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Peter Hollo: Wir sehen uns!

29. November 2023, 12:15

Peter Hollo verlässt nach acht Jahren auf eigenen Wunsch seinen Posten als deutscher Repräsentant des US-Lizenzverbands Licensing International. Welches Resümee er zieht, was er seiner Nachfolge wünscht und wie es für ihn persönlich weitergeht, verriet er Astrid Specht im Kurzinterview.

Herr Hollo, Sie räumen zum 1. Dezember auf eigenen Wunsch Ihren Posten bei Licensing International. Welche Resümee ziehen Sie nach dieser Zeit?
Es waren gute, spannende, herausfordernde und arbeitsreiche acht Jahre, die ich dieser wunderbaren Branche dienen durfte. In dieser Zeit ist enorm viel passiert, manchmal mehr als wir uns das alle gewünscht hätten. In diesem Zusammenhang waren die Corona-Jahre eine echte Zäsur. Nicht nur die Corona- Jahre selbst, die wir gemeinsam mit den Mitgliedern und ganz vielen Helfern und Unterstützern mit viel Kreativität und Engagement gemeistert haben. Ich denke da an digitale Messen, Veranstaltungen, Webinare und vieles mehr. Die eigentliche Zäsur war, dass nach Corona nichts mehr so war, wie zuvor. Gott sei Dank, mag man da bei einigen Dingen sagen, aber auch leider Gottes. Denn es ist keineswegs nur so, dass Corona uns mit Lichtgeschwindigkeit in eine überfällige geschäftliche Zukunft katapultiert hätte, die ohnehin eingetreten wäre. Corona hat auch tiefe Narben hinterlassen, in Personen und in Unternehmen. Spürbar in Unternehmen allgemein, nicht nur im Licensing: Viel Angst, Unsicherheit und die Flucht ins Kontrollieren-wollen, wo doch mutige unternehmerische Entscheidungen auch ein Weg wären. Nur auf Sicherheit zu spielen erzeugt ja keine Sicherheit, wenn überhaupt eine gefühlte. Safety first ist nichts mehr und nichts weniger als eine von vielen Alternativen im Umgang mit Unsicherheit. Keine allgemeingültige Lösung.

Eine*n Nachfolger*in für Sie gibt es noch nicht. Doch wer auch immer es wird, was wünsche Sie ihm/ihr bei Licensing International Deutschland?
Ich wünsche meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger sehr viel Glück und Erfolg. An gute Ratschläge von Amtsvorgängern glaube ich nicht so sehr. Denn, was für mich als Person richtig und gut war, das kann für jemand anderen vollkommen falsch sein. Es muss immer zur Person passen. Vielleicht schadet es aber nicht, sich folgender Tatsachen bewusst zu sein:
Es ist kein Amt um zu glänzen. Es ist ein Amt, um zu dienen. Es ist ein Amt auf Zeit. Du bist immer Projektionsfläche für die Überzeugungen und Befindlichkeiten anderer. Manche(r), den man retten will, der/die will vielleicht gar nicht gerettet werden und verfolgt ganz andere Ziele. So wie es mehrere Millionen Bundestrainer gibt, gibt es sehr viele Leute, die es immer besser wissen. Und weil diese niemals Mehrheiten organisieren und schon gar nicht einen Proof of Concept beibringen müssen, verfestigt sich die Eigenwahrnehmung damit auch beständig, Recht zu haben. Um im Fußballbild zu bleiben: Von der Seitenlinie reinzurufen ist leichter als selbst zu spielen oder gar langfristig eine erfolgreiche Mannschaft zu trainieren. Ein Verband ist keine homogene Masse, sondern eine Zufalls- und Zweckgemeinschaft mit höchst unterschiedlichen, vielleicht sogar gegensätzlichen, Interessen und Zielen. Was die eine Bubble super findet, findet die andere ziemlich sicher vollkommen inakzeptabel. Durchsetzbar in einem Verband ist immer das Machbare, nicht zwangsläufig das Richtige oder das Wünschenswerte. Dennoch: Es ist ein toller Job.

Sie haben in den letzten Jahren eine Beratungsfirma aufgebaut und Ihr Herzensprojekt P!eace ins Leben gerufen. Werden Sie sich jetzt ausschließlich darauf konzentrieren oder haben Sie andere Pläne?
Seit 2012 habe ich meine Unternehmensberatung Ph – International Consultants. Mit dieser berate ich Top Fach- und Führungskräfte in Toys und Entertainment. Jetzt, nachdem ich mein Amt bei Licensing International aufgegeben habe, wird auch Licensing dazu kommen. Schwerpunkte sind (Personal-)Marketing, Strategien und Personal. Hier biete ich vom persönlichen Coaching oder Mentoring, über Seminare und Webinare, bis hin zu Personalsuche und Headhunting ein breites Spektrum an Services an. Gerade in dieser Tätigkeit musste ich miterleben, wie besonders Top-Performer*innen an einem unerbittlichen System zerbrochen sind. Denn unbedingter Leistungswille führt bei gar nicht so wenigen zur Selbstausbeutung, die ihre Opfer fordert. Nach dem Höhenflug kommt dann plötzlich die Leere. Ein Zustand, der Unternehmen inzwischen Millionen, wenn nicht sogar Milliarden kostet, durch zunehmende Fehlzeiten und Mitarbeitende mit abnehmender oder bewusst gedrosselter Arbeitsleistung. Mein Herzensprojekt P!eace – Schließe Frieden mit Dir selbst, zeigt Wege, auf solchen selbst gestellten Fallen zu entkommen. Auch in Form von Seminaren für Unternehmen. Als Grundlage zeigen wir allen Teilnehmer*innen zunächst Wege zur Entspannung auf. Diese dienen dazu, sich von den Anforderungen und Einflüssen der Um- oder Arbeitswelt zumindest zeitweise zu entkoppeln. Entspannung, Meditation und die Konzentration auf die Atmung hilft, die Gedanken zu ordnen. Dabei geben wir nichts vor, wir werten und beurteilen nicht, sondern machen die Teilnehmenden zu Forschenden ihrer selbst und entwickeln gemeinsam mit allen Seminarteilnehmer*innen Wege und Strategien, die erworbenen neuen Einsichten und Fähigkeiten im Berufs- und Alltagsleben umzusetzen.

peterhollo.net

peace-org.de