Nachhaltigkeit – Wir haben verstanden
Die Lego Gruppe hat schon im Jahr 2015 als eines der ersten Unternehmen der Spielwarenbranche ein klares Commitment zum Thema Nachhaltigkeit gegeben. Der legendäre Satz aus einer Presseerklärung „Wir haben verstanden“ blieb in Erinnerung, auch, weil den Worten Taten folgten und folgen. Sibylle Dorndorf sprach mit Tim Brooks, Vice President of Environmental Responsibility bei der Lego Gruppe, über den Status quo und das, was in Sachen Nachhaltigkeit bei Lego noch denk- und machbar ist.
Herr Brooks, ein Spielzeug, das über Generationen weitervererbt wird, ist per se nachhaltig. Wie beurteilen Sie den Status Quo von Lego hinsichtlich Nachhaltigkeit?
Wir leisten unseren Beitrag für eine nachhaltige Zukunft – damit unsere Kinder eine bessere Welt von uns erben. Dazu arbeitet die Lego Gruppe mit Kindern und Eltern, Partnern, Experten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zusammen, um Veränderungen zu erwirken und die Kinder von heute zu inspirieren, die Gestalter von morgen zu werden. Es liegt in unserer Verantwortung, dass wir die Auswirkungen unseres Wirtschaftens auf die Umwelt so gering wie möglich halten. Unser Ziel ist, die Lego Bausteine bis 2030 aus nachhaltigeren Materialien herzustellen und bis 2025 unsere Verpackungen zu 100 Prozent nachhaltig zu gestalten. Im September 2020 haben wir angekündigt, 400 Millionen US-Dollar zu investieren, um unsere Nachhaltigkeitsinitiativen zu beschleunigen: Neben anderen Bereichen gehört dazu vor allem auch die Forschung nach neuen, umweltschonenden und recycelbaren Kunststoffen, die den hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Lego Produkte entsprechen.
Tim Brooks, Vice President of Environmental Responsibility, Lego Gruppe
Wie Sie richtig angemerkt haben, sind Lego Bausteine an sich schon nachhaltig, da sie aufgrund ihrer Haltbarkeit und Qualität von Generation zu Generation vererbt werden können: 97 Prozent der Lego Fans geben ihre Lego Bausteine an Freunde oder Familienmitglieder weiter. Dank dieser Langlebigkeit konnten wir in den USA und in Kanada das Lego Replay Programm ins Leben rufen: Mit der Initiative sammeln wir gebrauchte Lego Bausteine, um sie an gemeinnützige Kinderhilfsorganisationen zu spenden. So ermöglichen wir mehr und vor allem auch hilfsbedürftigen Kindern die Förderung durch Spielen. Wir planen eine Erweiterung von Lego Replay auf weitere Länder bis Ende 2022.
Lego gilt als „unkaputtbares“ Spielzeug, haben Sie bereits Versuche unternommen, biobasierte Kunststoffe zu verarbeiten und wäre dies bei gleichem Ergebnis möglich, beziehungsweise wo liegen die Hürden? In welchem Zeitfenster könnte Lego biobasierte oder biologisch abbaubare Kunststoffe verwenden?
Unser Ziel ist es, bis 2030 die Lego Bausteine aus nachhaltigeren Materialien herzustellen, ohne dabei Kompromisse in Qualität oder Sicherheit einzugehen. Was ist für die Lego Gruppe ein nachhaltiges Material? Das haben wir klar definiert: Es muss verantwortungsvoll und unter Einsatz erneuerbarer oder recycelter Ressourcen produziert sein; in der Herstellung entsteht kein oder wenig Abfall, es wird nur umweltfreundliche Chemie eingesetzt und am Ende der Lebensdauer eines Lego Bausteins ist dieser vollständig recycelbar. Auf unserem Weg zum nachhaltigen Lego Baustein sind Herausforderungen zu meistern: Wir müssen neue Materialien entwickeln, die sich akkurat formen lassen, damit die neuen Lego Bausteine mit denen von vor 60 Jahren exakt zusammenpassen. Gleichzeitig muss das Material so haltbar und sicher sein, dass Kinder tagtäglich unbeschwert mit den Lego Bausteinen spielen können.
Im Juni 2021 hat die Lego Gruppe ihren ersten Prototypen vorgestellt: ein Lego Baustein aus recycelten PET-Flaschen – ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zu einem nachhaltigen Produkt. Der Prototyp ist das Ergebnis von drei Jahren intensiver Arbeit in einem Team aus über 150 Expertinnen und Experten, die über 250 unterschiedliche PET-Materialien getestet haben.
Der Prototyp hat ähnliche Haltbarkeits- und Sicherheitseigenschaften wie unsere bestehenden Lego Bausteine und passt zum Lego Spielsystem. Das neue, von uns entwickelte Verfahren haben wir bereits zum Patent angemeldet: Um den recycelten Kunststoff so haltbar zu machen, dass er für die Produktion von Lego Bausteinen geeignet ist, wird ein innovatives Compounding-Verfahren angewandt, bei dem das Hauptpolymer PET mit einer neuartigen Mischung aus verstärkenden Zusätzen kombiniert wird. Noch ist dieser Prototyp hellgrau, da wir bisher keine Farben hinzugefügt haben. Einer der nächsten Schritte bei der Entwicklung des Prototyps wird sein, dass er in den für Lego Produkte erforderlichen Farben produziert werden kann. Unsere Tests mit dem Prototyp sind vielversprechend. Sowohl Design als auch Material müssen jetzt mindestens ein weiteres Jahr getestet und optimiert werden, bevor wir entscheiden, ob wir in die Pilotproduktion gehen können. Eine normale 1-Liter-PET-Flasche liefert genug recyceltes PET, um zehn 2 x 4 Lego Prototyp-Bausteine herzustellen. Das Angebot an biobasierten Lego Elementen aus erneuerbarem Zuckerrohr haben wir in der ersten Jahreshälfte 2021 erweitert. Derzeit gibt es mehr als 100 Elemente aus weichem, haltbaren Bio-Polyethylen, die in mehr als 40 Prozent unserer Produkte zu finden sind. Unser Ziel ist es, die Anzahl der Bio-Polyethylen-Elemente in den nächsten Jahren mindestens zu verdoppeln.
Mit nachhaltigem Spielzeug eine bessere Welt für Kinder zu schaffen, ist das Ziel von Lego
Wie beurteilen Sie den Status Quo von Lego hinsichtlich Nachhaltigkeit in den Verpackungen beziehungsweise Materialeinsatz bei den Produkten?
Lego Bausteine sind so konzipiert, dass sie wiederverwendet und über Generationen weitergegeben werden können. Lego Boxen und andere Verpackungen werden hingegen häufig schnell entsorgt. Derzeit bestehen 91 Prozent unserer Verpackungen (gemessen am Gewicht) aus wiederverwertbarem Papier und Karton. Einige unserer Verpackungen enthalten leider noch Einwegplastik. Diese Art von Plastik ist in vielen Regionen der Welt nicht recycelbar: Das bedeutet, dass wir sie nicht als nachhaltig betrachten. Daher setzen wir mit Hochdruck Maßnahmen um, damit alle unsere Verpackungen bis zum Jahr 2025 nachhaltiger sind. Ab dann verwenden wir nur noch recycelbares Material, Papier und Pappe, und schaffen Einwegplastik ab.
Als nächstes ersetzen wir die Einweg-Plastiktüten, die bei Lego Produkten zum Verpacken der losen Bausteine verwendet werden. Bisher wurden mehrere Prototypen aus verschiedenen papierbasierten Materialien mit hunderten Eltern und Kindern getestet. Im Jahr 2021 schließen wir ein Pilotprojekt ab, bei dem wir Taschen auf Papierbasis testen, die vom Forest Stewardship Council (FSCC117818) zertifiziert sind. Wir rechnen mit der Einführung der neuen Verpackung bereits im kommenden Jahr. Außerdem lassen wir in unseren Lego Stores Plastiktragetaschen auslaufen und setzen stattdessen Taschen aus vom Forest Stewardship Council (FSCC117818) zertifiziertem Papier ein.
Wirken sich diese Maßnahmen auf die Preisgestaltung der Produkte aus und wenn ja, um wie viel Prozent in etwa müssten Sie Preise anheben?
Es ist noch zu früh, um darüber zu spekulieren, ob die nachhaltigen Lego Bausteine mehr kosten werden als unsere derzeitigen Lego Bausteine, da wir uns noch in der Phase der Prototypenbewertung befinden. Der erste Schritt ist, ein Material zu entwickeln, das unseren technologischen Ambitionen und unserem Anspruch an die Nachhaltigkeit gerecht wird. Neben den Kosten für Rohstoffe sind viele Faktoren zu berücksichtigen, die wir heute noch nicht kennen. Erst wenn wir weitere Tests und Entwicklungen abgeschlossen haben, können wir mehr dazu sagen. Eine gleichbleibende Preisgestaltung für unsere Fans bleibt jedoch eines der wichtigen Kriterien, nach denen wir beurteilen, ob ein Material für unsere Produkte geeignet ist.