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Newborn – Die Babyplanerin – Interview mit Inga Sarrazin von maternita

12. März 2021, 10:03

Inga Sarrazin ist Schwangerschaftsconcierge bei maternita in Berlin. Dort bietet sie deutschlandweit organisatorische Beratung, Begleitung und Unterstützung für die Schwangerschaft und die erste Zeit mit Baby. Astrid Specht traf sie zum virtuellen Interview.

Frau Sarrazin, Sie und Ihr Team von maternita bieten als Schwangerschaftsconcierge viele verschiedene Services für werdende Eltern an. Welche sind das und wie sind Sie ursprünglich auf die Idee gekommen? 
Der Service richtet sich ganz nach dem Bedarf der (werdenden) Eltern. Von der Unterstützung bei der Suche nach einer Hebamme, einer Doula, einem Betreuungsplatz oder einem Geburtsort bis hin zu Informationen über staatliche Förderungen wie Gelder, notwendige und hilfreiche Erstausstattung, bis hin zu Vermittlung von Fachpersonal wie Kinderärzte, Stillberaterinnen oder Trageberaterinnen. Wir versuchen die Eltern dort abzuholen, wo sie gerade stehen und sie, soweit es geht, zu entlasten.
Wie so häufig, ist die Idee 2012 aus eigenem Bedarf heraus entstanden. Meine Mitgründerin Ulrike Käfer kam schwanger aus dem Ausland zurück nach Deutschland und suchte nach Unterstützung zur Vorbereitung, die sie nicht fand. Ich war mit Zwillingen schwanger und lag bis zur Geburt zehn Wochen im Krankenhaus, um im Anschluss weitere neun Wochen meine Frühchenzwillinge im Krankenhaus zu versorgen. Da wäre jede Unterstützung und Information zur Entlastung und allen organisatorischen Fragen willkommen gewesen.

Unsere Kollegin Elodie Roux ist Französin und betreut Expats auf Englisch und Französisch, die schwanger oder mit Baby nach Berlin kommen, das deutsche System nicht kennen und noch einmal ganz anders gelagerter Fragen haben.

Welche Services werden bei Ihnen am häufigsten angefragt? 
Dies variiert in Abhängigkeit von der Herkunft. Die deutschsprachigen Eltern fragen häufig nach finanziellen Aspekten, der Planung für die Elternzeit und den Wiedereinstieg und wünschen Unterstützung bei der Suche nach einem Betreuungsplatz. Erstausstattung nehmen sie gerne selbst in die Hand, sind jedoch dankbar, wenn sie grundlegende Kriterien für die Auswahl durch uns erhalten.
Nicht-deutschsprachige Kunden wünschen sich häufiger Komplettpakete, in denen alle ihre Fragen abgedeckt sind – sei es zu unserem Gesundheitssystem, die Suche nach einer Hebamme, Informationen zu staatlichen Förderungen oder Anträgen und die Begleitung zu den entsprechenden Einrichtungen.

Wie bereiten Sie als Schwangerschaftsconcierge junge Mütter und Väter auf die Geburt ihres Babys vor?
In einem Erstgespräch versuchen wir, die Bedürfnisse und Wünsche der Familien gemeinsam zu erarbeiten, um dann ein für die Familie passendes Angebotpaket zu schnüren. Wir stellen Fragen, die unweigerlich auf die Familie zukommen werden und versuchen, diese gemeinsam mit und für die Familie zu beantworten. Wir zeigen den roten Faden an zu bedenkenden und organisierenden ToDos auf, sodass die Familien gut vorbereitet sind und rechtzeitig planen können. Dies nimmt viel Druck.

Was gehört aus Ihrer Sicht zur Baby-Erstausstattung unbedingt dazu?
Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Familien ihre Möglichkeiten aufzuzeigen, und zu schauen, welche Produkte zu ihren Vorstellungen und Lebensumständen passen. Beispiel Babyschlaf: Je nachdem, ob das Baby in einem Familienbett, in einem Beistellbett oder im eigenen Zimmer schlafen soll, können die Empfehlungen und möglichen Must-haves variieren. Auch bei der Mobilität können sich je nach Wohnort (Stadt oder Land, Hochhaus oder Einfamilienhaus) die Bedürfnisse unterscheiden. Geht es um die Wahl eines Kinderwagens, geben wir daher eher Kriterien an die Hand, die den Eltern helfen, sich in dem großen, manchmal überfordernden Produktangebot für einen Kinderwagen zu entscheiden. Eine Grundausstattung an Bekleidung, Babyschlafsack und Alltagsbedarf wie Stoff- oder Einmalwindeln sollte auf jeden Fall immer vorhanden sein.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass für Zwillingseltern die Wahlmöglichkeiten an Produkten deutlich geringer sind. Viele Eltern erleben eine Feder- oder Korbwiege als sehr entlastend im Alltag, teilweise ergänzt durch einen entsprechenden Motor, der diese in Bewegung hält. Ein Großteil der Zwillingseltern entscheidet sich für einen Zwillingskinderwagen. Diese müssen vor allem praktisch im Alltag als auch leicht zu bedienen sein, zum Beispiel, um sie auch allein schnell zusammenklappen und ins Auto verstauen zu können. Still- und Lagerungskissen für die Babys werden auch gerne genutzt.

Ist es sinnvoll als junge Eltern, ein Budget im Kopf zu haben und sich daran zu halten oder sollte es bei der Erstausstattung darum gehen, keine Kosten für den neuen Erdenbürger zu scheuen?
Jeder Geldbeutel ist anders gefüllt und auch die Vorstellung der Familien, wie das Geld für das Kind bestenfalls angelegt wird, unterscheidet sich stark. Die eine Familie legt mehr Wert auf Unterstützung und Entlastung und kauft eher eine Grundausstattung an Kleidung und Bedarfsgegenständen, die andere Familie möchte alle Produkte käuflich erwerben, die es gibt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Es ist immer sinnvoll, ausreichend Grundausstattung zu haben und dann, wenn der kleine Erdenbürger auf der Welt ist, zu schauen, was hilfreich oder notwendig sein kann. Aus Elternsicht wäre es meist besser, eher später anhand des tatsächlichen Bedarfs zu kaufen und nicht zu frühzeitig dem Nestbautrieb zu unterliegen. Damit kann man Fehlkäufe vermeiden und Geld sparen.

Abseits von Windeln, Strampelanzug Buggy und Babywanne – was empfehlen Sie werdenden/jungen Eltern unbedingt, um sich gut auf ihr Baby vorzubereiten?
Entlastung und Informationen, als Grundlage für selbstbestimmte Entscheidungen, sind aus unserer Sicht das A und O.
Das Wochenbett ist eine einmalige, aber auch herausfordernde Zeit. Sich hier bei Bedarf Unterstützung zu suchen, sei es durch eine Mütterpflegerin, Haushaltshilfe oder Stillberaterin, kann viel Druck nehmen. Essen im Voraus vorkochen und einfrieren, vermeidet einseitige Ernährung und vor allem den Druck, jeden Tag etwas kochen zu müssen. Hier gibt es alternativ bereits Angebote wie Gesund und Mutter oder Mothers Finest, welche Wochenbettkost deutschlandweit direkt nach Hause liefern.
Alle Anträge für Elterngeld, Elternzeit, Kindergeld und Krankenversicherung bereits in der Schwangerschaft vorzubereiten, so dass nur noch die Geburtsurkunde beigelegt werden muss, nimmt sehr viel Stress, gerade in den ersten Wochen.

Hat sich das Bewusstsein fürs „Eltern-Sein“ und das, was man dafür braucht, in den letzten Jahren verändert?
Wir Eltern sind sehr bunt und sicher hat das Internet mit all seinen Möglichkeiten dazu beigetragen, dass dieses bunte Bild der Elternschaft heute viel transparenter dargestellt werden kann. Dadurch, dass wir immer neue Eindrücke von anderen Familien entdecken, sehen wir vielleicht auch viel mehr Möglichkeiten, die wir für uns als Familie und Eltern umsetzen möchten. Möglichkeiten, an hilfreichen Produkten, an Erziehungsmethoden, an Lebensmodellen. Das ist grundsätzlich eine tolle Entwicklung. Doch jede Entwicklung hat auch Kehrseiten. Zum Beispiel steigt mit den vielen Möglichkeiten auch die Unsicherheit, etwas richtig oder falsch zu machen/zu entscheiden. Wir Eltern wollen ja immer das Beste für unsere Kinder und manches Mal werden wir durch das übermäßige Angebot, die vielen Lebensmodelle, auch mehr verunsichert. Elternschaft hat in jedem Jahrzehnt seine individuellen Herausforderungen, denen wir begegnen müssen. Welche auch immer das waren, sind und sein werden, Eltern versuchen immer, das beste aus ihrer Situation zu machen.

Wie hat sich Ihre Arbeit als Schwangerschaftsconcierge seit Corona verändert?
Vor Corona sind wir davon ausgegangen, dass der persönliche Kontakt von Angesicht zu Angesicht eine maßgebliche Vertrauensbasis schafft. Diese braucht es für den Service selbstverständlich weiterhin, nur kann diese, auch online geschaffen werden. Wir haben unser Angebot vollständig auf Online und Mobil umgestellt und das wird sehr gut angenommen. Dadurch hat sich auch die Reichweite über Berlin hinaus sehr gut entwickelt. Sicher fehlt uns und den Eltern auch der persönliche Kontakt, sodass wir absehbar, eine Kombination aus on- und offline anbieten werden, sobald die Situation es zulässt.

maternita.de

Inga Sarrazin (links) und Ulrike Käfer, Gründerinnen von maternita

5 Top-Ratschläge für werdende Eltern

Ab dem positiven Schwangerschaftstest über den gewünschten Geburtsort wie Hausgeburt, Geburtshaus oder Krankenhaus nachdenken, und sich so schnell wie möglich um eine entsprechende Hebamme bemühen. So bleibt eine Wahlmöglichkeit.

Bei verheirateten Paaren ist es empfehlenswert im ersten Trimester einen Steuerberater hinsichtlich eines Steuerklassenwechsels zu befragen, um nach der Geburt gegebenenfalls mehr Elterngeld erhalten zu können beziehungsweise dies zu optimieren.

Frühzeitig in der Schwangerschaft als Paar Überlegungen zur Elternzeit und dem Wiedereinstieg angehen. Hintergrund ist der Betreuungsplatzmangel in Deutschland. Wer im ersten Babyjahr wieder teilweise oder vollständig in den Beruf einsteigen möchte, sollte sich bereits in der Schwangerschaft über Betreuungsplätze informieren und sich frühzeitig anmelden.

Mit der Krankenkasse ins Gespräch gehen, um zu besprechen, welche präventiven Maßnahmen von der Kasse übernommen werden, welche Angebote für Schwangere und Kinder im Portfolio enthalten sind und wie das Kind krankenversichert werden kann.

Größere Erstausstattung wie Kinderwagen oder Babybett mit genügend Vorlauf bestellen, damit der Kinderwagen rechtzeitig und nicht erst Wochen nach der Geburt kommt und die neue Matratze noch einige Wochen oder Tage ausgelüftet werden kann.