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Nachhaltigkeit – Selbstverständlich nachhaltig

8. Dezember 2021, 11:28

Schon frühzeitig hat der Verband der Deutschen Spielwarenindustrie das Thema Nachhaltigkeit in seinen DVSI-Index aufgenommen. Das Thema steht verstärkt im Fokus der Unternehmen. Dazu Cornelia Becker, Senior Consultant Nachhaltigkeit beim DVSI: „In unserem Format DVSI CoffeeBreak stellten Josephine Dransfeld von Heunec und Hannah Paffen von Tiny Hazel ihre Beweggründe für eine nachhaltige Ausrichtung ihrer Unternehmen dar.“ Diese Statements aus Industrie und Handel lesen Sie hier.

Nachhaltigkeit ist schon lange kein Trend mehr, und auch kein „nice to have“. Sie ist ein absolutes Muss! Und das nicht nur für Konsumenten, die durch ihre Kaufentscheidung dazu beitragen können, welche Produkte von Interesse sind beziehungsweise gekauft werden, sondern auch für uns als produzierendes Unternehmen. Wir tragen eine gesellschaftliche Verantwortung. Heunec produziert heute Plüsch-Produkte für die Generation, die in 20 Jahren mit den Konsequenzen wird leben müssen, wenn wir weiter machen wie bisher. Das darf nicht sein!
Uns, also der Gesellschaft, den Produzenten, Einkäufern und Konsumenten, rennt buchstäblich die Zeit davon. Jetzt ist DAS entscheidende Jahrzehnt im Kampf gegen den Klimawandel. Barack Obama hat es vor langer Zeit so formuliert: Unsere Generation ist die letzte, die noch aktiv etwas bewirken kann. Und er hat Recht.
Das Bundesverfassungsgericht hat außerdem völlig richtig entschieden, dass das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung die künftigen Generationen zu stark belastet und Deutschland entschieden mehr tun muss. Die Regierung besserte prompt nach. Wir wissen alle, dass die Klimaneutralität hierbei eine entscheidende Rolle einnehmen wird.

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Aber wie genau das alles zu schaffen sein soll, darüber schweigt man sich größtenteils aus. Wir dürfen nicht länger untätig bleiben und darauf warten, dass man uns sagt, wie der Klimawandel beziehunsgweise die Klimaneutralität zu schaffen sind.
Ich persönlich, als eine der Geschäftsführerinnen der Heunec Plüschspielwarenfabrik GmbH & Co. KG., ein klassisches Familienunternehmen in vierter Generation, kann es nicht verantworten, einen zerstörten Planeten zu hinterlassen, der für unsere Kinder nicht mehr lebenswert ist. Ich sehe es als meine Aufgabe an, unser Unternehmen und unser Produktportfolio so nachhaltig wie nur möglich zu gestalten. Und so arbeiten wir bereits seit vielen Jahren daran, stetig nachhaltiger zu werden. Neben alternativen und klimafreundlichen Materialien spielt Klimaneutralität eine enorm wichtige Rolle. Warum? Weil die Welt nur noch ein begrenztes CO2-Budget zur Verfügung hat, das aufgebraucht werden darf, wenn wir die Pariser Klimaziele wirklich erreichen wollen. Eine Kompensation im Anschluss an eine CO2-Bilanzierung ist in meinen Augen dafür ein guter Schritt und unerlässlich. Sonst ist das verfügbare Budget schneller aufgebraucht, als es uns allen lieb sein kann.

Josephine Dransfeld, Geschäftsführerin der Heunec Plüschspielwarenfabrik

Denn durch das Bilanzieren des eigenen CO2-Fußabdruckes wird zunächst einmal verdeutlicht, woher der Großteil der Emissionen überhaupt kommt und welche Einsparungen tatsächlich sinnvoll sind. Die nach der Einsparung noch immer unvermeidlichen CO2-Emissionen werden finanziell durch ein Klimaschutzprojekt ausgeglichen – das können Aufforstungsprojekte sein oder Projekte, die klimafreundliche Technologien fördern.
Wir alle tragen die Verantwortung, die Gesundheit unseres Planeten und seiner Bevölkerung zu erhalten. Wir müssen den Menschen und die Umwelt ins Zentrum unseres Handels stellen. Denn wenn Mensch und Umwelt nicht gut behandelt werden, dann wird unserem Unternehmen bald so oder so die Geschäftsgrundlage entzogen. Wir müssen ernsthafte Maßnahmen ergreifen und diese unmittelbar umsetzen. 
Wir, die Spielwarenindustrie, produzieren Produkte für kleine Menschen, die genauso ein Recht auf einen gesunden Planeten und ein dadurch lebenswertes Leben haben, wenn sie mal groß sind – so wie wir dieses Recht hatten. Wir sind dabei, den Kleinsten eine lebenswerte Zukunft zu verbauen. Business as usual muss aufhören. Lasst es uns anpacken! Jetzt!

Hört man den Begriff Nachhaltigkeit, raufen sich die meisten Unternehmer*innen die Haare. Denn das Wort Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein viel verwendeter Begriff, es fällt schwer, sich etwas Konkretes darunter vorstellen zu können. Gerne wird das Wort in allen Lebensbereichen schonungslos verwendet und wild damit umher gewirbelt, ohne dabei wirklich auf den Grundgedanken einzugehen und Dinge ernsthaft zu hinterfragen. Ein bisschen grünes Brand-Design hier, ein bisschen recycelbare Materialien da und fertig ist der Grundgedanke?
Es steckt so viel mehr hinter dem Begriff Nachhaltigkeit und es ist zu relevant für heutige und vor allem für zukünftige Generationen, als dass man dieses Thema oberflächlich abhandeln könnte. Es gibt keine verbindliche und einheitliche Definition des Begriffes, dadurch wird die Komplexität gesteigert, aber auch verwässert. Recherchiert man über die Herkunft des Begriffes, gelangt man zum Brundtland-Bericht „Our Common Future“ der UN aus dem Jahre 1987. Er ist mit seiner Definition von „Sustainable development“ eines der meistzitierten Werke der Umwelt- und Entwicklungsliteratur und bietet eine der wichtigsten Definitionen von Nachhaltigkeit.

Hannah Paffen Gründerin von Tiny Hazel tinyhazel.shop

„Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability for future generations to meet their own needs.” Aus dieser Definition treten zwei Schlüsselbegriffe hervor, der Begriff Bedürfnis sowie der Begriff Beschränkung. Durch eine nachhaltige Entwicklung sollen die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt werden, ohne die Bedürfnisse der zukünftigen Generationen zu beschränken.
Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit basierte ursprünglich auf der Gewinnerzielung der Wirtschaftssäule. Später wurde das Modell um die Säulen Umwelt und Soziales erweitert. Mittlerweile spricht man eher vom integrierenden Nachhaltigkeitsdreieck (Gibbs’sches Dreieck). Dadurch lassen sich die Beziehungsstrukturen der drei Dimensionen präziser bestimmen.
Es ist nicht ausreichend, wenn man sich nur einer dieser drei Dimensionen widmet. Ökologische, soziale und ökonomische Themen müssen entlang der gesamten Lieferkette, aber auch im Headquarter vor Ort behandelt werden. Das Konzept des Themas Nachhaltigkeit ist branchenunabhängig. Nachhaltigkeit zeichnet heutzutage eine gute Unternehmensführung aus. Wenn das Thema Nachhaltigkeit funktionieren soll, muss es unweigerlich von der Geschäftsführung vorgelebt und verinnerlicht werden, sodass die Vision des Unternehmens stufenweise auf alle Unternehmensebenen und Mitarbeiter*innen übertragen werden kann.
Der Gedanke dahinter ist simpel. Bei jedem Schritt, den Mitarbeiter*innen machen, sollte man sich die Frage stellen, was die nachhaltigste Lösung, basierend auf allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, ist. Dabei ist es irrelevant, ob sich diese Frage direkt auf das zu produzierende Produkt bezieht oder man sich die Frage beim Einkauf von Büromaterialien, bei der Auswahl des Abteilungskaffees oder innerhalb der Mitarbeiterentwicklung stellt. Dinge, bei denen man auf den ersten Blick nicht direkt an das Thema Nachhaltigkeit denkt, wie das Anlegen eines Geschäftskontos oder das Programmieren einer Internetseite, können ebenso nachhaltiger gestaltet werden. Es geht um den Menschen, um die Umwelt, aber auch um den wirtschaftlichen Aspekt. Nachhaltigkeit bedeutet nicht, dass man keinen unternehmerischen Erfolg haben möchte.

Was vielen aufs erste unmöglich erscheint, sollte hinsichtlich der Dringlichkeit am besten von heute auf morgen passieren, aber das ist nicht machbar. Ein Unternehmen umzustrukturieren, braucht Zeit. Nachhaltigkeit ist eine Reise. Wir müssen uns auf den Weg begeben, um am Ziel anzukommen. Wir müssen anfangen, uns die richtigen Fragen zu stellen, jede Situation zu analysieren und danach abwägen, was für das eigene Unternehmen derzeit machbar ist und was nicht. Das Anspruchsdenken, von heute auf morgen alles umzustellen und perfekt machen zu wollen, sollte dabei abgelegt werden. Ebenso die Berührungsangst zum Thema Nachhaltigkeit. Dabei sollte jede*r Unternehmer*in daran denken, es ist normal, dass jede Transformation eines Unternehmens immer mit Zielkonflikten verbunden ist.
Wenn ich die oben genannten Themenbereiche auf Spielwaren transferiere, komme ich für mich mit meinem Unternehmen Tiny Hazel zu folgendem Ergebnis. Ein nachhaltiges Spielzeug ist für mich ein Produkt, welches hinsichtlich sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit bereits in der Produktentwicklung und in enger Zusammenarbeit mit der Designabteilung entstanden ist. Die Idee für das Produkt an sich sollte bereits auf allen drei Säulen beziehungsweise Dimensionen der Nachhaltigkeit beruhen. Diese sollten sich anschließend transparent durch den kompletten Entstehungsprozess und entlang der gesamten Lieferkette ziehen, bis hin zu dem Zeitpunkt, was mit dem Produkt nach dem Produktlebenszyklus beim Endkunden passieren wird. Gibt es Ersatzteile? Kann man das Produkt reparieren? Ist es recycelbar? Kann man die verwendeten Komponenten gut voneinander trennen?
Neben der Betrachtung der Sozial- und Umweltstandards spielen für mich bei der Auswahl eines Produktes beispielsweise die Themenbereiche Langlebigkeit, zeitloses Design, pädagogischer Ansatz, Zertifizierungen der eingesetzten Materialien, Verpackung, Einsatz von Natur-, recycelten oder recycelbaren Materialien ebenso eine wichtige Rolle, wie die Marge, die unverbindliche Preisempfehlung des Produktes oder die Unternehmensphilosophie und Produktion, die hinter dem Produkt steht. 

In der Spielwarenbranche gibt es hinsichtlich Nachhaltigkeit viel zu tun. Genauso wie es in allen anderen Branchen noch viel zu tun gibt. Bei meiner Recherche zu einer Zertifizierung von Sozial- und Umweltstandards bin ich auf die Fair Toys Organisation (FTO) gestoßen und freue mich darüber, als Gründungsmitglied diese Themen aktiv weiter anzutreiben. Die FTO sieht sich als Kontrollinstanz für die Einhaltung und Verbesserung von sozialen und ökologischen Standards. Seit 2018 arbeiten engagierte Spielzeug-Unternehmen zusammen mit dem Deutschen Verband der Spielwarenindustrie und NGOs, also zivilgesellschaftlichen Organisationen, daran, eine glaubwürdige Kontrollinstanz für die Branche zu schaffen. Die Fair Toys Organisation verfolgt einen umfassenden und transparenten Ansatz unter Beteiligung von Spielzeugherstellern und Handel sowie von unabhängigen Akteuren aus der Zivilgesellschaft. Dies sorgt für Glaubwürdigkeit. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Gesellschaft und in den Unternehmen erst wirklich angekommen, wenn wir nicht mehr darüber reden müssen, sondern auf eine natürliche Art und Weise den Grundstein für alles, was wir machen, gelegt haben.