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Neue Dimension im Modellbau

25. März 2024, 10:27

Traditionell wurden 3D-gedruckte Objekte in einer einzigen Farbe hergestellt und mussten nachträglich bemalt werden. Bei Noch in Wangen im Allgäu ist seit dem vergangenen Jahr eine fortschrittliche Technologie im Einsatz, mit der vollfarbige Modelle maßgeschneidert direkt aus dem 3D-Drucker kommen. TOYS hat bei Geschäftsführer Dr. Rainer Noch nachgehakt.

Wie funktioniert der Prozess der Herstellung vollfarbiger Modelle mit einem 3D-Drucker?
An dieser Stelle muss ich kurz ausholen. Einfarbige Figurenmodelle drucken wir bereits seit einigen Jahren in Serie. Bei unserem Tochterunternehmen Noch Asia in Vietnam steht eine richtige kleine 3D-Druckerarmada. Der farbige 3D-Druck hingegen ist relativ neu und die Maschinen sind technisch komplex, wartungsintensiv und teuer. Wir haben uns eine dieser Maschinen für unseren Produktionsstandort in Wangen im Allgäu angeschafft. Nach Monaten des Testens haben wir dann zur Messe 2023 beschlossen die ersten vollfarbig gedruckten Figuren als Neuheit anzubieten. Dieses Sortiment haben wir dann zur Messe 2024 deutlich ausgebaut. Der Druckprozess selbst ist sehr aufwändig und zeitintensiv. Ein Druck mit der Höhe zwei Zentimeter dauert zirka 20 Stunden.

Dank modernster Drucktechnologie und Software gesellen sich immer mehr detailverliebte, vollfarbige Modelle zum Noch-Sortiment hinzu.
Dr. Rainer Noch

Wie beeinflusst die Auflösung des 3D-Druckers die Qualität und Detailgenauigkeit der vollfarbigen Modelle?
Sowohl beim einfarbigen als auch beim vollfarbigen 3D-Druck ist die Auflösung des Druckers der ausschlaggebende Faktor. Die Auflösung aller von uns verwendeten Drucker ist so hoch, dass wir Spur Z Figuren (Maßstab 1:220, zirka acht Millimeter hoch) mit feinsten Details drucken können. Die Druckerhersteller haben eine Analogie zu den Fernsehern aufgebaut und sprechen bei der neusten Generation 3D-Drucker von 8K. Diese Drucker arbeiten mit Schichtstärken um die 0,03 Millimeter. Im vollfarbigen 3D-Druck schafen wir eine ähnlich hohe Auflösung.

Der Mehrwert für die Modellbauer liegt quasi auf der Hand. Wie kann sich der Händler die innovative Technologie für einen stärkeren Abverkauf von Modellbau-Produkten zunutze machen?
Unsere vollfarbig gedruckten Figuren sind eine komplett neue Kategorie und der Endkunde muss selbst entscheiden, ob ihm handbemalte oder farbig gedruckte Figuren besser gefallen. Für den Händler ergeben sich Chancen, da vollfarbig gedruckte Figuren weit mehr Details zulassen als handbemalte. Denken Sie an karierte Hemden, Uniformen mit Abzeichen oder bildhafte Aufdrucke auf Kleidungs-
stücken. Diese hohe Detailqualität fällt natürlich besonders dann auf, wenn man die Figur aus der Nähe betrachtet. Man wird eine solche Figur also kaum irgendwo im Hintergrund einer Anlage oder eines Dioramas platzieren. Dies wird aus meiner Sicht eine zusätzliche Nachfrage generieren. Darüber hinaus wird der farbige 3D-Druck inbesondere die Nachfrage nach Figuren für die kleinen Spurweiten (N 1:160 und Z 1:220) beleben, da hier die Unterschiede zwischen handbemalten und farbig gedruckten Figuren noch deutlicher sichtbar sind.

noch.de


Auf den Gleisen der Veränderung

Was im Spielwarenfachhandel einst als das dominierende technische Spielzeug galt, stellt seine Weichen bereits seit einigen Jahren bei den so genannten Fokushändlern. Unternehmen wie Busch stehen im Mittelpunkt dieser Veränderungen und passen sich den Bedürfnissen der Modellbau-Community an. Im Interview mit Jörg Vallen, Prokurist bei Busch, erfuhr TOYS mehr über aktuelle Entwicklungen, Innovationen und die Bedeutung von Social Media im Modellbau.

Jörg Vallen,
Prokurist Busch

Herr Vallen, können Sie unseren Leserinnen und Lesern einen kurzen Abriss geben, wie sich der Bereich Modellbahn und Modellbau in den vergangenen Jahren im Handel positioniert hat und welche Rolle der Fokushändler dabei spielt?
Modellbahn und Modellbau sind Hobbybereiche, die hauptsächlich von Erwachsenen „bespielt“ werden. In den 1950er und 1960er Jahren war die Modelleisenbahn d a s technische Spielzeug. Heute spielt die Modellbahn als Spielzeug kaum noch eine Rolle. Wenn, dann eher als reine Spielbahnen, wie sie zum Beispiel von Lego, Playmobil oder Märklin my world angeboten werden. Der erwachsene Hobbyist sucht eine große Auswahl, die ein Spielwarenhändler nicht im erforderlichen Umfang bieten kann. Daher findet man das Thema Modellbahn und Modellbau im klassischen Spielwarenhandel immer seltener. Dafür sind die Spezialisten, die ein entsprechendes Angebot und Beratung bieten können, stark gewachsen. Viele haben hier auch den Spagat zwischen stationärem Handel und Onlineangebot erfolgreich geschafft und generieren immer noch entsprechende Umsatzzuwächse.

Wie gestalten Sie das Sortiment bei Busch und auf welches Produktangebot fokussieren Sie sich dabei besonders?
Während sich Busch früher auf den reinen Landschaftsbau fokussierte, wurde das Sortiment in den vergangenen Jahrzehnten immer diversifizierter. Busch „Modellwelten“ bietet heute alles an, was für die Ausgestaltung einer Modellbahnanlage oder zum Bau eines Dioramas benötigt wird. Seit jetzt genau 30 Jahren werden auch Automodelle vorrangig im Maßstab 1:87 angeboten, die nicht nur den Modellbahner, sondern vor allem auch Sammler ansprechen. Wir möchten mit unseren Produkten ein Abbild der Wirklichkeit im Kleinformat erschaffen. Entsprechend muss bei unseren Produktentwicklungen am Ende ein möglichst realitätsnahes und somit hochdetailliertes, häufig auch super-filigranes Modell entstehen. Dies ist unser Kerngeschäft, auf das wir uns konzentrieren. Wir haben deshalb den Vertrieb von Handelswaren aus dem Spielwarenbereich eingestellt, darunter zum Beispiel CD/DVD.

Welche technologischen Fortschritte betrachten Sie als besonders interessant, um das Modellbahn-Hobby zu revolutionieren und wieder eine breitere Masse anzusprechen?
In den vergangenen Jahren kam als neue Produktionsmethode das Laser-Cut-Verfahren hinzu. Das Material wird mit einem Laserstrahl geschnitten oder Oberflächen werden graviert. Speziell bei Gebäudemodellen kann man hier auf den Bau der teuren Kunststoffspritzgusswerkzeuge in vielen Fällen verzichten und die Gebäude zum Beispiel aus richtigem Holz, aber auch aus Karton produzieren, wodurch vorbildgetreue Oberflächen entstehen. Allerdings ist das Verfahren eher für flache Oberflächen geeignet. Gebäude mit komplexen Oberflächenstrukturen (Stuck und Ähnlichem) werden zu aufwändig.
Aktuell revolutioniert der 3D-Druck die Branche. Im Gegensatz zum Laser-Cut-Verfahren können beliebige dreidimensionale Objekte hergestellt werden. Zum Beispiel können damit Figuren sehr einfach produziert werden. Sogar vollfarbige 3D-Drucke sind bereits möglich. Aktuell hat der 3D-Druck den Nachteil, dass größere Objekte sehr schnell sehr teuer werden. Auch die Qualität einer glatten Oberfläche hat seinen Extrapreis. Aber die Entwicklung geht hier rasend schnell voran und die Preise gehen stetig zurück.
Beide Produktionsmethoden haben den Vorteil, dass man hier mit relativ geringen Investitionskosten dabei sein kann. Das heißt, es kommen auch verstärkt Kleinserienhersteller auf den Markt, die ihre Produkte ab Losgröße 1 anbieten. Die größeren Hersteller können aber viel flexibler produzieren und auch Produkte anbieten und individualisieren, wie es bisher nicht möglich gewesen ist.

In der Modellbau-Community gibt es via Social Media einen regen Austausch von Wissen und Erfahrungen zu Techniken, Materialien und mehr. Wie könnte das Thema „Modellbau“ durch die Social Media-Präsenz auch im klassischen, stationären Spielwarenhandel wieder an Fahrt aufnehmen?
Letztendlich ist Social Media für die Hersteller ein weiteres Werbemedium. Wir können natürlich keinen Einfluss auf Communities nehmen, wo die Mitglieder untereinander diskutieren. Wir Hersteller versuchen aber auch, über unsere Social Media Posts Impulse für den Besuch im stationären Fachhandel zu setzen.

busch-modell.de


„Der klassische Spielwarenhandel erlebt einen Wandel“

Horst Neidhard, Geschäftsführer Gebr. Faller

Die Art und Weise, wie und welches Spielzeug Menschen kaufen, hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Der klassische Spielwarenhändler muss seine Geschäftsstrategien immer wieder anpassen. Wie kann die Modellbahn und der Modellbau Ihrer Meinung nach im stationären Spielwarenhandel wieder zum dauerhaften Selbstläufer werden?
Der klassische Spielwarenhandel erlebt durch die verstärkte Onlinekaufkraft einen Wandel. Gleichzeitig hat sich auch die Zielgruppe verschoben, denn der Fokus richtet sich heutzutage nicht mehr nur auf die Jüngsten. Zur Freude des Modellbaus, denn dort lag der Blick noch nie ausschließlich auf den Kleinsten, sondern vor allem auf dem kindlichen Herz der ganz Großen.
Um im stationären Handel erfolgreich zu bleiben, ist es entscheidend, die Vorteile des traditionellen Verkaufs zu erkennen und geschickt mit den Möglichkeiten des Onlinehandels zu verknüpfen. In der technisch anspruchsvollen Welt des Modellbaus wird eine kompetente Beratung vor Ort zu einer unschätzbaren Bereicherung, die das Onlineangebot optimal ergänzt. Kreative Ausstellungen und Präsentationen bieten eine einzigartige Gelegenheit, das Produkt nicht nur zu erwerben, sondern auch intensiv zu erleben.
Auch wir nehmen uns diese Erkenntnisse zu Herzen und bieten in unserem eigenen kleinen Shop in Gütenbach nicht nur inspirierende Modellbauwelten, sondern auch die Möglichkeit, durch unsere Workshops das Hobby spielerisch zu erkunden. Ich denke, durch den persönlichen Kontakt, viele Interaktionen und lebendige Präsentationen kann der Modellbau im traditionellen Einzelhandel Erfolge erzielen.

faller.de