Nip, Nip Hurra!
Der mittelfränkische Hersteller Nürnberg Gummi feiert 90. Geburtstag. Geschäftsführerin Carla Brunner sprach im Kurzinterview mit Astrid Specht darüber, wie ein Traditionsunternehmen auch in herausfordernden Zeiten auf Kurs bleibt.
Frau Brunner, wie ist es gelungen, die Ausrichtung von Nürnberg Gummi Babyartikel über drei Generationen immer wieder an die Gegebenheiten der Zeit und die Wünsche der Kund*innen anzupassen, um so relevant zu bleiben?
Als Hersteller kommen wir historisch aus dem OEM-Bereich, haben vorwiegend für andere bekannte Marken produziert und dabei viel gelernt. Später kamen mit „Private Label“ und unserer eigenen Marke „nip“ weitere Geschäftsfelder hinzu, die wir sukzessive ausgebaut haben. Dabei waren wir ständig mit wachsenden Herausforderungen und den unterschiedlichsten Blickrichtungen konfrontiert, durch die wir uns kontinuierlich als Hersteller wie auch als Marke verändern und neu erfinden mussten. Dieser kontinuierliche Veränderungsprozess hat uns schließlich dazu gebracht, uns gut an neue Gegebenheiten anpassen zu können und laufend kreativ zu sein.
„Wir haben nie die Bodenhaftung verloren“
Carla Brunner, Geschäftsführerin Nürnberg Gummi Babyartikel GmbH & Co. KG
Bei welchen Aspekten setzen Sie auf Tradition, wo auf Innovation?
Als mittelständisches, familiär geführtes Unternehmen haben wir nie die Bodenhaftung verloren. Tradition ist für uns ein ganz wesentliches Thema. Auswertungen und Kennzahlen sind wichtig, noch relevanter sind für uns aber eine pragmatische Arbeitsweise und die Möglichkeit, zügig über flache Hierarchiestufen auch unkonventionelle Entscheidungen treffen zu können. In großen Konzernen sind die Prozesse oft so schwerfällig, dass wir hier unseren klaren Vorteil sehen. Richtige Innovationen sind im Bereich der oralen Babyprodukte eher zur Seltenheit geworden. Trotzdem ist es uns immer wieder gelungen, mit neuen Produkten Akzente zu setzen, und es bestehen auch weiterhin Möglichkeiten, Produkte zu optimieren und dem Zeitgeist anzupassen, sei es durch die Materialauswahl oder die Gestaltung. Innovation beziehungsweise das Gespür für Verbraucherbedürfnisse und Trends ist für uns im Produktbereich deshalb natürlich ein großes Thema.
Welche Herausforderungen, wirtschaftlich, unternehmerisch und gesellschaftlich, sehen Sie jetzt und in den nächsten fünf Jahren auf sich zukommen und wie werden Sie diese meistern?
Während der letzten zwei Jahre Corona-Pandemie haben sich die Welt und das wirtschaftliche Zusammenspiel stark verändert. Die Ukraine/Russland-Krise hat die Situation weiter verschärft. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden selbst bei einem sofortigen Ende der Krisen sicherlich noch die nächsten fünf Jahre spürbar sein. Schlechte Verfügbarkeiten und steigende Preise sind an der Tagesordnung und werden es auch weiter bleiben. Wir haben uns bereits in den letzten beiden Jahren mit sukzessive höherer Lagerhaltung hierauf ein Stück weit eingestellt. Auch das ist natürlich mit Kosten verbunden, aber das wichtigste für uns ist, handlungsfähig zu bleiben. Als Traditionsunternehmen legen wir Wert auf Produkte, die bei uns im Haus oder nach Möglichkeit mit der Unterstützung regionaler Partner produziert werden. Diesen Weg sind wir die letzten Jahrzehnte über konsequent gegangen und sehen gerade in der aktuellen Zeit sowie in den kommenden Jahren dadurch klare Vorteile. Gesellschaftlich wird es spannend sein zu beobachten, wie sich das Konsumverhalten verändert. Bis dato wurde insbesondere in Deutschland großer und wachsender Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Es wird interessant, wie der Endverbraucher bei steigender Inflation seinen Fokus legt. Wir werden weiterhin zukunftsgerichtet die Entwicklungen beobachten und uns entsprechend als Hersteller und Marke aufstellen. Wie mein Großvater schon immer zu sagen pflegte: „Ein Gummimann muss flexibel sein“ – was natürlich bildhaft gemeint ist aufgrund unserer Naturkautschuklatex-Produkte.