Product Safety – Freier Forschergeist

Frau Brinz, die Normen für Spielzeug in der EU sind in den letzten Jahren sukzessive strenger geworden. Wie hat sich das auf Produkte von Kosmos ausgewirkt – insbesondere auf die Experimentierkästen?
Die Gesetzgebung folgt dem wissenschaftlichen Fortschritt. Daher werden die Normen regelmäßig angepasst ebenso wie unsere Produkte. Selbstverständlich hat das die Ausstattung der Kästen verändert. Chemikalien, die noch vor 20 Jahren als sicher galten und Chemieexperimentierkästen beilagen, sind heute nicht mehr zulässig. Kosmos-Produkte werden regelmäßig und proaktiv überarbeitet, das heißt unsere Produkte werden vor der Gesetzgebung geändert. Diesen Anspruch haben wir an unsere Produktsicherheit.
Dazu muss man wissen, die Experimentierkästen sind das Kosmos-Traditionsprodukt, das unsere Firmengeschichte seit 100 Jahren begleitet. Sie fallen zwar unter die Spielzeugrichtlinie doch innerhalb der Spielware haben sie eine Sonderstellung: Mit ihrem höheren didaktischen Anspruch richten sie sich an ältere Kinder, wecken und fördern den Forscherdrang, lassen sie staunen, begreifen und Neues erschaffen.

Wie kam es, dass Chemie- und Experimentierkästen unter die Spielzeugrichtlinie fallen?
Mit Schaffung der europäischen Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug gegen Ende der 80er-Jahre wurden die in dieser Zeit üblichen Produkte, die sich an Kinder unter 14 Jahren richteten, in die Richtlinie aufgenommen. Diese Richtlinienfassung, wie auch die aktuelle Spielzeugrichtlinie, nennen aber auch Produktgruppen, die von der Spielzeugrechtsprechung ausgenommen sind. Chemisches Spielzeug und damit auch Kästen für chemische Versuche wurden aufgenommen, um Kindern das Experimentieren mit Chemikalien zu ermöglichen. In der Folge wurde die Norm EN71-4 geschaffen, die sicheres chemisches Experimentieren ermöglicht und die jüngst auch in eine ISO-Norm übernommen wurde, die in anderen Ländern der Welt gilt.

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich für Kinder aus der Verschärfung der Normen?
Experimentierkästen sind Produkte, die die neuesten Technologien und Erkenntnisse modernster Forschung an Universitäten und Instituten für ältere Kinder und Jugendliche verständlich aufbereiten und ihnen aktuelle Themen aus Wissenschaft und Technik altersgerecht erklären. Mit sicherem Material können sie eigenständig erforschen. Solche wissenschaftlichen Zukunftsfelder sind beispielsweise die erneuerbaren Energien oder die Brennstoffzellen-Technologie. In diesen Bereichen brauchen wir in Europa junge Forscherinnen und Forscher, die sich für MINT-Studiengänge einschreiben und als Ingenieurinnen oder Maschinenbauer Europa als Wirtschaftsstandort stärken und als Technologie- und Industriestandort weiterbringen. Dazu leisten Experimentierkästen einen ganz wichtigen Beitrag.

Welche Maßnahmen würden Sie sich vonseiten der Gesetzgebung wünschen?
Die Gesetzgebung könnte für besondere Spielzeuggruppen wie den Experimentierkästen von gezielten Ausnahmeregelungen Gebrauch machen, damit spannende Experimentierkästen auch in Zukunft möglich sind. Die USA haben das erkannt und in ihrer Gesetzgebung einen entsprechenden Weg vorgezeichnet.
Der wissenschaftliche Fortschritt und damit unser Wissen über Schadstoffe schreitet schnell voran. Produkte waren noch nie so sicher wie heute. Wir würden uns eine Gesetzgebung wünschen, die die Diversität der Produkte der Spielwarenbranche stärker berücksichtigt. Der Begriff „Spielzeug“ vereinigt unterschiedlichste Produktgruppen von Babyspielzeug oder Kuscheltieren bis hin zu anspruchsvollen Experimentierkästen für forschungsbegeisterte Jugendliche. Kosmos Experimentierkästen waren und werden immer sicher sein, dafür stehen wir seit 100 Jahren!