Neue Medien – Direkt auf die Ohren
Dirk Eichhorn ist Senior Audio Manager bei Tiger Media und kümmert sich darum, dass Audioinhalte von Kinderohren im richtigen Alter gehört werden, und dass Kindern ein vielfältiges Hörangebot zur Verfügung steht. So können Eltern ganz entspannt weghören.
Herr Eichhorn, Sie sorgen für ein sicheres Umfeld in der Hörspielwelt von tigertones. Wieso ist das eigentlich so wichtig?
Eltern sollen sich auf die Qualität der Inhalte verlassen können. Sie sollen die tigerbox Touch unbesorgt in die Hände des Nachwuchses legen können. Wir haben ja früher in unserem Zimmer auch eigenhändig aus unserer Hörspielsammlung die Kassette oder die CD ausgewählt, die wir als nächstes hören wollten und mussten nicht bei jedem Hörspiel die Eltern vorher fragen.
Was genau ist Ihre Aufgabe?
Ich stehe mit Hörbuchverlagen, Hörspiellabels und vielen Künstlern im ständigen Austausch. Ich suche immer nach weiteren Inhalten, damit unsere Zuhörer*innen immer wieder überrascht werden und tolle Neuheiten finden. In wöchentlichen Redaktionssitzungen schauen mein Kollege und ich uns die Neuheiten an und entscheiden, welche besonders beachtenswert sind und überprüfen die Richtigkeit der Daten. Wir stellen somit sicher, dass die Hörspiele, Lieder, Geschichten richtig zugeordnet und sichtbar werden.
Wie genau kuratiert man Hörmedien?
Wir schauen uns die Metadaten an, hören teilweise in die Titel und clustern diese dann nach Themen, Serien, Genres und Altersklassen und so weiter. Unsere Range der Altersangaben lautet ab 0, 3, 5, 9 ab 12 und auch ab 14 Jahren. Kindermusik kann ich fast ausschließlich ab null Jahren empfehlen, da die Texte meist unbedenklich sind und Musik von Kindern aller Altersstufen geliebt wird. Gruselige Geschichten stufe ich meist für Kinder ab 9 oder zwölf Jahren ein, das kommt natürlich immer auf die Inhalte an. So ist zum Beispiel die Serie Johnny Sinclair (viele werden die Gruselhörspiele vom großen John Sinclair kennen) für kleine Kinder ziemlich gruselig. Da müssen wir dann sicherstellen, dass diese Hörspiele auch erst ab neun Jahren empfohlen werden. Serien wie Paw Patrol, Leo Lausemaus oder die Fuchsbande sind wiederum unbedenklich und können theoretisch schon im Krippenalter gehört werden, auch wenn ich diese ab drei Jahren empfehlen würde. Letztlich sind diese Altersgrenzen immer nur als Empfehlung für die Eltern gedacht. Kinder sind individuell. Eltern kennen ihren Nachwuchs am besten und wissen, ob sich ihre sechsährige Tochter entspannt und amüsiert Johnny Sinclair anhören kann oder ob sich ihr neunjähriger Sohn bei Conni Hörspielen gruselt. Wir haben Stunden damit verbracht, über Altersgrenzen zu diskutieren. Die finale Entscheidung liegt schlussendlich bei den Eltern, aber wir wollen möglichst viel Orientierung geben.
Gibt es Ausschlusskriterien und haben Sie schon mal ein Hörspiel abgelehnt?
Es gibt wenige No-Go’s, aber einige kritische Punkte, auf die ich bei der Auswahl der Titel achte. Wir bei Tiger Media stehen für Toleranz, Diversität und Weltoffenheit. Inhalte, bei denen bestimmte Gruppen diskriminiert werden, nehmen wir nicht auf.
Haben sich die Themen der Kinderhörspiele verändert?
Ja. Kinder kommen heute mit vielen Themen früher in Berührung als in der Vergangenheit. Das hängt sicherlich mit der Digitalisierung und der Masse an Informationen zusammen, auf die wir von überall zugreifen können. So werden Themen wie Mobbing, Patchwork und Homosexualität heutzutage gesamtgesellschaftlich offener gelebt und besprochen. Ich persönlich begrüße das, da sich Kinder in dieser Welt zurechtfinden müssen und wir alle die Verantwortung dafür tragen, weltoffene, soziale, selbstständige, tolerante und emphatische Kinder in die Zukunft zu entlassen. Auch im Audiobereich haben sich die Themen an diese Verantwortung angepasst. Früher krochen die Detektiv*innen häufig in alten Höhlen oder Ruinen herum oder waren klassischen Dieb*innen auf der Spur. Heutzutage kann es auch schon mal ein Umweltsünder sein, der verfolgt wird, aber auch das schon angesprochene Mobbing ist ein Thema.
Zum Abschluss noch die Frage: Warum ist Hören eigentlich so wichtig für Kinder?
Beim Hören wird nur ein Sinn angesprochen – alles andere liegt in der kreativen Vorstellungskraft. Kinder erarbeiten sich eigene Bilder im Kopf, sprechen und singen mit und überführen Wörter in ihren eigenen Wortschatz. Hörspiele und Hörbücher unterstützen das eigenständige Verstehen und Lernen. Zudem schaffen sie eine kleine Insel der Entspannung, denn die Augen können hier auch mal Pause machen und müssen keinem Bildschirm oder Text folgen. Deswegen ist das gesprochene Wort auch als Einschlafhilfe so beliebt. Außerdem kann das Hören auch das kreative Spiel fördern, da viele Kinder die gehörten Welten nachspielen oder einfach begleitend zum Hörspiel spielen.