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Lizenzen – Die Meister der Ikonen

12. Oktober 2020, 15:49

MinaLima ist das Design-Team, das hinter vielen ikonischen Grafik-Elementen und Requisiten der Harry Potter-Filme steckt. Es stand auch Pate für beliebte Merchandise-Artikel aus dem Franchise, die seit dem Sommer auf einer exklusiven Verkausfläche im KaDeWe in Berlin erhältlich sind. Astrid Specht sprach mit Miraphora Mina, einer Hälfte des Duos, über den anhaltenden Erfolg des Franchises.

Mira, was genau haben Sie für die Harry Potter- Filme entworfen, und wie haben Sie dafür gesorgt, dass sich alles, was Sie schaffen, in das Gesamtbild dieses Universums einfügt?
Grafikdesigner entwerfen für Filme hauptsächlich Dinge auf Papier beziehungsweise in 2D – dazu gehören Schriftarten in Büchern und Zeitungen, Muster, Tapeten, Werbeflächen und so weiter. Bei Harry Potter-Fans dürfte die Zaubertageszeitung „Der Tagesprophet“ am bekanntesten sein. Wir waren aber auch für die Karte des Rumtreibers, die Eintrittskarten zur Quidditch Weltmeisterschaft und viele andere Elemente, die man im Film auf den ersten Blick vielleicht nicht gleich wahrnimmt, verantwortlich – darunter die gesamte Beschilderung in der Winkelgasse, die Bodengestaltungen in der Gringotts Bank, Tapetenentwürfe und Wandteppiche, einschließlich des Familienstammbaums im Haus von Sirius Black.
Was den zweiten Teil Ihrer ersten Frage betrifft, so wünschte ich, ich könnte Ihnen eine wissenschaftliche Antwort geben! Tatsächlich war es so: Als wir am ersten Harry Potter-Film arbeiteten, gab es erst drei oder vier Bücher der Serie. Somit existierte noch nicht dasselbe Vermächtnis um das gesamte Franchise herum wie heute. Wir mussten uns den Weg dorthin erst noch bahnen. Rückblickend war das vielleicht positiv, weil wir mit einer gewissen Unschuld oder sogar Naivität an die Sache herangegangen sind.

Sie haben also dazu beigetragen, das Erscheinungsbild des Franchises zu gestalten, anstatt nur zu versuchen, es in einen bereits bestehenden Rahmen zu zu integrieren?
Ganz genau! Was interessant ist: Immer, wenn wir unsicher waren, wie ein Gegenstand oder ein Element aussehen sollte, haben wir im Buch nachgeschaut. JK Rowling ist sehr gut darin, Objekte oder Situationen mit nur wenigen Worten zu beschreiben. So gibt sie den Lesern die Möglichkeit, diese Lücken selbst zu füllen, und ich glaube, das ist auch ein Grund, warum die Bücher so fesselnd sind – der Leser erhält Anregungen, den Rest übernimmt die Fantasie.
Das war wichtig für uns, zum Beispiel als wir die Karte des Rumtreibers gestalteten. Im Buch beschreibt sie, wie die Weasley-Zwillinge ein Stück Pergament herausnehmen, das in zwei Hälften gefaltet ist, und dann beschreibt sie, was es kann und was es mit den Menschen macht – das ist viel wichtiger, als die genauen Maße der Karte zu beschreiben. Wir verstehen uns als Interpreten von JK Rowlings Arbeit, und ihr Schreibstil hat uns viel Raum zum Gestalten gelassen.

Miraphora Mina und Eduardo Lima sind das Grafikdesign-Duo hinter den vielen ikonischen Elementen der Wizarding World- Filme Harry Potter und Phantastische Tierwesen

Im KaDeWe in Berlin gibt es seit dem Sommer eine eigene Verkaufsfläche, auf der Merchandise aus dem Wizarding World Franchise verkauft wird. Wenn Sie mit der Arbeit an einem neuen Film beginnen, wie wichtig ist dabei der kommerzielle Faktor – entwerfen Sie Designs mit dem Gedanken, dass sie zu Fan-Artikeln werden könnten?
Nein, daran denken wir überhaupt nicht. Wir haben erst kürzlich unser eigenes Unternehmen gegründet, zu dem auch die Erstellung von Merchandise-Artikeln aus den Harry Potter-Werken gehört. Aber wenn wir an einem Film arbeiten, konzentrieren wir uns voll und ganz darauf, dass jedes Design speziell nur für den Film gemacht ist. Alles, was wir kreieren, muss zu dem passen, was in der Handlung geschieht. Wenn es dann in ein Produkt umgewandelt werden kann, ist das großartig. Aber es ist meiner Meinung nach unangebracht, von vornherein den Kommerz im Auge zu haben. Außerdem wäre es zu viel zusätzliche Arbeit (lacht). Im Ernst: Wenn wir für einen Film angestellt sind, sind wir Designer, und alles, was von uns oder anderen zu einer Ware gemacht wird, durchläuft innerhalb des Franchise-Teams von Warner Bros. einen rigorosen Auswahlprozess. Außerdem glaube ich, dass jedes Objekt, das rein zu Verkaufszwecken gemacht würde, unauthentisch wirkt, und die Fans das auch bemerken würden.

Der Look & Feel der Harry-Potter-Filme ist ein großer Teil ihres Erfolgs. Was genau macht ein Design oder ein Objekt ikonisch?
Ha, ich wünschte ich könnte Sie das als Publikum fragen! Persönlich habe ich immer das Gefühl, dass man nie zu viele Details haben kann. Die Liebe zum Detail ist so wichtig, weil dies die Fantasie des Publikums anregt und auch deren Erwartungen an einen Film erfüllt.
Ich habe Leute getroffen, die sagten, dass die Karte des Rumtreibers in Harry Potter genauso aussieht, wie sie sie sich vorgestellt hatten. Auch wenn das höchst unwahrscheinlich erscheint, ist es für uns fantastisch, dass die Leute das so sehen, denn das bedeutet, dass wir unseren Job gut gemacht haben! Die Leute haben eine große Vorstellungskraft, also nutzen wir dies zu unserem Vorteil und kreieren Designs, die wirklich einfallsreich sind.

House of MinaLima ist eine atmosphärisch gelungene Mischung aus Galerie und Ladengeschäft

Das Erstellen von Grafikdesigns für Filme ist nicht Ihr einziges Standbein. In Ihrem London Designstudio arbeiten Sie an Aufträgen für das Wizarding World Franchise und illustrieren Bücher. Und Sie besitzen das House of MinaLima in London und Osaka, zwei Galerie-Geschäfte, die Ihre gesamte Arbeit präsentieren. Wie kam es dazu?
Als wir nach acht Jahren das Ende der Arbeit an den Harry Potter-Filmen erreicht hatten, war dies der Anfang dessen, was wir wirklich tun wollten, nämlich auch mal andere Projekte umzusetzen. Deshalb haben wir das Studio MinaLima gegründet. Aktuell haben wir Illustrationen für 15 Bücher gemacht, darüber hinaus möchten wir auch über Raumgestaltung und noch viele andere Möglichkeiten nachdenken. Die Eröffnung der Galerie und des Geschäfts, das wir am 1. September an einen neuen Standort verlegt haben, fühlt sich wie ein wahrgewordener Traum an. Sowohl die Galerie als auch das Geschäft und unser Studio sind im selben Gebäude mitten in London untergebracht. Es ist ein kreatives Zentrum, aus dem viel mehr als nur Filme und Bücher herauskommen könnte! Es fühlt sich an wie der Beginn einer neuen Ära für House of MinaLima.

Warum haben Sie sich für den Pop-up-Shop in Japan entschieden – hängt das damit zusammen, wie das Fandom dort funktioniert?
Ja, das war ein Grund für diese Entscheidung. Ein weiterer Grund war, dass wir mit einem Partner in Japan zusammengearbeitet haben, der unsere Produkte dort in Pop-up-Läden verkaufte. 2017 hatten wir die Gelegenheit, dort einen großen Pop-up-Shop für die British Fair zu machen. Das kam super an! Wir haben auch dieses verrückte Fandom gesehen, das so voller Zuneigung und Emotionen für Harry Potter war, was uns dankbar und ein bisschen demütig gemacht hat. Danach dachten wir, wir sollten es mit einem semi-permanenten Geschäft versuchen. Es war also eine glückliche Fügung, dass sich diese Gelegenheit bot, während der Markt stark war. Bis Corona kam, lief das wirklich gut. Im Moment hängen wir auf beiden Seiten der Welt ein bisschen in der Luft. Aber wir weigern uns, zu schließen!
Als wir vor vier Jahren den Pop-up-Laden eröffneten, fing die Art und Weise, wie man Einzelhandel betreibt, an sich zu verändern. Uns war damals schon klar, dass wir eine Art „Einkaufstheater“ schaffen und nicht nur ein herkömmliches Geschäft betreiben wollten. Wir wollten unsere Arbeiten in einen narrativen Rahmen einbetten und nicht nur Ware in normalen Regalen an einer weißen Wand verkaufen.

Das KaDeWe bietet die bezaubernden Harry Potter-Produkte von MinaLima erstmals im stationären Handel in Deutschland an

Für uns war das Ziel, ein Shoppingerlebnis zu erschaffen, das mehr von Emotionen als vom Geldbeutel der Kunden gesteuert wird. Wobei am Schluss dann beides hoffentlich doch zusammenkommt! An unserem alten Standort haben wir das erreicht. Im Moment müssen wir noch die Herausforderungen der Pandemie bewältigen. Trotzdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir weitermachen müssen. Wir können nicht einfach die Tür schließen und aufgeben. Kurz bevor wir das alte Gebäude verließen, haben wir begonnen, virtuelle Touren auf unserer Webseite minalima.com anzubieten, und wir werden im neuen Gebäude damit weitermachen. Wenn man eine Marke wie Harry Potter hat, dann sollte man diese virtuellen Möglichkeiten nutzen.
Für uns ist derzeit nur schwierig, dass zwei Drittel unserer Besucher Touristen sind und wir durch die Pandemie eine große Besucherzahl verloren haben. Deshalb möchten wir House of MinaLima durch diese virtuellen Touren zugänglich machen. So können wir Menschen zumindest virtuell zu uns in die Räumlichkeiten bringen und ihnen eine Geschichte über das erzählen, was wir zu bieten haben – das ist viel mehr als nur Produktverkauf. Wer will, kann über unsere Webseite eine Tour buchen. Das ist nicht teuer, und man erhält einen Gutschein, den man dann bei einem Kauf in unserem Online-Shop einlösen kann.

Noch ein Wort zu Ihrem nächsten Film …?
Darüber darf ich im Moment noch nicht sprechen. Was ich Ihnen aber sagen kann ist, dass wir gerade an Phantastische Tierwesen Teil Drei gearbeitet haben, als die Pandemie losging und alle Studios geschlossen wurden. Hoffentlich dürfen wir bald mehr dazu sagen, immerhin muss der Film ja fertig werden! Aber in der Zwischenzeit arbeitet Studio MinaLima am Buch „Der Zauberer von Oz“, das nächstes Jahr veröffentlicht wird. Ende Oktober erscheint eine neue, vollständig illustrierte Ausgabe von Harry Potter und der Stein der Weisen. Fans können sich schon mal auf viel interaktiven Spaß freuen. Wer will, kann das Buch auf unserer Webseite vorbestellen.

Vielen Dank für das spannende Gespräch, Mira!

minalima.com