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Messen: Das war die Spielwarenmesse 2024

25. März 2024, 11:51

Vom 30. Januar bis zum 3. Februar kam die Branche zu d e m Event des Jahres in Nürnberg zusammen. 2.354 Aussteller aus 68 Ländern – und damit zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr – nutzten die Gelegenheit, ihre Trends und Neuheiten den rund 57.000 Besucherinnen und Besuchern aus 125 Nationen zu präsentieren. Astrid Specht war vor Ort.

Nach der Messe ist vor der Messe heißt es so schön. Und wenn man die Gespräche während der diesjährigen Spielwarenmesse mit eine paar Wochen Abstand Revue passieren lässt, dürften wohl die meisten Aussteller und Besucher feststellen: Ohne Nürnberg geht es nicht. Ja, es klemmt und knirscht hier und da, doch rund 97 Prozent der diesjährigen Messeteilnehmer waren sich einig und beurteilten die Teilnahme in Nürnberg als wichtig bis sehr wichtig. Die gestiegenen Preise für Stände und Hotelzimmer waren die Hauptkritikpunkte, die Teilnehmende äußerten, doch letztendlich wird dies ein Faktor sein, der zur Veränderung der Messewelt allgemein beitragen wird. Galt bisher „Big is beautiful“ oder „Go big or go home“, lautet jetzt das Motto: „Small(er) is sexy“ – sowohl was die Messestände als auch die Delegationen betrifft, die zu Veranstaltungen anreisen. Für Verwirrung sorgte bei manchen Besuchern die neue Tagefolge: Statt Mittwoch bis Sonntag ging es diesmal von Dienstag bis Samstag aufs Messeparkett. Diese Information war bei einigen alteingesessenen Einkäufern aus dem Ausland offenbar nicht angekommen. Sie hatten Anreise, Abreise und Hotelzimmer für den üblichen Messezeitraum gebucht, nur um festzustellen, dass ihnen ein Messetag fehlen würde und sie einen Tag länger als nötig in Nürnberg verbringen müssten, was natürlich ein ärgerlicher Verlust von Zeit und Geld bedeutete.

Rasend spannender Spielspaß bei Playmobil.
Mascha und der Bär haben sich mit einem Schlumpf angefreundet.

Neue Produkte und Themen gab es dieses Jahr zu genüge, wobei das nächste Lorcana nicht in Sicht war. Dafür wurde rege über die neue Spielzeugverordnung diskutiert, vor allem darüber, dass Online-Plattformen wie Temu zulassen, dass unsicheres oder gefälschtes Spielzeug die EU-Grenzen ungeprüft überschreitet, ohne rechtlich dafür belangt zu werden, während EU-Hersteller gezwungen sind, ihre Spielware gesetzeskonform zu produzieren – ironischerweise in eben jenen Ländern, aus denen Temu seine unregulierte Ware per Direktimport liefert. Für große Hersteller mögen die neuen strikteren Gesetze verhältnismäßig einfach umzusetzen sein, kleinen und mittelständischen Unternehmen bereiten sie fast ausschließlich Probleme und könnten dazu beitragen, dass die Branche in den kommenden Jahren an Vielfalt verliert, weil immer mehr Hersteller aufgeben müssen. Und die EU? Sitzt wie ein zahnloser Tiger in der Ecke, blinzelt müde und überlegt, die Zollfreigrenze bis 2028 zu senken, um mehr Einfuhren auf ihre Sicherheit überprüfen zu können. Doch dreieinhalb Jahre sind eine lange Zeit, während der viel unreguliertes und womöglich gefährliches Spielzeug in den Kinderzimmern landet. Bleibt nur zu hoffen, dass die Gesetzgeber in Brüssel ihrer Pflicht gegenüber der vulnerabelsten aller Verbrauchergruppen nachkommen und weitere und/oder striktere Markteintrittsbarrieren für Spielzeugimporte aus dem EU-Ausland implementieren beziehungsweise ihre Exekutive stärken, um skrupellosen Herstellern und Importeuren das Handwerk zu legen.

Haba war mit einer kleinen, aber feinen Produktpalette auf der Messe verteten.
Von Lässig gibt es jetzt auch Spielzeug aus FSC-zertifiziertem Holz

Ein weiteres, wichtiges Thema und Highlight der Messe waren die „Kidults“, für die in einer eigenen Themenwelt in Halle 3A rund 80 Produktbeispiele unter dem Motto „Life’s a Playground – Toys for Kidsters, Kidults & Co.“ in lebensnahen Wohnwelten präsentiert wurden. Erfreulich war außerdem, dass dem Thema Licensing, dessen Bedeutung auch für die Spielware wächst, in diesem Jahr mit der Licensing Lounge in Halle 12 eine neue und prominente Heimat gegeben wurde. So konnten alte Hasen und Neulinge in der Networking-Area Kontakte knüpfen und pflegen und bei verschiedenen License Talks Know-how sammeln.
Am letzten Messetag öffnete zum zweiten Mal in der Geschichte der Spielwarenmesse die Halle 7A im Rahmen des Open Days ihre Pforten für alle Privatbesucher mit einem Faible für Modellbahn und Modellbau – dort war diesmal zum ersten Mal auch Handverkauf möglich.
Das Fazit der Spielwarenmesse 2024? Die Krise hat ihre Spuren in der Branche hinterlassen, doch die Anwesenheit von Ausstellern wie Haba und Playmobil und vielen anderen Herstellern, die 2023 einiges einstecken mussten, macht Mut und lässt hoffen, dass es bald aufwärts geht.