil die Spielwarenproduktion kriegsbedingt darniederlag. „Spielzeug und Rassismus“, „Spielzeug aus Kaugummiautomaten“ oder „Spielzeug der Türkei“ waren ebenfalls sehr intensive und lebendige Ausstellungen. Eines der wichtigsten Projekte war für mich der Umbau von Foyer und Erdgeschoss. Wir haben hier sieben Weltnarrative des Spielens entwickelt, eines davon ist die Formel: Ding + Phantasie = Spielzeug. Die Sanierung konnte dank Stiftungsgeldern, Erbschaften und Spenden 2021 abgeschlossen werden. Endlich. Das Spielzeugmuseum ist heute viel mehr ein Haus zum Anfassen und Spielen – und weniger Glasvitrinen-lastig.
Ich höre da heraus, Sie gehen „erhobenen Hauptes“?
Absolut. Mit den engagierten Menschen in meinem Team, Haupt- und Ehrenamtlichen, haben wir extrem viel gewuppt. Das Museum liegt in bester Altstadtlage, und der Förderverein ist seit 2014 auf 500 Mitglieder angewachsen. Das Haus ist zum „place to be“ geworden, es ist ein lebendiges Museum und kein Elfenbeinturm mehr. Die Sammlung umfasst rund einhunderttausend Objekte, die übrigens alle basisdemokratisch auf der Internetseite zugänglich sind, denn im Haus selbst können leider wir nur rund 5 Prozent all dessen zeigen. Ich habe die deutschlandweit erste Nachhaltigkeitsstrategie eines Museums vorgelegt und die weltweit erste Gemeinwohlbilanz. Das Spielzeugmuseum ist Referenzmuseum für Klimaschutz und wurde in den letzten Jahren vielfach ausgezeichnet. Wir haben diskutiert und geackert und zu vielen Ausstellungen Kataloge erarbeitet – und das alles mit einem Mitarbeiterstab von gerade mal sieben Personen. 2024 kamen, nach der Corona-Zeit, wieder 126.000 Gäste. Es ist eine – ich darf das so sagen – riesige Arbeit, die mit „Dienst nach Vorschrift“ völlig unvorstellbar wäre. Ein Museum braucht Leidenschaft, sonst verstaubt es.
Was wünschen Sie dem Spielzeugmuseum als Institution für die Zukunft?
Der Wunsch der Gründungsdirektorin Lydia Bayer war bereits, das Museum zu erweitern. 1989 kam der erste Anbau. Seit 2020 konnten wir das Haus Karlstraße 17 offiziell als neues Gebäude des Spielzeugmuseums dazugewinnen. Das Museumsareal besteht jetzt aus fünf Häusern, plus Innenhof plus Spielplatz. Mir wäre wichtig, dass das touristische Haus weiterhin gut in der Museumslandschaft verankert bleibt und die Menschen in Nürnberg und Umgebung ihr Museum wertschätzen. Denn: Städte des Spielens gibt es viele: Ravensburg, Altenburg, Essen. Aber die Spielzeugstadt Nürnberg ist einzigartig.
Letzte Frage natürlich, wer folgt Ihnen nach? Was würden Sie sich wünschen?
Wer, ist mir nicht bekannt –, und es kommt darauf an, was der- oder diejenige aus all dem macht – konzeptionell wie im Museumsalltag. Es gibt immer mal Zeiten, in denen man sich eine Ritterrüstung anlegen muss und Zeiten des monatelangen Durcharbeitens. Trotzdem: Mir war es Ehre und Vergnügen, dieses Haus zu leiten. Ich wünsche allen Beteiligten viel Begeisterungsfähigkeit und ein gutes Miteinander!
Frau Falkenberg, vielen Dank. Ich wünsche Ihnen an neuer Wirkungsstätte im Freilandmuseum Bad Windsheim genau diese Begeisterungsfähigkeit, viele Ideen und gutes Gelingen.
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